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Legida

Die letzte Demo: Bei Legida läuft es nicht mehr

Dem rechten Bündnis schwinden die Mitglieder. Doch während in Leipzig die Fahnen eingerollt werden, scheinen Pegida selbst absurde Schlammschlachten nicht zu schaden.

Foto: De Havilland | Flickr | CC BY 2.0

Montagabend ging Legida die Luft aus. Nach einem großen Finale mit polizeilichem Großaufgebot bestehend aus Hubschraubern, Räumpanzern, Wasserwerfern und Reiterstaffel zog Mitorganisator Arndt Hohnstädter das Fazit aus dem Teilnehmerschwund der vergangenen Monate: Legida wird von nun an nicht mehr Fahnen schwingend durch die Leipziger Straßen ziehen.

Und so war der finale Demonstrationstag zwar gut besucht, das aber nicht von Unterstützern der islam- und fremdenfeindlichen Zusammenballung. Lediga selbst brachte nämlich nicht mehr als 400 Leute auf die Straße, wie die Forschungsgruppe Durchgezählt meldete. Gegenüber einer rund 2.000 Mann starken Gegendemonstration und dem beachtlichen Polizeieinsatz ein recht kleines Häufchen. Die letzte reguläre Legida-Veranstaltung im Dezember zählte sogar nur 150 Personen.

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Genau zwei Jahre ist es her, dass Legida zum ersten Protestmarsch auf die Straße gegangen ist. Damals, am 12. Januar 2015, waren noch bis zu 3.000 Personen gegen eine angebliche "Islamisierung des Abendlandes" durch die Leipziger Kälte marschiert. Doch das ist lange her. Hohnstädter erklärte sich, wie die Leipziger Volkszeitung berichtet, nach dem geschwundenen Durchhaltevermögen seiner Mitstreiter nun einsichtig: "Freunde, es soll kein Abgesang sein, aber wir werden uns hier auf der Straße künftig zurücknehmen, weil in Zeiten, in denen unser Staat von außen und innen bedroht wird, ist es nicht opportun, jede Woche oder jeden Monat Tausende Polizisten von ihren Familien abzuhalten."

Laut MDR begründet Hohnstädter die Entscheidung auch damit, dass die Legida-Anhänger von ihrem zwei Jahre andauernden nationalistischem Engagement körperlich und finanziell ermattet seien. "Autos seien angezündet und Mitglieder bedroht worden. Einige hätten sogar ihren Job verloren."

Auch am Montag stießen die Legida-Anhänger nicht auf die Warmherzigkeit der Bevölkerung, sondern wurden mit Schneebällen beworfen. Die Anwohner des Waldstraßenviertels, wo die Demo hindurchgeleitet wurde, beschallten die Nationalisten mit der Europa-Hymne "Freude schöner Götterfunken". Den musikalischen Gegenpol lieferten die rechten Demonstranten, mit einem Auftritt der Band "Kategorie C". Eine Gruppe, die der Bremer Verfassungsschutz im Juni des vergangenen Jahres der rechtsextremen Hoolinganszene zugeordnet hatte.

Vorerst zieht sich das Bündnis in die beheizten Räume Sachsens zurück und plant nur noch kleinere Veranstaltungen, zum Beispiel Kabarettabende mit Legida-Mitglied Stephane Simon. Seine ersten medialen Lorbeeren hatte sich der in Deutschland lebende Franzose bereits als Störenfried in der Liveberichterstattung von ZDF heute verdient. Ob er sein humoristisches Talent seitdem noch verfeinern konnte, sehen wir dann demnächst im Legida-Kabarettabend.

Doch auch wenn dieser Erfolg gegen rechtsgerichtete Nationalstaatlichkeit eine gut Nachricht ist, ist Legida nicht gestorben. Neben dem viel versprechenden Kabarett wollen die Organisatoren nämlich die rechten Gruppen Sachsens in einem Bürgerforum zusammenbringen und sich auf Netzwerkarbeit konzentrieren. Und da gibt es ja auch noch Pegida. Bei der ersten Demonstration des Jahres in Dresden sahen die Zahlen leider anders aus als in Leipzig. Bis zu 2.200 Anhänger lauschten den Parolen Lutz Bachmanns, als dieser einmal wieder gegen die Bundesregierung und die Flüchtlinge hetzte. Routine im Leben Bachmanns, der sich den nötigen Kitzel ansonsten mit Hilfe von Rachepornos holt und sich am heutigen Dienstag wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten muss.

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