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Geophysiker beweisen: In der Erde schlummern noch Reste des Urzeitplaneten Theia

Erde, Mond, Theia—irgendwie ist alles eins.
Die Kollision von Erde und Thema. Bild: Wikipedia, NASA/JPL-Caltech | Public Domain

Vor 4,5 Milliarden Jahren war die Erde in einen galaktischen Crash verwickelt. Das jugendliche Himmelsobjekt Theia, welches sich noch in der Entwicklungsphase zu einem ordentlichen Planeten befand, prallte auf die ebenfalls noch junge Erde. Ein Zusammenstoß, der den Mond gebar. Soweit sind sich die Astronomen einig. Wie genau dieser Zusammenprall allerdings vor sich gegangen ist, wirft noch immer Fragen auf, die eine Studie des Instituts für Geophysik und Planetenphysik der University of California nun beantworten möchte.

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Bisher waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Theia, die auf eine Größe der Erde oder zumindest des etwas kleineren Mars geschätzt wird, mit der Erde in einem Winkel von 45 Grad kollidiert sei. Ein solcher Crash hätte zwar weitreichende Veränderungen für die beteiligten Planeten bedeutet, wäre aber nicht in einer solch vehementen Karambolage gemündet, dass die Himmelskörper teilweise miteinander verschmelzen. Die Erde hätte einen gehörigen Drall erlitten, der Mond hätte sich abgespalten, wäre in unseren Orbit geschleudert worden und der Rest von Theia hätte sich ins All verabschiedet.

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Das Team liefert nun jedoch Beweise für eine bereits seit 2012 kursierende Theorie, Erde und Theia seien frontal zusammengekracht, was einen stärkeren Aufprall mit wesentlich dramatischeren Folgen nach sich zöge. Um zu diesen Ergebnissen zu kommen, verglichen die Forscher Gesteinsproben des Mondes von den Apollo-Missionen 12, 15 und 17 mit Proben der Erde und identifizierten dabei eine Übereinstimmung in der chemischen Zusammensetzung. Die planetare Baugleichheit offenbarte sich in den Sauerstoffisotopen, welche jedem Planeten seinen eigenen, individuellen Fingerabdruck verleihen.

„Theia wurde in Erde und Mond gründlich vemischt und gerecht zwischen ihnen aufgeteilt", so der Hauptautor der Studie, Edward Young. „Das ist der Grund dafür, dass wir keine unterschiedlichen Fingerabdrücke zwischen Theia, Erde und Mond finden können." Was am Ende noch von Theia übrig blieb, ist übrigens schlicht und einfach in den ewigen galaktischen Weiten zwischen Erde und Mond zerstoben.

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Mit ihren Ergebnissen widerlegten die Wissenschaftler auch eine Untersuchung aus dem Jahr 2014, welche besagt, der Mond hätte durchaus sein eigenes Verhältnis von Sauerstoffisotopen. Das hätte die These des 45-Grad-Winkels gestützt, bei der der Mond ausschließlich aus Theia hervorgegangen wäre.

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Die neue Studie könnte nun neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte unseres Planeten liefern. Auch die noch immer nicht zufriedenstellend beantwortete Frage über Entwicklung des Wassers auf der Erde taucht in diesem Zusammenhang wieder auf, da die frontale Kollision möglicherweise Wasservorräte von der gerade mal 100 Millionen alten Erde verschwinden ließ. Möglicherweise kam das Wasser erst zehn Millionen Jahre später auf den heute blauen Planeten zurück. Young vermutet in seiner Presseerklärung, dass dies passiert sei, als kleine Asteroiden, von denen einige sehr reiche Wasservorräte bargen, auf die Erde stürzten.

Über die Eigenschaften von Theia ist bisher noch immer wenig bekannt. Die Planetenphysiker nehmen jedoch an, dass das Planetenkind, wäre es nicht in den fatalen Crash verwickelt worden, noch weiter gewachsen wäre und sich zu einem vollwertigen Planeten entwickelt hätte. Dazu sollte es jedoch nie kommen—und wir Menschen leben nun nun auf einem exotischen Gemisch zweier Himmelskörper.