Ich bin die erste (und vielleicht auch letzte) professionelle Pokémon Go-Trainerin
Meine Craigslist-Anzeige. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

FYI.

This story is over 5 years old.

Gaming

Ich bin die erste (und vielleicht auch letzte) professionelle Pokémon Go-Trainerin

Die Geschichte der ersten professionellen Pokémon-Trainerin beweist, dass auch die Augmented Reality ihre Grenzen hat.

Wie bei den ursprünglichen Pokémon-Spielen für Game Boy ist auch im echten Leben eine Tagesbetreuung früher oder später unvermeidbar: Um zu einem Top-Level-Trainer aufzusteigen, muss man die kleinen Monster manchmal der Obhut anderer überlassen und sein eigenes Ding durchziehen. Die Poké-Pensionen befanden sich meist am Rande der einzelnen Städte (an deren Namen ich mich jetzt bei bestem Willen nicht mehr erinnern kann) und halfen dabei, die wertvollen Pokémon-Fänge aufs nächste Level zu bringen, während man selbst die Welt mit seinem erfahreneren Poké-Kader erkunden konnte.

Anzeige

cafe hopping all day as an excuse to go buckwild on #pokemonGO wish me & my lil golbat tattoo luck

A photo posted by @ivystive on Jul 8, 2016 at 7:27am PDT

Ich heiße Ivy St. Ive, und bin durch meinen Post auf der Anzeigenwebsite Craigslist, der das Internet im Sturm erobert hat, über Nacht zur neuen viralen Sensation geworden. In besagter Anzeige bot ich meine Dienste als Level 15-Pokémon Go-Expertin in New York City an, um die Tierchen für euch einzufangen und sie in dem neuen Augmented-Reality Game nach oben zu leveln—und all das zum Schnäppchenpreis von 20 Dollar pro Stunde.

Meine Idee war simpel: Die Leute sollten mir ihre Googlemail-Passwörter verraten und mir ihre Accounts überlassen, damit ich im Grunde ihre Pokémon Go-Spiele babysitten könnte, während sie auf Arbeit, in der Schule, beim Vögeln oder anderweitig zu beschäftigt waren, um selbst Zeit und Kraft für das nostalgische Handyspiel zu opfern. Ich, bekennender Pokémon-Nerd, 24-jährige freie Journalistin und bekennende Craigslist-Enthusiastin, hatte mich dazu entschieden, herauszufinden, ob ich die Idee der Pokémon-Babysitter aus dem Spiel von Nintendo übernehmen und im echten Leben zu einem Pokémon-Sitter werden könnte.

Ich erwähnte meine Pokémon Street Credibility, die ich innerhalb eines Wochenendes, mehr als 18 gelaufenen Kilometern und mindestens fünf Stunden Training pro Tag erlangt hatte. Ich machte mir das Poké-Wissen aus meiner Kindheit zunutze, um mich für die richtigen Strategien zu entscheiden, und anscheinend lief es ganz gut für mich: Schon bald übernahm ich alle Gyms der Gegend, und nachdem ich am Sonntagabend (inmitten einer wilden Nebulak-Verfolgungsjagd auf einem Friedhof) den Bildschirm meines iPhones geschrottet hatte, schoss mir folgende Frage durch den Kopf: Was, wenn ich damit Geld verdienen könnte?

Anzeige

Doch leider gibt es in der echten Welt für alles Gesetze. So gerne wir sie uns auch alle so schnell wie möglich schnappen möchten, ist es beispielsweise verboten, während des Autofahrens Pokémon Go zu spielen, oder anderer Leute Grundstücke zu betreten. Und offensichtlich ist es ebenso verboten, Leute aus aller Welt davon zu überzeugen, Geld auf euren PayPal Account zu überweisen, sich in ihrem Namen einzuloggen, in den Gyms alle abzuzocken, Evolis hochzuleveln und in regelmäßigen Abständen an die frische Luft zu gehen, um wertvolle fremde Pokémon-Eier auzubrüten. Wer hätte damit gerechnet?

Offensichtlich so einige Leute—die glücklicherweise auch so freundlich waren, mich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch direkt auf die entsprechenden Stellen aus den Nutzungsbedingungen von Niantic für Pokémon Go hinzuweisen. Diese haben mir völlig ausgereicht, um festzustellen, dass es an der Zeit war, mein Angebot zurückzuziehen—bevor es zu spät wäre.

Ein Ausschnitt aus Niantics Nutzungsbedingungen.

Um eins klarzustellen: Es ist ein Albtraum, als weiblicher Gamer über Nacht zur viralen Sensation zu werden. Klar, ich hatte mit Nachrichten von merkwürdigen Typen gerechnet, doch 300 Nachrichten später, von denen die Hälfte die traurigsten Gehässigkeiten, die das Internet zu bieten hat, und etwa ein Viertel Anfragen von gierigen Journalisten waren, die auf ein exklusives Interview mit dem neuen viralen Star hofften, reichte es mir.

Meine offizielle Rücktrittserklärung an die Medien.

Dank Pokémon Go werden die digitale Spielwelt und die reale Welt unweigerlich eins. Doch meine Geschichte (und die vielen anderen, die sicherlich noch folgen werden) zeigt, dass es vermutlich nicht immer gut ist, wenn diese beiden Welten aufeinander treffen. Falls jemand einen Weg findet, zu einem professionellem Pokémon Go-Trainer zu werden und damit sein Geld zu verdienen, nur zu! Ich werden meine Fähigkeiten in der digitalen und echten Welt—zumindest vorerst—trennen.

Folgt Casey Halter auf Twitter und Instagram.