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Ein ferner Stern pulsiert im Goldenen Schnitt

Sind es Außerirdische, die uns Blinklichtsignale aus dem All schicken?

Nicht nur die Zeit selbst ist ein fraktales Gebilde, auch einige besonders elegante Naturphänomene wie die in sich verschlungenen Röschen des Romanesco-Blumenkohls beruhen auf rationalen Zahlen und Fibonacci-Folgen. Ebenso verhalten sich die ​Frequenzen mancher Sterne.

Das fand nun eine Untersuchung von Astronomen und Chaostheoretikern an der University of Hawaii heraus, die ihre überraschenden Erkenntnisse in einem gerade ​veröffentlichten ​Paper beschreiben. In dieser Analyse geht es um Daten eines weiß-blauen Sterns namens KIC 5520878. Nachdem die Forscher mit Hilfe des Kepler-Teleskops das Leuchten des Sterns in halbstündigen Intervallen über vier Jahre lang beobachtet hatten, erschlossen sich ihnen plötzlich mysteriöse Muster.

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Denn unsere Sonne mit ihrer konstanten Helligkeit bildet eher eine Ausnahme unter den Sternen. Die meisten Sterne sind gigantische, nukleare Verbrennungsöfen, die den unterschiedlichsten, mehr oder minder bekannten Einflüssen unterworfen sind. Einige Pulsare drehen sich wie kosmische Stroboskope alle paar Millisekunden um sich selbst, asymmetrische ​binäre Sternsysteme taumeln eher hin und her. Sogar relativ „normale" Sterne dehnen sich aus und ziehen sich wie riesige Herzen aus flüssigem Wasserstoff wieder zusammen. Sie versprühen Strahlung nach außen und sind gleichzeitig nach innen einer Gravitationsanziehung unterworfen. Will meinen: So ein Stern kann seine ganz individuelle Frequenz haben.

KIC 5520878 hat sogar zwei charakteristische Frequenzen (man weiß noch nicht nicht genau, wieso) und im Verhältnis dieser beiden können wir nun unsere Fraktale beobachten. Es ist eigentlich ganz einfach: „Zwei der charakteristischen Frequenzen von KIC 5520878—jeweils mit einem 4.05- und einem 6.41-stündigen Kreislauf—haben ein Verhältnis von 1.58, welches dem Goldenen Schnitt sehr nahe ist: Eine irrationale Zahl", schrieben die Wissenschaftler des Teams unter der Leitung des Systemtheoretikers William L. Ditto.

Das Universum besteht aus Musterwiederholungen wie Akkorde.

Was bedeutet das nun? Solche Muster sind spannende Phänomene; besonders die komplexen Anti-Muster irrationaler Zahlen, die sich einfach nicht zu Brüchen zweier ganzer integraler Zahlen reduzieren lassen. Komische Dinger.

Wie auch immer, Muster bedeuten meist etwas, wie die Autoren anmerken:  „Die Beobachtung der fraktalen Pulse gibt uns Aufschluss über die Oberfläche des Sterns und seine verschiedenen Trübungen." Schon im ​Dezember veröffentlichte die selbe Forschungsgruppe eine Studie über eine seltsame Periodik von Primzahlen in dem selben Datensatz von KIC 5520878. Sie stellten fest, dass es sich dabei möglicherweise um ein künstliches Muster handeln könnte—und wer weiß, möglicherweise benutzen hochentwickelte ​außerirdische Zivilisationen Sterne als Kommunikations-Blinklichter, indem sie diese mit Neutrino-Strahlen anschubsen und zum Rotieren bringen.

Die Entdeckung der von KIC 5520878 verströmten Primzahlen regte Ditto und sein Team zu den Überlegungen über die beiden Frequenzen an, erzählte er mir. „Die Natur verbindet immer wieder Primzahlen, den Goldenen Schnitt und Fibonacci-Folgen. Als ich das alles in einem 16.000 ​Lichtjahre entfernten Stern entdeckte, wurde mir klar, dass das Universum aus unglaublich vielen Musterwiederholungen wie Noten oder Akkorden besteht, die sich in einer unendlichen Anzahl von Möglichkeiten und Erscheinungsformen offenbaren."

Die Idee mit den ​Außerirdischen ist ein netter Gedanke—aber Sterne sind selbst dazu fähig, irrationale Zahlen und fraktale Muster zu produzieren. „Ich glaube zwar, dass das Muster natürlichen Ursprungs ist", sagte Ditto, „aber wenn ich mit jemandem mit blinkenden Sternen durch das ​Universum kommunizieren würde, würde ich mich auch für den Goldenen Schnitt entscheiden. Er ist so einzigartig und unmissverständlich in unserem Universum—wenn es sich nicht gerade um einen Haufen Wissenschaftler handelt, die direkt hineinblicken und die Botschaft trotzdem nicht erkennen."

Das von Ditto und seinen Kollegen entdeckte Muster ist ein relativ gewöhnliches, doch der Grund für sein Erscheinen bleibt unklar. „Das fraktale Verhalten ist möglicherweise extrem selten", erklärte er. „Doch es scheint, als würden universale Mechanismen eine große Anzahl an Sternen dazu anregen, in einem Verhältnis nahe des Goldenen Schnittes zu pulsieren. Wenn wir erst einmal den Mechanismus dahinter verstehen, haben wir ein weiteres Geheimnis unseres Kosmos aufgedeckt. Ich denke, wir sind kurz davor."