So schüttet sich China ein paar abgelegene Hochseeinseln auf
​Cuarteron Reef. Bild: ​AMTI | Mit freundlicher Genehmigung

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So schüttet sich China ein paar abgelegene Hochseeinseln auf

Territorial brachial.

Gelegentlich entsteht, ​wie Ende Januar geschehen, eine neue Insel im Ozean—über die sich in diesem Fall der König von Tonga freuen durfte. Wenn das Wasser jedoch nicht freiwillig solch ein maritimes Geschenk ausspuckt, sieht sich manch provokant gestimmter Staat dazu veranlasst, sich selbst um die Erweiterung der ozeanischen Landesgrenzen zu kümmern. So geschieht es zur Zeit in China.

Die nicht unbedingt für ihre diplomatische Zurückhaltung bekannte Regierung schüttet sich nun zusätzliche Gebiete in der Spratly-Inselgruppe im südchinesischen Meer auf, um seine umstrittenen territorialen Ansprüche zur Not mittels brachialer Landgewinnung gegenüber den Anrainerstaaten geltend zu machen.

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Da sich die Bauarbeiten an den verschiedenen Riffen ähneln, sieht es so aus, als hätte die Volksrepublik ein standardisiertes Verfahren entwickelt, nach dem sie beim Inselbau vorgeht.

Nun veröffentlichte die Asia Maritime Transparency Initiative (AMTI), unter Einbeziehung von Berichten und strategischen Daten, Vorher-Nachher-Bilder der Region, welche die Bestrebungen Chinas zum ersten Mal eindrücklich demonstrieren.

Fiery Cross Reef

Fiery Cross Reef heute.

Im August des vergangenen Jahres begann China mit der aktiven Landgewinnung am Fiery Cross Reef und hatte bis Ende 2014 Grund und Boden von 3.000 Metern Länge und 200 bis 300 Metern Breite gewonnen. Auf dieser westlichen Insel der Spratlys befinden sich nun 200 militärische Truppen sowie Radar und Überwachungsvorrichtungen.

Experten des Zentrums für Internationale und Strategische Studien in Washington und des AMTI vermuten, dass auf diesem, um sein Elffaches vergrößerten Eiland und der somit größten Insel der Spratlys, demnächst auch eine Landebahn entstehen könnte. Mit ihrer Länge von drei Kilometern wäre diese sogar für Langstreckenbomber des Typs H-6 nutzbar.

Gaven Reef

Auf dem Gaven Reef befinden sich bereits seit 2003 chinesische Truppen und Versorgungsmaterial. 2014 wurde die Insel durch 114.000 Quadratmeter neue Fläche ergänzt. Bei einem der neuen Gebäude scheint es sich außerdem um einen Flugabwehrturm zu handeln.

Gaven Reef

Itu Aba

Itua Aba vorher.

Itu Aba nachher.

Itua Aba, die einzige von Taiwan besetzte Insel im Südchinesischen Meer, ist auch die einzige der Spratlys mit frischen Grundwasser. Diese bisher größte Insel der Gruppe bekommt deswegen auch nicht von China, sondern von Taiwan eine neue Start- und Landebahn spendiert, welche mittlerweile so gut wie fertig gestellt sein sollte. Itu Aba ist heute mit 1.300 Metern Länge jedoch nur noch zweiter in der Größenrangliste hinter dem frisch aufgeschütteten Fiert Cross Reef.

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Johnson South Reef

Das lediglich 7,2 Quadratkilometer fassende Johnson South Reef ist für militärische Maßnahmen nicht sonderlich geeignet. Bis 2014 befanden sich hier auch lediglich eine Betonplattform mit einem Garnisonsgebäude und einem Pier. Neuerdings umgeben diesen kleinen zementierten Platz 100.000 Quadratmeter neuer Boden.

Die neuen Inseln entstehen in einem unvorstellbaren Tempo. Erst Mitte letzten Jahres begannen die Bauarbeiten in der Spratly-Gruppe und die Bilder demonstrieren eindrücklich, wie weit die chinesischen Vergrößerungspläne schon fortgeschritten sind.

China kann bauen was es will, weil es die Hoheitsgewalt über das Territorium besitzt, ließ sich ein chinesischer Abgeordneter im letzten August von ​Reuters zitieren und behauptet, ebenso wie ein offizielles Dokument der Chinese Communist Party, die anderen Staaten werden sich ​schon daran gewöhnen.

Ignorante Selbstsicherheit ist global gesehen jedoch nicht die angenehmste Verhandlungsrundlage. China will seinen Standpunkt auf brachiale Weise klarstellen und sein Territorium unzweifelhaft festlegen. Wie sehr die Beziehungen zu Ländern außerhalb des Südchinesischen Territoriums, wie vor allem auch den USA, darunter leiden, wird sich noch zeigen.