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Wie es zu der tragischen Situation kam, bei der eine schwangere Frau ihr Baby verlor

Wir sind schockiert und traurig darüber, dass am Samstag eine schwangere Frau ihr Baby verloren hat.

Diesen großartigen Moment hat Kurt Prinz eingefangen. Hier findest du noch mehr Fotos von ihm.

UPDATE!

Bei der gestrigen Meldung, eine Schwangere habe ihr Kind verloren, handelt es sich nach aktuellem Stand der Dinge um eine Falschmeldung. Wir sind genauso entsetzt wie ihr und möchten uns dafür entschuldigen. Hier könnt ihr die Geschichte nachlesen, wie es dazu gekommen ist.

Eigentlich war die Demo schon zu Ende, nachdem die Identitären über die U2 in Richtung Centimeter verschwunden sind und sich linke Demonstranten vom Volkstheater wegbewegten und rund ums Museumsquartier zerstreuten. Angesichts des ganzen Mists, der zu diesem Zeitpunkt schon passiert war, wäre es ziemlich unpassend, von einem perfekten Ende zu sprechen, als ein Punk einen Porsche aus der MQ Garage kommen sah und—als wär dieser Moment lange im Voraus geplant und inszeniert gewesen—dem Fahrer des Luxusautos seinen nackten Arsch mit der Aufschrift FUCK OFF entgegenstreckte. Im Normalfall entsteht aus so einem Weltenclash ein ikonografisches Bild, das noch lange in Erinnerung bleibt. Verdammt, mit etwas Glück hätte Wien sein Pendant zum Riot Dog haben können.

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Aber von irgendwo her kam die Information, die Identitären hätten sich beim Rathaus gesammelt und so machte sich eine Gruppe von vielleicht 100 Menschen am Naturhistorischen Museum vorbei über den Ring auf in Richtung des Bürgermeistersitzes. Ich habe keine Ahnung, welchen Plan die Polizei zu diesem Zeitpunkt hatte oder ob es überhaupt einen Plan gab. Die Aussagen des Beamten in unserem Video, der mit Julian Bauer das weitere Vorgehen bespricht, machen mich zumindest skeptisch. Jedenfalls konnten die Demonstranten komplett ungehindert ihren Weg in Richtung Centimeter, wo die Identitären-Afterparty stattfand, antreten. Erst hinter dem Rathaus kam es zum ersten Polizeikontakt—wobei Kontakt übertrieben ist: 2 Busse wollten den Weg blockieren, erkannten die Aussichtslosigkeit der Lage und gaben Gas. Dasselbe taten die Demonstranten, die begannen, die Josefstädter Straße nach oben zu laufen.

Auch am Beginn der Josefstädterstraße gab es Verletzte. Diese Frau soll sich den Fuß gebrochen haben, als sie von einem Polizisten gestoßen wurde. Foto wieder von Kurt Prinz.

Ich rede hier aber nicht vom perfekt organisierten Schwarzen Block, sondern von einer bunt durchgemischten Gruppe an Menschen, die hauptsächlich aus Teenagern bestand. Von den paar Dutzend Menschen, die zu diesem Zeitpunkt noch mit mir die Josefstädter Straße rauf liefen, waren nur ein Bruchteil der Personen vermummt und der einzige Widerstand, der zu diesem Zeitpunkt geleistet wurde, bestand darin, ein Baustellengitter aufzumachen und somit recht provisorisch die mittlerweile anrückende Heerschar an Polizisten zu behindern. Aber schaut euch doch einfach unsere Doku Die Identitären im Herzen Europas an.

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Weil die Kondition der Kids offensichtlich ähnlich beschissene war wie meine, fand ich mich plötzlich unter einem Haufen Teenagern keuchend auf den Stufen der Uni Credit wieder. Dann ging—wie immer, wenn die Scheiße am Dampfen ist—alles sehr schnell. Polizisten stürmten auf uns zu und alle begannen wieder zu laufen—kamen dieses Mal aber nicht weit. Mit quietschenden Reifen sperrte die Polizei die Straße ab und eine Gruppe an Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt in Höhe der Straßenbahnhaltestelle Lederergasse befand, flüchtete sich in die dortige Douglas-Filiale. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob der Typ, dessen nicht gerade sanfte Verhaftung ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite gefilmt habe, nicht vielleicht doch Glück hatte.

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Denn in der Josefstädter Straße 36 wurden zahlreiche Personen—unter ihnen ein 14-jähriges Mädchen—stundenlang festgehalten, während hinter einer Wand aus Polizisten die Altersgenossen um sie zitterten. Und wie wir seit heute nach einem Bericht auf derStandard.at wissen, verlor eine schwangere Frau, die dort wegen der angeblichen Verwüstungen im Douglas in Kontakt mit der Polizei gekommen war, gestern im Krankenhaus ihr Baby. Mich macht das nicht nur schwer betroffen, weil der Gedanke kaum auszuhalten ist, dass jemand 10 Meter von dir entfernt in eine Situation kommt, die dazu führt, dass ein potentieller Mensch stirbt. Es macht mich auch ziemlich wütend, weil Cops so weit ausgebildet sein sollten, dass sie die Lage richtig einschätzen und sich nicht von ihrem Ärger oder ihrer Angst leiten lassen. Genau diesen Eindruck hat man aber bekommen, als die Polizei gestern wie der Elefant in den Parfümladen geplatzt ist. Und nein, dass es auch zu Ausschreitungen von Seiten der Demonstranten kam, ist keine Entschuldigung—immerhin gilt für Exekutivbeamten nicht „Auge um Auge“ oder „Gleiches mit Gleichem“ oder sonst irgendein idiotischer Sinnspruch aus dem Codex Hammurapi. Für sie gilt, dass sie in genau solchen Situationen, wo wir es nicht können, trotzdem ruhig bleiben und mit genau so viel Gewalt, wie nötig ist—im besten Fall nämlich keine—, für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen sollten.

Wir waren vor Ort und haben nach dem Abzug der Polizei einen jungen Burschen interviewt, dessen Freundin auch festgenommen worden war. Aus Angst vor Repressalien wollte er nur mit dem Rücken zur Kamera gefilmt werden.

Am schlimmsten ist aber dieser Augenzeugenbericht, der auf Twitter die Runde macht. Wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, was hier steht, dann vergesst, was ich gerade geschrieben habe. Obwohl ich in der Nähe war—außerhalb der Polizeiabsperrung—kann ich persönlich den Bericht nicht bestätigen. Ich hab nichts davon mitbekommen, was aber nicht heißt, dass es nicht passiert ist.

Unfassbar: Zeuge zu Vorfall mit der schwangeren Frau #blockit #polizeigewalt pic.twitter.com/eZhV3XHq2O

— Lou Hefner ✩☠✩ (@lou_hefner) May 18, 2014