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Ocean Networks bringt dir Tiefsee-Livestreams von einer der Wiegen des Lebens

Ocean Network Canada betreibt ein Tiefsee-Internet für Plug & Play-Ozeanologie, an dem sich Forscher von überall auf der Welt andocken.
Ocean Networks Canada 2014 | Mit freundlicher Genehmigung

Während ich diese Zeile schreibe rotiert das geliebte Ladezeichen des Video-Streams. Schon in wenigen Sekundenn wird das Licht der Tiefseekamera angehen und mir wird sich eine unbekannte Wasserlandschaft eröffnen—wabernde Bilder eines Urwald aus Röhrenwürmern, kreidebleichen Schnecken, Seespinnen, Würmern und watte-artige Bakterienkolonien.

Ich sehe im HD Livestream einen Ort, der vielleicht eine der Wiegen allen Lebens auf der Erde sein könnte: die vulkanische Heisswasser-Quelle Grotto in einer Tiefe von 2186 Meter, auf der Juan de Puca-Platte vor der Küste Kanadas. So sehen die Webcam und die Quelle aus, wenn man sie mit einem Tiefsee-Roboter umfliegt:

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Ocean Networks Canada 2014 | Mit freundlicher Genehmigung

Betrieben wird die Tiefseekamera Tempo-Mini von Ocean Networks Canada (ONC), einer Nonprofit-Organisation mit Sitz in Victoria (Canada), allerdings gehört Tempo-Mini zu einem französischen Forschungsprojekt, dass die Bilder gemütlich vom europäischen Festland aus betrachtet. Tempo-Mini ist nur ein kleiner Teil der Tiefsee-Observatorien NEPTUNE und VENUS die ONC seit 2007 gebaut und in Betrieb genommen hat.

Die Observatorien haben allerdings nicht die äußere Erscheinung von Parabolschüsseln oder Fernrohren. Statt dessen sind NEPTUNE und VENUS hufeisenförmig in die Tiefsee gelegte, spezielle Ethernetkabel, die an beiden Enden mit dem Land und dem Internet verbunden sind und an die an mehreren Knotenpunkten insgesamt 447 Instrumente, unter ihnen sogar Tiefseeroboter, angeschlossen sind. NEPTUNE ist 800km lang und VENUS etwa 50.

Bild: Ocean Networks Canada 2014 | Mit freundlicher Genehmigung.

Die Temp-Mini liegt im Middle Valley, einem von insgesamt sechs Forschungs-Ästen des Tiefseekabels. Alle diese Tiefsee-Außenposten liefern rund um die Uhr wissenschaftliche Daten und haben eine eigene Live-Stream-Kamera, mit der du die verschiedenen Habitate und deren Bewohnern bewundern kannst. Ausserdem gibt es vier Hydrophone zum Belauschen der akustischen Tiefseewelt, die dir dann beispielsweise auch rülpsende Buckelwale näherbringen:

Ocean Networks Canada 2014 | Mit freundlicher Genehmigung

Die Kameras und verschiedene Instrumente sind an Knotenpunkte de Hauptkabels angeschlossen. Weil alles komplett wasserdicht sein muss, kostet alleine eine Steckverbindung rund 18000 Dollar.

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Ein Knotenkasten beim Test im Wasserbecken. Bild: Ocean Networks Canada 2014 | Mit freundlicher Genehmigung

An den Knotenpunkt im Barkley Canyon zum Beispiel ist der Untersee-Roboter Wally II angeschlossen. Wally II wird von Dr. Laurenz Thomsen von der Jacobs-Universität in Bremen über das Internet gesteuert, so wie viele andere Instrumente auch von Forscherteams aus aller Welt ferngesteuert werden.

Thomsen untersucht mit Wally von Norddeutschland aus Methanablagergunen und Methanausgasungen nach Seebeben.

Ocean Networks Canada 2014 | Mit freundlicher Genehmigung

Die Webseite von Ocean Networks Canada ist ein einmaliges Projekt, dass in nie da gewesenem Masse Daten aus einer der letzten unbekannten Regionen des Planeten liefert.

Die Webseite von OCN ist eine wahre Fundgrube für Beobachtungen aus der Tiefsee die normalen Interessierten genauso zur Verfügung steht wie spezialisierten Forschern.

Hier noch ein Zusammenschnitt einiger Highlights von den verschiedenen Beobachtungsposten und von den Wartungs-U-Booten gedreht. Ich kann euch einen virtuellen Tiefseespaziergang von der wahren Final Frontier nur empfehlen.