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Der Mann hinter den größten „Elite“-Sexpartys Londons

Chris Reynolds Gordon war Millionär und ist pleite gegangen. Er besaß Anwesen auf der ganzen Welt und war dann obdachlos. Und er ist noch nicht einmal 30.

Chris Reynolds Gordon (unten rechts) und Heaven-SX-Mitbegründerin Eva

Chris Reynolds Gordon war Millionär und ist pleite gegangen. Er besaß Anwesen auf der ganzen Welt und war dann obdachlos. Er war Juniorenmeister im 800-Meter-Lauf und traf sich auch schon mit Wladimir Putin, um über den Rohdiamanten-Handel zu reden. Jetzt, kurz vor seinem 30. Geburtstag, hat er das „Heaven SX“-Konzept von ihm und seiner Freundin Eva in eine von Londons beliebtesten „Elite“-Sexpartys verwandelt.

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Nachdem die Killing Kittens Group—wahrscheinlich das größte Sexparty-Unternehmen des Vereinigten Königreichs—Heaven SX übernommen hat, hielt ich es für eine gute Idee, mit Chris zu reden, um mehr darüber zu erfahren, was er über seine Einkommensquelle denkt.

VICE: Hey Chris. Beschreibe mir doch zuerst mal, wie eine Heaven-SX-Party abläuft.
Chris Reynolds Gordon: Es beginnt wie ein Abend in einer normalen Bar oder in einem normalen Club—die Leute ziehen sich schick an, unterhalten sich, lachen und lernen sich gegenseitig kennen. Zu fortgeschrittener Stunde, so gegen 12:00 oder 1:00 Uhr nachts, ziehen sich die Mädels bei der richtigen Stimmung dann Dessous an. Dieser Moment ist dann etwas komisch, weil alle Typen reden und zusammensitzen—dann kommen plötzlich diese superscharfen Mädels rein, die Stimmung verändert sich total und sie verschwinden Einer nach dem Anderen.

Wieso nennst du das Ganze „Elite“?
In der Vergangenheit war ich auf ziemlich vielen solcher Partys unterwegs und jeder hielt diese für die Elite. Aber dann waren da auch so 50 bis 60 Jahre alte Leute anwesend, die nicht wirklich attraktiv waren. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass es keine schönen 50- oder 60-Jährigen gibt, aber diese Leute waren einfach nicht attraktiv im eigentlichen Sinn. Das ist natürlich sehr oberflächlich, denn Schönheit kann man nicht definieren. Im Grunde haben wir einfach die unserer Meinung nach schärfsten Leute zusammengebracht—jeder war eine 10 auf der Schönheitsskala. Das Durchschnittsalter ist auch ziemlich niedrig, es gibt nichts Vergleichbares.

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Wie viele Leute bewerben sich pro Party?
Wenn wir eine Party organisieren, dann kriegen wir eine oder zwei Wochen lang täglich 100 Bewerbungen rein. Danach werden es immer weniger, so 20 bis 30. Es gibt auch Veranstaltungen für bis zu 120 oder sogar 200 Leute, bei denen wir eine Auswahl treffen. Bei den eigentlichen Partys für die Mitglieder sind ungefähr 30 Menschen anwesend. Im Grunde sind wir sehr oberflächlich und achten nur auf das Aussehen. Deshalb beteilige ich mich nicht wirklich am Auswahlverfahren, denn ich finde es nicht fair, dass eine Person entscheiden kann, was scharf ist und was nicht.

Wir haben jetzt erst fünf Minuten geredet und du hast das Wort „oberflächlich“ schon ein paar Mal erwähnt. Hast du wegen der Partys ein schlechtes Gewissen?
Ja, das Ganze ist echt komisch, weil es ein so offensichtlich oberflächliches Ding ist. Aber selbst die Dating-App Tinder könnte oberflächlicher nicht sein. Du willst niemanden verärgern, aber wenn du auf eine Party für die am besten aussehenden Leute gehen willst, dann müssen wir leider 95 Prozent der Bewerber und Bewerberinnen wieder wegschicken.

Was für Menschen bewerben sich da so?
Eigentlich ganz normale Leute: Journalisten, Schauspieler, Models, Krankenschwestern, Ärzte und Anwälte. Um ganz ehrlich zu sein, ich würde sagen, dass Lehrer, Ärzte, Krankenschwestern und Anwälte die schmutzigsten Gedanken haben—vor allem die Lehrer. Wir haben schon Partys veranstaltet, bei denen die Gäste Masken trugen und keine Handys dabei hatten. Bei einer unserer Veranstaltungen waren auch schon mal sehr berühmte Vertreter der Film- und Musikindustrie am Start.

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Das sind aber dann meistens Pärchen, oder? Was sagt uns das über die allgemeine Einstellung gegenüber Beziehungen?
Meiner Meinung zeigt das, dass die Leute offener und ehrlicher werden. Das hat positive und negative Seiten, ich habe auch schon Pärchen gesehen, die dadurch enger zusammengerückt sind, weil sie nicht fremdgehen müssen. Wenn sich ein Typ zu Pornos einen runterholt und nicht an seine Frau denkt, dann kreisen seine Gedanken um dieses Mädchen—aber eigentlich liebt er seine Frau und er würde niemals etwas mit einer Anderen anfangen. Bei uns ist das irgendwie dasselbe, bloß dass Beide anwesend sind. Ich habe auch schon ein Ehepaar kennengelernt, das sechs Monate verheiratet war und dann mit dem Swingen angefangen hat.

Durch dein Facebook-Profil erscheinst du ein wenig wie der britische Dan Bilzerian. Was sagst du zu diesem Vergleich?
Den Vergleich habe ich schonmal gehört. Die Fotos und die Dinge, die bei uns abgehen … für die Leute, die noch nicht dabei waren, erscheinen diese vielleicht ziemlich wild, aber für mich sind sie eigentlich ganz normal.

Chris in seinen Tagen als Läufer

Vor all dem warst du professioneller Leichtathlet, oder?
Ja. Ich betrat die Bahn und war ziemlich gleich vom ersten Tag an der schnellste 1500-Meter-Läufer des Landes. Ich habe mehrere landesweite Wettbewerbe gewonnen und war für mein Alter schneller als Seb Coe und Steve Cram. Ich war der schnellste 18-jährige 1800-Meter-Läufer Europas. Dann verkrachte ich mich eineinhalb Jahre lang ziemlich heftig mit meiner Familie. Zuvor wurde ich von meinem Vater trainiert, aber ab da schlief ich dann in einem Auto und aß Fish & Chips. Alles brach in sich zusammen. Ich war kurz davor, mich umzubringen—ich wurde einfach nicht damit fertig, nicht der Beste zu sein.

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Dann bist du unter ziemlich schlimmen Umständen zu Geld gekommen?
Ja. Meine Mutter starb, als ich 21 war—sie hinterließ mir 360.000 Pfund [ca. 450.000 Euro], die ich in eine Ausbildung zum Aktienhändler investierte. Als ich mit FTSE-100-Aktien und dann mit FOREX-Aktien handelte, war mein Konto plötzlich prall gefüllt. Es ging mir richtig gut und als Lehman Brothers insolvent ging, kam ich zu einer weiteren astronomischen Summe Geld. Ich entschied mich dazu, alles in Immobilien zu investieren—mit 22 Jahren besaß ich vier Stück in Dubai, vier Stück in Marokko und zwei Stück in Ägypten. Ich wollte mich anschließend nur noch aufs Laufen konzentrieren, aber dann kam diese massive Rezession und ich verlor alles. Zu dieser Zeit besaß ich ein Reinvermögen von etwa 3,2 Millionen Pfund, aber auf dem Papier reich zu sein, ist etwas Anderes, als richtiges Geld irgendwo zu lagern. Wäre die Wirtschaft damals nicht so zusammengebrochen, dann würde ich jetzt nicht arbeiten.

Chris zusammen mit dem russischen Generalsekretär Pawel Borodin

Auf einem Foto bist du zusammen mit dem ehemaligen russischen Generalsekretär Pawel Borodin zu sehen. Was war da los?
Ich habe mich mit Wladimir Putin und Pawel Borodin getroffen, weil ich mit Rohdiamanten handeln wollte—davon hatte ich aber eigentlich keine Ahnung. Damals lief für mich noch alles rund und ich hatte einen guten Bankdirektor, der mir allerdings keinen Kapitalnachweis geben konnte. Ohne diesen wollte jedoch niemand mit mir reden. Also ließ ich ein paar große Diamantenhändler einen Kapitalnachweis für mich ausstellen und um das Ganze kurz zu machen: Mit 23 Jahren war ich laut dem Staat für 390 Millionen Dollar kreditwürdig.

Mit diesen von der Bank bestätigten Dokumenten bin ich dann nach Russland geflogen. Ich bin in den Kreml gegangen und im Hotel des Präsidenten abgestiegen, wo ich mich auch mit Putin und Borodin traf. Wir haben uns in seinem Büro unterhalten und sie dachten, dass ich ein total reicher Typ wäre—ich musste echt viel Mut beweisen. Es war dumm, aber ich wollte der Beste sein und war bereit, dafür alles zu tun, was nötig war.

Also hast du dich ein wenig übernommen?
Zu diesem Zeitpunkt war es auf jeden Fall mehr Schein als Sein. Ich war 23 und habe mich mit ein paar echt wichtigen Leuten getroffen. Aber ich mache das lieber so, als dann zu sagen: „Was wäre gewesen, wenn … ?“ Wenn ich an den Tod denke, dann frage ich mich: „Was, wenn ich dann nicht alles gegeben habe?“ Nachdem ich mein ganzes Geld verloren hatte, war ich obdachlos und ging in Jugendherbergen ein und aus, bis sich die Dinge schließlich wieder in eine positivere Richtung entwickelten.

Jetzt will ich noch wissen, wie groß dein Sexparty-Netzwerk ist.
Nun, in Europa gibt es ein Netzwerk mit 8 Millionen Mitgliedern und ein anderes Netzwerk mit 16 Millionen Mitgliedern. Im Vereinigten Königreich gibt es allein in London Gruppen, die aus Zehntausenden oder gar Hunderttausenden Menschen bestehen. Man kann sich das kaum vorstellen. In meinem jetzigen Vertrag steht, dass ich einfach nur an Orte wie Miami, Ibiza oder New York fliegen muss und dort dann auf Partys gehe und die Leute reinbringe. Ich soll einfach dabei helfen, das Ganze größer zu machen und auf das bestmögliche Level zu bringen.