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Munchies

Die besten und schlimmsten Gerichte aus unserer Kindheit

Kinder haben einen absurden Geschmack, was Essen angeht. Sie lieben die komischsten und hassen die normalsten Dinge. Wir haben unsere liebsten und meistgehassten Gerichte aus der Kindheit aufgeschrieben.

Foto: andrechinn via photopin cc

In den Momenten, wo man von einem Wadenkrampf mitten in der Nacht geweckt wird, nach einem Tag im Büro Rückenschmerzen hat oder nach einer noch nicht mal wirklich schlimmen Party drei Tage lang verkatert ist, merkt man, dass man auf dem besten Weg ist, ein alter Sack zu werden.

Und genau das sind die Momente, in denen man seiner Jugend nachtrauert und sich fragt, wo die schöne Zeit hingekommen ist. In der Kindheit war alles noch viel besser. Man musste sich um nichts kümmern, wusste nicht einmal, was Sorgen überhaupt sind und musste sich nicht einmal den Zopf selbst flechten. Heute ist alles anders, nur eines ist gleich geblieben—essen mussten wir auch damals schon. Kinder haben einen absurden Geschmack, was Essen angeht. Sie lieben die komischsten und hassen die normalsten Dinge.

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Erbsen aus der Frühlingssuppe
Wenn meine Mutter keine Lust oder keine Zeit hatte, um etwas Echtes (Suppe ging für mich damals nicht als Essen durch) zu kochen, gab es Frühlingssuppe aus der Packung. Ich habe diese Suppe geliebt. Besser gesagt, einen winzigen Bestandteil dieser Suppe—die Erbsen. Ich habe mir alle völlig aufgeweichten und wahrscheinlich seit hundert Jahren konservierten Erbsen herausgepickt und sie zu meinem Lieblingsessen erkoren. Niemand durfte mir auch nur einen grünen Schatz wegessen, nicht mal mein geliebter Opa. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich heute einen absurd schlimmen Ekel vor Tiefkühlgemüse habe.

Rosinen
Ob Rosinen als Gericht durchgehen, kann ich nicht genau sagen. Jedenfalls habe ich mir von meiner Mutter erzählen lassen, dass ich mich als kleines Kind ausschließlich von Rosinen ernähren wollte. Ich habe sie, ohne sie zu kauen, haufenweise runtergeschluckt und sie sind unverändert wieder aus mir heraus gekommen—eklig aber wahr. Heute hasse ich Rosinen und muss sie sorgfältigst aus jedem Apfelstrudel picken. Vielleicht liegt das daran, dass mir meine Mutter diese Geschichte ein bisschen zu anschaulich geschildert hat.

Käse
Ich glaube, alle Kinder hassen Käse in allen seinen absurden und zahlreichen Formen. Als Kind findet man den Geruch ekelhaft, sortiert in präzisester Kleinstarbeit in allen möglichen Gerichten den Käse aus, egal wie klein und versteckt er ist und meidet jeglichen Kontakt. Kinder und Käse vertragen sich einfach nicht. Aber Käse ist eines dieser Nahrungsmittel, die man irgendwann zu schätzen lernt und als erwachsener Mensch am liebsten auf alles und jeden geben würde, vor allem, wenn es sich um geschmolzenen Käse handelt. Und vor allem, wenn man verkatert ist. Früher ging es sogar so weit, dass ich keine Pizza gegessen habe, auf der Käse war—also nur Pizzabrot mit Tomatensoße. Was war ich nur für ein Mensch?

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Foto: Howard Dickins via photopin cc

Schneewittchen-Joghurt
Meine Mama war sehr um mich besorgt und davon überzeugt, dass Zucker ein Werk des Teufels wäre. Deswegen bekam ich meine erste Portion Zucker in Form eines Schaumspitzes erst mit Vier von meiner Tante, was meine Mutter natürlich zum Ausrasten brachte und mich in einen komatösen Zustand versetzte. Weil ich aber auch diese bunten, ungesunden Sachen essen wollte, die ich nur aus Geschichten von anderen Kindern kannte, hat mir meine Mama immer „Schneewittchen-Joghurt“ zubereitet. Das Zeug war einfach der Wahnsinn und das Highlight eines jeden Tages. Eigentlich war es nur Naturjoghurt mit ein paar Zuckerstreuseln, die im Joghurt tolle, bunte Streifen hinterließen. Ich habe nie verstanden, warum die anderen Kinder diesen tollen Snack nicht gekannt haben. Ich vermutete, dass ihre Mütter einfach nicht so gute Connections zu den Disney-Prinzessinnen hatten.

Gemüsesuppe
Gemüsesuppe war für mich als Kind schlimmer als eine Zeckenimpfung, die Erkenntnis, dass das Christkind nicht existiert und eine schlechte Schulnote zusammen. Das haben zum Glück alle, die für mich gekocht haben, akzeptiert und bei der Auswahl der Mahlzeiten beachtet—außer meine Oma. Die hat mir die schleimigste, pastellgrüne Gemüsesuppe meines Lebens vorgesetzt. Darin schwammen kleine Kartoffelbrocken und Erbsen, die ich versuchte herauszufischen, obwohl ich darauf auch nicht scharf war. Sie zwang mich natürlich dazu, die Suppe auszulöffeln. Zum Glück gab es als Beilage ein überzuckertes Zwetschgenkompott, mit dem ich den ekelhaften Geschmack und die Reste der sämigen Konsistenz vom Inneren meiner Backen wegspülen konnte. Seitdem mag ich Zwetschgenkompott auch nicht mehr. Danke, Oma!

Die Dinge, die man als Kind essen MUSSTE
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich neben den typischen Spaghettipizzaschnitzel-Geschichten als Kind jemals ein Lieblingsgericht hatte. Woran ich mich aber nur zu gut erinnern kann, ist, was ich im Kindergarten essen MUSSTE. Die Tanten damals schienen sich persönlich für mein Überleben verantwortlich zu fühlen und hatten wohl das Gefühl, dass ich bei einer ausgelassenen Suppe dem Hungertod erliegen würde. So war es ihnen ein großes Anliegen, mich bis zum letzten Tropfen Eier-Sprudelsuppe am Esstisch sitzen zu lassen. Weil ich aber damals eine starke Abneigung gegen „schlatzige Sachen“ hatte (und ich glaube, Eier kann man ganz gut in die Schlatz-Schublade stecken) und das „nein—ich will das nicht essen“ eines Kindes irgendwie nicht so einen großen Respekt bei Erwachsenen auslöst, bin ich eben sitzengeblieben und habe meine Schlatz-Suppe gegessen, nur um sie der Tante Momente später in einem dampfenden Kotz-Schwall über ihr Kleid zu gießen. Damals hätte ich keinen Zusammenhang erkannt, heute sehe ich die freudschen Trotzmechanismen und die Macht, die ich mit dem Ein- und Auswurf der Suppe ausgeübt habe. Knorrale Phase sozusagen. Die Suppe musste ich nach meinem persönlichen Folter-Zwangsernährungstrauma jedenfalls nie wieder aufessen und werde ich auch bis an mein Lebensende nie wieder können.