Gesichter von Männern beim Orgasmus

FYI.

This story is over 5 years old.

NSFW

Gesichter von Männern beim Orgasmus

Wir haben uns mit Stuart Sandford über seine Fotoreihe Cumfaces (2007) unterhalten, für die er Männer gesucht hat, die sich für ihn beim Orgasmus fotografieren lassen.

Stuart Sandford ist ein Londoner Fotograf, der in seinem Werk Phänomene der Intimität und Sexualität erforscht. Ich habe mich mit ihm über seine Serie Cumfaces (2007) unterhalten, für die er Modelle gesucht hat, die sich für ihn beim Orgasmus fotografieren lassen.

VICE: Nur um es kurz klarzustellen: Wer hat die Fotos gemacht, du oder die Modelle?
Stuart Sandford: Ich habe einen offenen Aufruf für Fotoaufnahmen gestartet. Die Bilder mussten auf einem Bett gemacht werden, im Querformat sein und den Kopf und die Schultern zeigen. Dann habe ich vor allem Myspace genutzt, aber auch ein paar andere Websites. Die Leute haben mir ihre Bilder geschickt und ich habe eine Auswahl der Bilder getroffen, die ich am überzeugendsten fand. Ich habe zwölf Bilder ausgesucht, und insgesamt habe ich, glaube ich, ungefähr dreißig bekommen. Ich habe die Aufnahmen also nicht selbst gemacht, sondern eher aus der Ferne gesteuert.

Anzeige

War es schwer, Leute zu finden, die bereit waren, ihre Bilder öffentlich zu machen?
Es war sehr leicht. Die meisten der Leute kannte ich gar nicht, eigentlich niemanden. Mit einigen habe ich vielleicht ein bisschen auf Myspace gechattet, aber richtig kannte ich niemanden. Aber sie haben es alle sehr gern getan. Ich habe auch ein paar Leute gefragt, die ich kannte. Ich habe meinen damaligen Freund gefragt und er hat ein Bild gemacht, aber es passte nicht in meine Serie.

Wie hast du es geschafft, dass die Modelle so offen waren? Die Fotos zeigen ja einen sehr persönlichen Moment.
Ich glaube, es lag vor allem daran, dass es nur ein Projekt war. Es hatte nichts offenkundig Sexuelles an sich. Man konnte ja nichts außer dem Gesicht sehen. Auch wenn die Serie Cumfaces heißt und durchaus sexuell ist, involviert sie keine Nacktheit. Außerdem glaube ich, dass sich die Leute meine Arbeiten angesehen haben. Meine Arbeit hat nichts Ausbeuterisches an sich, das ist, glaube ich, der Grund, warum die Leute so gerne mitgemacht haben.

Was, glaubst du, hast du jenseits der Orgasmus-Ausdrücke dokumentiert?

Ich fand es interessant, die Serie von meiner Arbeit als Fotograf zu lösen. Dadurch war es auch für mich eine Art Herausforderung. Die Serie war eher ein Experiment als eine Dokumentation.

Die Gesichtsausdrücke der Leute sind sehr unterschiedlich, den einen Standardausdruck gibt es nicht. Denkst du, dass die verschiedenen Gesichtsausdrücke etwas über die sexuellen Erlebnisse der einzelnen Personen aussagen?
Ja, das stimmt. Die Leute drücken ihre Sexualität auf sehr unterschiedliche Art und Weise aus. Es ist ein sehr intimer Moment, und einige Leute gehen ziemlich exhibitionistisch damit um. Der eine Typ mit den blonden Haaren wirft zum Beispiel ekstatisch seinen Kopf zurück, während andere Leute etwas zurückhaltender sind. Doch auch wenn sie nicht unbedingt ihren Kopf zurückwerfen und schreien, haben sie Spaß. Jeder von uns reagiert unterschiedlich auf diesen Moment.

Anzeige

Aber nicht nur die Gesichtsausdrücke sind unterschiedlich, sondern auch die Betten. Was sagt ein Bett deiner Meinung nach über seinen Besitzer aus?
Ich sehe gerade mein eigenes Bett. Mein Bett ist recht ordentlich, aber keine Ahnung. Ich schätze, so lange es sauber und ordentlich ist, ist alles in Ordnung. Ein Bett aus dem Projekt sieht irgendwie dreckig aus, aber ich denke, das hat keine Auswirkungen auf das Bild, und auf den meisten Fotos kannst du die Betten gar nicht sehen. Aber es gefällt mir, dass es Unterschiede zwischen den Bildern gibt.

Die Plakate von Lars von Triers neuem Film Nymphomaniac

Warum hast du dich dafür entschieden, dass man nur eine Person sieht und kein Paar?
Ursprünglich hatte ich das Wort „cumfaces“ im Kopf, und für mich war es fast so, als wenn man Selfies ankuckt. Ich habe mich damals gerade mit Selfies beschäftigt. In meinen neueren Werken denke ich viel über Selfies nach, deshalb wollte ich eine Person in den Mittelpunkt stellen. Es war im Grunde der perfekte Weg. Es war das erste Projekt, in dem ich diese Idee umgesetzt habe.

Was denkst du über die Plakate von Lars von Triers neuem Film Nymphomaniac? Sie sind deiner Serie ja sehr ähnlich.
Ja, als ich sie gesehen habe, dachte ich: „Fantastisch.“ Viele Künstler und Bildermacher haben sich mit diesem Moment beschäftigt, das ist ein weiterer Grund, warum ich mich dafür entschieden habe, dass die Modelle die Fotos selbst machen. Ich wusste, dass viele Künstler bereits etwas in der Art dokumentiert hatten, deshalb wollte ich es ein bisschen anders machen. Aber ich denke, dass [die Plakate] toll sind. Es sind großartige Werke. Ich finde sie sehr überzeugend.

Anzeige

Stuarts neuestes Werk ist die Skulptur eines Mannes, der mit einer Kamera ein Selfie schießt.