Ein Taxifahrer erklärt, warum er trotz Drohungen auch für Uber fährt

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Schweiz

Ein Taxifahrer erklärt, warum er trotz Drohungen auch für Uber fährt

"Sie haben die Preise abgesprochen, wie die Mafia. Jetzt gibt es halt einen Wettbewerb, darauf sollten sie besser reagieren."

Titelbild vom Autor Die Fronten in der Schweizer Fahrdienstbranche verhärten sich: Letzten Freitag kesselte ein Dutzend aufgebrachter Taxifahrer mehrere Uber-Fahrzeuge vor dem Kaufleuten Club in Zürich ein und hinderten die Chauffeure bei der Abfahrt. Die Taxifahrer sehen ihre Existenz vom günstigen Geschäftsmodell des amerikanischen Technologieunternehmens bedroht. Sie werfen der neuen Konkurrenz vor, die Preise in der Fahrdienstbranche kaputt zu machen – unter anderem auch mit illegalen Mitteln.

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Wer in der Schweiz Personen gegen Bezahlung in der Gegend herum chauffieren will, benötigt eine Taxilizenz. Die Lizenz erhält, wer an einer Prüfung nachweisen kann, dass er a) die Arbeits- und Ruhezeiten kennt und b) fähig ist, Mitfahrer auch in schwierigen Verkehrssituationen ohne Gefährdung zu transportieren. Die Taxifahrer sehen in UberPop-Chauffeuren Amateure, die ihre Berufsgilde verwässern. Denn anders als bei UberX, sind in der günstigsten Kategorie UberPop hauptsächlich Fahrer ohne Taxilizenzen am Werk.

Wir sprachen mit Alfonso, einem Chauffeur, der sowohl Taxi wie auch UberX fährt und seinen richtigen Namen aus Angst vor Repressionen hier lieber nicht lesen möchte. Alfonso wurde letztes Wochenende vor dem Kaufleuten auch eingekesselt. Wir wollten von ihm wissen, was er vom Taxistreit hält und wie er die Zukunft der Schweizer Fahrdienstbranche sieht:

VICE: Seit wann arbeiten sie als Chauffeur?
Alfonso: Ich arbeitete mehrere Jahre als Limousinen-Chauffeur für ein Hotel. Vor einem halben Jahr wollte ich mich selbstständig machen, also habe ich angefangen, für UberPop zu fahren. Doch dann bekam ich Probleme mit der Polizei.

Was für Probleme?
Die Polizei stellte bei einer Standardkontrolle fest, dass ich ohne Taxilizenz Personen chauffiert hatte und teilten mir mit, dass sie mich mit 260 Franken büssen sowie anzeigen müssten. Ich war ziemlich überrascht, da Uber mich nicht darüber informiert hatte, dass meine Arbeit ohne Taxilizenz in der Schweiz strafbar ist. Doch ich hatte Glück, der Polizist war nachsichtig und hat es bei einer Verwarnung belassen. Danach habe ich meine Taxilizenz erworben. Seither fahre ich selbstständig Taxi sowie UberX.

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Was ist letztes Wochenende vor dem Kaufleuten passiert?
Ich wollte gerade einen Uber-Kunden abholen, als mich eine Horde von aufgebrachten Taxi-Chauffeuren eingekesselt hat. Die Chauffeure haben mich mit allerhand Schimpfwörtern beleidigt und mich gewarnt, ich solle aus ihrem Gebiet verschwinden. Sie haben sich erst beruhigt, nachdem ich ihnen meine Taxilizenz gezeigt habe. Aber andere UberPop-Fahrer wurden von der Polizei gebüsst.

Wieso sind die Taxifahrer so wütend?
Uber hat ihr Geschäft zerstört. Mein Cousin arbeitet für 7x7-Taxi. Er beklagt sich ebenfalls darüber, dass er seit Uber in der Schweiz ist, nur noch halb so viel verdient.

Also verstehen sie die Sorgen der Taxifahrer?
Ich kann das schon nachvollziehen, aber ich muss ja auch irgendwie mein Geld verdienen. Zudem hatten die Taxifahrer früher ja quasi ein Monopol. Sie haben die Preise abgesprochen, wie die Mafia. Jetzt gibt es halt einen Wettbewerb, darauf sollten sie besser reagieren. Wenn sie weiterhin so blöd tun, wird es sie nicht mehr lange geben. Uber ist die Zukunft.

Wie zufrieden ist ihre Kundschaft mit Uber?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass rund 70 Prozent meiner Kundschaft mit dem Service der Zürcher Taxi Zentralen unzufrieden sind. Die Taxifahrer sind selber schuld, dass ihnen die Kundschaft abwandert. Die Kunden erzählen mir, die Taxifahrer seien unfreundlich, arrogant und teuer – und sie würden oft Umwege fahren. Zudem ist das Modell mit einer Telefonzentrale von Vorgestern. Es ist einfach nicht mehr zeitgemäss. Sogar ein sehr alter Kunde hat mir erzählt, dass er jetzt nur noch Uber fährt. Er versteht zwar das App nicht, aber er ruft immer seine Schwiegertochter an, die ihm dann jeweils ein Uber bestellt.

Und sie sind zufrieden mit Uber?
Eigentlich schon. Seit ich Uber fahre, hatte ich nie mehr Diskussionen mit Kunden, die mit dem Preis nicht einverstanden waren, oder die eine andere Route fahren wollten. Da das Programm beides regelt, wissen Kunde und Chauffeur genau, was Sache ist. Was ich doof finde, ist, dass wir Fahrer die Destination nicht sehen, sondern nur den Abholort. Bei UberPop hatte ich oft das Problem, dass eine Bestellung storniert wurde. Die Jungen haben einfach keine Geduld mehr. Das ist ärgerlich. Deswegen fahre ich jetzt auch nur noch UberX, da verdiene ich zudem etwas mehr.

Aber immer noch weniger als wenn sie Taxi fahren?
Ja klar. Für dieselbe Strecke erhalte ich mit UberPop acht Franken, mit UberX zehn Franken und mit dem Privattaxi zwanzig Franken. Doch der Taxidienst alleine bringt mir zu wenig Aufträge ein.

Wie sieht es aus mit den Arbeitsbedingungen? Sind sie versichert? Haben sie eine Pensionskasse?
Ich habe auf mein Fahrzeug eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen. Zudem bezahle ich AHV und BVG. Aber Uber gilt rechtlich nicht als Arbeitgeber, weshalb er keine Beiträge in die Pensionskasse einbezahlt. VICE auf Facebook.