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Drogen

Les Baker V: Der Fotograf, der Menschen im Drogenrausch porträtiert

Les Bakers Kunst zeigt, dass Drogenkonsum ausnahmslos alle Gesellschaftsschichten betrifft.
MDMA. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

Les Bakers Projekt INEBRI-NATION (in Anlehnung an inebriation, zu dt.: Rausch) bietet einen eindringlichen Blick auf den Konsum und Missbrauch von Drogen. Der in New Mexico lebende Fotograf kreiert Porträts von Menschen, die gerade im Drogenrausch sind, und zeigt nicht nur die unterschiedlichen Auswirkungen der Drogen, sondern auch das Facettenreichtum der Leute, die die bewusstseins- und wahrnehmungsverändernden Substanzen einnehmen.

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„Die in dieser Fotoreihe abgelichteten Menschen machen deutlich, dass Drogenkonsum nicht nur in gewissen Schichten stattfindet—es sind Studenten, Kellner, Ärzte, Soldaten, Rechtsanwälte, Politiker, Mütter, Väter, Künstler, Lehrer, Polizisten, Feuerwehrmänner und Richter zu sehen“, so Baker auf seiner Website The 5th Photography. The Creators Project hat mit ihm über seine Einflüsse, seine Visionen und darüber, was ihn ursprünglich zu seinem aktuellen Projekt gebracht hat, gesprochen.

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Links: Methamphetamin. Rechts: LSD

The Creators Project: Warum hast du dieses Projekt ins Leben gerufen? Hattest du zu Beginn eine bestimmte Vorstellung davon, wie es aussehen sollte?

Les Baker V: Ursprünglich kam mir die Idee in meiner Zeit als Barkeeper. Ich stand hinter so gut wie allen möglichen Bars; in Nachtclubs, Hotels und Restaurants. Da lernt man eine Menge unterschiedlicher Menschen kennen. Als Barkeeper hat man immer ein Auge auf den Alkoholpegel seiner Gäste. Und nach einiger Zeit kann man dann auch die Zeichen anderer eingenommener Mittel deuten. Mich haben schon immer die Augen von Menschen fasziniert. Die meisten wissen, wie die Augen einer betrunkenen Person aussehen; sie sind schläfrig und herabhängend. Doch die Augen von jemandem auf Methamphetamin sind unverwechselbar wach und eindringlich. Ich wollte diese Erfahrungen darstellen, und um Augen besonders hervorzuheben, eignen sich Porträts nunmal am besten. Meine Porträts sollten besonders nah dran und persönlich sein.

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Wie war es, etwas so Subjektives wie das Gefühl auf Drogen darzustellen? Hat es etwas an deiner Einstellung zu Drogen geändert?

Es war mir sehr wichtig, unvoreingenommen an dieses Projekt heranzugehen, und ich hoffe, dass das in den Fotos zu sehen ist. Ich habe mit Menschen gearbeitet, die regelmäßig verschiedene MitteI zu sich nehmen, und gesehen, wie weit verbreitet Abhängigkeiten sind. Koffein ist natürlich etwas ganz Anderes als Methamphetamin, aber auch Koffein ist eine psychoaktive Substanz, die täglich von 90 % aller amerikanischer Erwachsenen konsumiert wird. Millionen Menschen „brauchen“ ihren morgendlichen Kaffee. Natürlich ist Kaffee nicht annähernd so zerstörerisch wie Meth, trotzdem ist es eine Abhängigkeit. Man kann den Missbrauch verschiedener Substanzen nicht nur auf den obdachlosen Mann auf der Straße oder auf jemanden, der in Entzugskliniken ein- und ausgeht, reduzieren. Er betrifft ausnahmslos alle Gesellschaftsschichten.

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Links: THC. Rechts: Kokain

Welche Künstler haben dich beeinflusst?

Ich wurde sehr stark von Martin Schoellers Porträts beeinflusst. Sie sind simpel, nah dran und sehr persönlich. Mit den fotografierten Gesichtern erzählt er Geschichten. Auch Steve McCurrys Foto „Das afghanische Mädchen” ist mir in Erinnerung geblieben, seit ich es das erste Mal in der National Geographic gesehen habe, die ich bei meinen Großeltern gefunden hatte. Diese Augen, unbeschreiblich schön.

Wie reagierten deine Foto-Modelle auf ihre Fotos, als sie nüchtern waren?

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Die meisten waren von ihren Bildern wirklich begeistert. Manchen war es aber auch unangenehm. Einige Bilder habe ich nie veröffentlicht, weil es den Betroffenen einfach zu peinlich war, sich so zu sehen.

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Links: Crack. Rechts: Oxycontin

Du hast über die Porträts Bilder von der jeweiligen Droge gelegt. Welche Idee steckt dahinter?

Der Gedanke dahinter war, die Augen noch besser zum Vorschein zu bringen und mehr der Geschichte einzubringen. Die meisten draufgelegten Bilder stellen die jeweilige Droge selbst dar oder etwas, das sie symbolisiert. Methamphetamin wird durch die Kristalle dargestellt. Ketamin wird normalerweise pulverförmig eingenommen, aber weil das als Bild nicht sonderlich gut ausgesehen hätte, habe ich mich für die Legosteine entschieden, da viele der Leute erzählten, Lego-ähnliche Muster zu sehen, wenn sie auf Ketamin high waren. Kokain wird auch als Pulver eingenommen. Um die zwei Seiten der Kokainsucht zu verdeutlichen, habe ich das Bild mit dem 100-Dollar Schein-gewählt, durch den jemand eine Line zieht. Für LSD und Psilocybin habe ich sogar das gesamte Foto verzerrt, um die starken Halluzinationen, die von den Drogen hervorgerufen werden, besser zu veranschaulichen.

Was steht als nächstes an?

Momentan arbeite ich an einem Projekt, bei dem ich Makroaufnahmen von menschlichen Augen mache und versuchen will, die Persönlichkeit und den Beruf des Menschen im Porträt festzuhalten. In einem anderen Projekt arbeite ich daran, psychische Erkrankungen darzustellen. Wie die Drogen ist es ein Thema, das alle Menschen betreffen kann—unabhängig von Alter, Rasse, Religion oder sozioökonomischem Status. Ich hoffe, mit dieser Reihe die Gesellschaft ein wenig für diese Thematik zu sensibilisieren.

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Links: Psilocybin. Rechts: Ketamin

Hier könnt ihr mehr über Les Bakers Arbeiten erfahren.