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Dieser Snowboard-Profi liefert dir dein Essen auf die Piste

Wenn du schon Urlaub inmitten majestätischer Berge machst, dann iss wenigstens auch was Ordentliches. Mit einem „Deliveroo“ für die Piste wird das möglich.

Seit Beginn der Skisaison durchkämme ich mit meinem Thermorucksack und meinem Snowboard die Pisten um Serre-Chevalier [in den französischen Alpen] und liefere den Skifahrern Sandwiches zu liefern, die gern unterwegs etwas essen möchten – anstatt für ein mittelprächtiges Panini Schlange stehen zu müssen. Ich bin also eine Art Deliveroo für die Piste, wenn man das so nennen möchte, mit dem Unterschied, dass die Sandwiches, die ich ausliefere, von mir und meiner Frau gemacht werden. Und dass wir, soweit möglich, nur Produkte aus der Region verwenden.

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Das ist bei den Snacks, die man hier sonst bekommt, eher nicht der Fall. Wenn ihr also ein kleines Picknick auf der Piste machen wollt, liefern wir euch was Gutes zu Beißen. Nicht einfach nur ein Schinken-Sandwich mit Brot vom Vortag. Denn ihr habt euch nicht auf den weiten Weg in die Berge gemacht, nur um den selben schrecklichen Fraß wie sonst auch in euch hineinzustopfen. Schaut euch nur mal um: ein perfekter blauer Himmel, hinter euch türmen sich majestätische Berge auf. Verbockt das alles doch nicht mit einem simplen labbrigen Toast.

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Euer Snack sollte genauso perfekt sein wie die Natur um euch herum. Deshalb arbeiten wir mit Käse und Fleisch aus der Region. Ihr habt schon so viele Kilometer geschrubbt, da kann man doch auch mal regionale Spezialitäten entdecken, oder? Wer von euch hat schon mal fumeton, geräucherter Lammschinken probiert? Wir nehmen gutes Fleisch aus der Keule, das dann über Eichen- und Buchenholz geräuchert wird. Dazu noch einen Tomme, einen Weichkäse, aus der Region, der mindestens sechs Wochen veredelt wurde und schon wird aus einem profanen Imbiss ein göttlicher Snack.

Vor etwas mehr als zehn Jahren habe ich meine Karriere als professioneller Snowboarder an den Nagel gehängt. Nachdem ich zuvor den ganzen Planeten abgeklappert und alle möglichen Schnee-Halfpipes mitgenommen habe, konnte ich nicht an den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City teilnehmen, weil ich mir die Schulter verletzt hatte: Ich musste mir also etwas anderes suchen. Ihr fragt euch wahrscheinlich, wie aus einem Ex-Snowboarder ein Sandwich-Bote werden konnte. Eigentlich ist das ganz einfach.

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Zuerst war ich Snowboardlehrer, dann habe ich Snowboardunterricht für kleine Kinder gegeben, was es hier eher selten gibt. Dieses Jahr wollte ich etwas anderes machen, also habe ich zusammen mit meiner Frau und drei Freunden Easy Vallée gegründet. Unsere Idee: Wir wollen mit unserem Service das Leben der Touristen einfacher machen – und ich kann gleichzeitig Zeit auf der Piste verbringen.

livreur sandwich piste

Wir haben uns gefragt, was hier noch fehlt und die Antwort hatten wir ziemlich schnell. Gerade für Großstädter aus Paris zum Beispiel, die hierherkommen, braucht es einfach mehr Service. Sie sind daran gewöhnt, alles sofort zu bekommen oder Zugang zu allen möglichen Dienstleistungen zu haben, die ihnen das Leben leichter machen. In den Bergen gibt es das nicht wirklich. Klick gemacht hat es bei uns durch unsere Kinder: Wir haben drei und es ist schon ziemlich anstrengend, sie für eine Skitour fertig zu machen, dass man auch nichts vergisst, neben Stöcken, Helm und Handschuhen. Wenn man das geschafft hat, hat man nicht auch Bock, sich um das Mittagessen Gedanken zu machen. Also lässt man sich sein Sandwich – logisch – auf die Piste liefern, um nicht die ganze Tour über einen Rucksack schleppen zu müssen. Doch wir bieten nicht nur Sandwiches an, sondern auch alles für ein Barbecue, denn oben gibt es zwei Freiluft-Grills.

Ein paar ungewöhnliche Dinge sind trotzdem schon passiert: Einmal musste ich ein paar Leute mit Hängegleitern beliefern, einmal hatte ich einen Anruf, ob ich nicht auch Sushi liefern könnte.

Die meisten Kunden bestellen am Vorabend oder im Laufe des Vormittags. Wir machen alles fertig und liefern es dann zum gewünschten Zeitpunkt zu einer unserer fünf Abholstationen im ganzen Skigebiet verteilt. Je nachdem, wie viel bestellt wurde, helfen uns ein paar Jugendliche aus der Gegend beim Ausliefern. So verdienen sie sich etwas dazu und können nach ihrer Lieferung noch kostenlos snowboarden, denn wir bezahlen die Gebühr. Wer mit Skiern unterwegs ist, für den ist eine Fahrt auf den Pisten mit dem leichten, aber sperrigen Thermorucksack kein Problem, für Snowboarder ist das etwas anders. Da hat man schon ganz schön mit dem Luftwiderstand und dem Wind zu kämpfen. Bis jetzt gab es noch keine Zwischenfälle, die Bestellungen sind immer im Ganzen angekommen.

Ich muss dazu sagen, dass die Saison gerade erst angefangen hat, deshalb haben wir noch nicht so viele Bestellungen gehabt. Ein paar ungewöhnliche Dinge sind trotzdem schon passiert: Einmal musste ich ein paar Leute mit Hängegleitern beliefern, einmal hatte ich einen Anruf, ob ich nicht auch Sushi liefern könnte. Mit den Ferien im Februar dürften auch mehr Bestellungen kommen, da beliefern wir auch zum Beispiel größere Veranstaltungen. Gerade arbeite ich an einem neuen Prototyp: Ich habe einen faltbaren Koffer mit 140 Liter Fassungsvermögen auf ein Snowskate montiert. Wenn die Bestellung ausgeliefert wurde, muss man den Koffer nur noch zusammenfalten und kann mit dem Snowskate unterm Arm zurück. Das ist viel praktischer als drei Fahrer loszuschicken, deren Rucksäcke mit Würstchen, Mais und Lammfleisch gefüllt sind.

Aufgezeichnet von Maxime Brousse.