Der normale Vibrator hat ausgedient: So sehen die Sex-Toys der Zukunft aus
Je Joue's SaSi Vibrator. GIF: Lux Alptraum/Je Joue YouTube

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Der normale Vibrator hat ausgedient: So sehen die Sex-Toys der Zukunft aus

Der Markt für Sex-Toys wirft eigentlich nicht genug Gewinn für aufwändige Investitionen in die Forschung ab. Doch langsam kommt Bewegung in die Entwicklung des über 100 Jahre alten Sex-Gadgets.

Die Erfolgsgeschichte des Vibrators wurde, wie so viele revolutionäre Erfindung, von einer gehörige Portion Zufall befeuert. Ursprünglich wurde das Gerät für den weiblichen Lustgewinn um 1870 dafür entwickelt, um Ärzte bei der Befriedigung von Hysteriepatientinnen zu entlasten. Die „manuelle Erleichterung" der Frauen galt als ein Heilmittel für an der Gebärmutter erkrankter Frauen, die drohten, verrückt zu werden—so besagte es zumindest das damalige Krankheitsbild der Hysterie. Die Entspannung durch den Orgasmus beruhigte die Frauen und die Ärzte waren dankbar, als ein dampfbetriebener Stab ihnen die Arbeit abnahm. Doch obwohl Vibratoren schon lange nicht mehr als medizinische Massagegeräte verwendet werden, haben sie einen beachtlichen Siegeszug als ein ständig verfügbarer, praktischer Dauerbrenner für den verlässlichen weiblichen Orgasmus hingelegt.

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Immer mehr Unternehmen kehren dem traditionellen Vibrator den Rücken und trauen sich an neueartige Innovationen heran.

Und selbst dann, als die Hilfsmittel zur Selbstbefriedigung ihr Schattendasein verließen und explizit für den Sex (und nicht zur Linderung von Rückenproblemen) entwickelt und beworben wurden, experimentierten die Produzenten von Sexspielzeugen nicht viel herum, sondern blieben der bewährten Vibrationstechnik treu. Tatsächlich ist das Geschäft mit Sexspielzeug noch immer nicht einträglich genug, als das die Hersteller viel Geld in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien stecken könnten, wie mehrere Sexspielzeug-Hersteller im Gespräch mit Motherboard erklären. Daher begnügen sich die Anbieter noch heute darauf, die bestehende Technik hier und da ein wenig zu verbessern oder zu ergänzen, anstatt sich ein völlig neues Befriedigungskonzept auszudenken.

Doch auch im Bereich der Sextoys mangelt es nicht an Gadgets, sodass der Markt mittlerweile überladen ist. In den Zeiten des Stimulationsüberflusses funktioniert allerdings die alte Masche à la „da weiß man, was man hat" nicht mehr ganz so gut. So nimmt langsam eine für den Erotikmarkt untypische Entwicklung Fahrt auf, nämlich dass immer mehr Unternehmen dem traditionellen Vibrator den Rücken kehren und sich an neueartige Innovationen herantrauen. Ob es eine dieser neuen Markteinführungen mit den verlässlichen Diensten des Vibrators aufnehmen kann und ihn möglicherweise so ersetzen vermag, wird sich in den nächsten Jahren vermutlich zeigen.

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Wie wir wissen, ist der Mensch jedoch ein Gewohnheitstier—auch bei der Masturbation. Um dennoch auf dem aktuellen Stand zu bleiben, folgt hier eine Übersicht über zukunftsträchtige Produkte, die auf dem Erotikmarkt demnächst zu den heißen Neuerungen gehören werden.

Druckbasierte Toys:

Im Jahr 2008 brachte das europäische Unternehmen Je Joue die Vibratorvariation SaSi heraus. Dieses neuartige Spielgerät entlockte Claire Cavanah, der Gründerin des Sexspielzeugunternehmens Babeland verzückte Komplimente und sie erklärte SaSi zu dem „innovativsten Vibrator", der ihr in 15 Jahren Babeland untergekommen ist. Zusätzlich zur Vibration war der SaSi auf seiner Unterseite mit einem kleinen Noppen ausgestattet, der sich vor- und zurück, von Seite zu Seite, hoch und runter oder im Kreis bewegen konnte, und somit das Gefühl eines Fingers oder einer Zunge nachahmte, die sanft die Klitoris streichelt.

Leider war der SaSi seiner Zeit nicht nur zu weit voraus, sondern auch mit einem Interface versehen, das für die meisten zu kompliziert zu bedienen war. Nach ein paar Jahren auf dem Markt beschloss Je Joue, wie auch die meisten Händler also, das Gerät nicht weiter zu verkaufen (hier scheint es dennoch ein paar Bestände zu geben, falls jemand neugierig ist).

Seine innovative Technik lebt aber im LELO Ora weiter, einer ähnlichen Version des gleichen Konzepts. Und mit ein bisschen Glück wird die Technik vielleicht bald auch noch in anderen Produkten eingebaut. Wir werden sehen, ob die Welt nun bereit für diese Vibratortechnik ist.

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Toys mit Unterdruck:

Spielzeuge mit Unterdruck gibt es schon eine ganze Weile, häufig wurden sie jedoch mit Spitznamen wie „Klitoris-Pumpe" oder „Muschi-Pumpe" eher der Fetisch-Ecke zugeordnet. Sie sollen die Empfindlichkeit des Kitzlers und der Vulva erhöhen. Doch erst vor kurzem hat der Mechanismus mit dem Womanizer oder Fiera auch in Mainstream-Produkten Einzug gehalten. Diese Vibratoren bieten statt klassischer Vibration (oder zusätzlich dazu) die Funktion des Ansaugens der Klitoris.

Angesichts der Tatsache, dass das Saugen an den Geschlechtsteilen der Partnerin oder des Partners schon lange zu den akzeptierten Sexpraktiken zählt, ist es ziemlich erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, bis die Unterdruck-basierten Sexspielzeuge Zugang zu einem größeren Publikum gefunden haben. Doch vielleicht wird die mädchenhafte Verpackung des Fiera und Womanizers (der unter anderem mit seiner Swarovski-Verzierung wirbt) dafür sorgen, dass aus dem Liebling von Fetischgruppen ein allgemein akzeptierter Bestandteil sexueller Stimulation wird.

Stoß-Toys:

Kann ein Sexspielzeug jemals das Gefühl ersetzen, richtig gevögelt zu werden? Wenn wir von der tiefen, emotionalen Verbindung zweier Menschen sprechen, die miteinander intim sind, dann definitiv nicht. Doch wenn es um das rein physische Gefühl geht, einen harten Gegenstand in eine Körperöffnung rein- und rausgestoßen zu bekommen… dann vermutlich schon, oder?

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Genau dieses Gefühl haben mehrere Unternehmen über die Jahre hinweg versucht, nachzuempfinden, insbesondere mit leistungsstarken High-Tech-Masturbations-Geräten wie der Sybian. Doch da die meisten Frauen wohl weder so viel Geld ausgeben wollen noch den Stauraum für solch ein Sportgerät haben, sieht es nicht danach aus, als würde der „Stoßstuhl" demnächst ein Teil der Mainstream-Befriedigung werden.

Eine etwas günstigere Option hat sich hingegen die Fun Factory mit Geräten einfallen lassen, die auf Vor- und Zurückbewegungen statt auf gewöhnlicher Vibration beruhen. Die Produktlinie Stronic setzt beispielsweise Magnete ein, welche die Bewegungen der Spielzeuge initiieren.

Elektrostimulations-Toys:

Elektrostimulation klingt eher nach Stromschlag als erotischem Manöver und ist bisher eher im Fetischbereich zu Hause als im sexuellen Mainstream. Doch mindestens zwei Unternehmen bieten Produkte an, die Vibration mit Mini-Stromschlägen kombinieren. Jimmyjane hat beispielsweise den Hello Touch X, einen Fingervibrator mit zusätzlicher elektrischer Stimulation, wie auch den Electric Eric im Angebot, einen ungefährlich aussehenden Vibrator, der ebenfalls mit dem Modus der e-Stimulation aufwartet.

Das Stigma der Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl mag für den durchschnittlichen Nutzer vielleicht unüberwindbar sein, doch diese Produktreihe bietet mit Sicherheit ein ganz anderes Gefühlserlebnis, als ein normaler Vibrator.

Zungen-Toys:

Und zu guter Letzt gibt es noch Sexspielzeuge wie den Sqweel, der über ein sich drehendes, mit „Zungen" bestücktes Rad die Klitoris (oder die Vulva oder was auch immer) in unterschiedlich schnellen Stufen stimulierend „leckt". Zwar sind Design und Handhabung noch ausbaufähig (sobald man das Gerät etwas stärker an seine Körperteile randrückt, werden die „Zungen" langsamer), doch auch dieses Spielzeug garantiert ein völlig anderes Stimulationserlebnis, als der altbekannte Vibrator.

Doch egal wie vielversprechend diese Produkte auch seien mögen, es wird sicherlich schwierig sein, den liebgewonnenen Vibrator von seiner Spitzenposition zu verdrängen. Falls ihr aber noch nie ein großer Vibrator-Fan gewesen seid, wisst ihr jetzt zumindest über ein paar interessante Alternativen aus der Welt der Sexspielzeuge Bescheid.