Im Syrienkrieg nutzen Soldaten Snapchat, um Waffen zu verkaufen – und damit anzugeben
Titelbild: flickr | a.anis | Lizenz: CC BY-ND 2.0

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Im Syrienkrieg nutzen Soldaten Snapchat, um Waffen zu verkaufen – und damit anzugeben

Warum die App für Soldaten der perfekte Umschlagplatz für Waffen ist.

Titelbild: flickr | a.anis | Lizenz: CC BY-ND 2.0

Jeden Tag nutzen Millionen Menschen Snapchat zum Verschicken kurzer Videos, Nachrichten und natürlich zum obligatorischen Face-Swap. Doch eine bestimmte Nutzergruppe schätzt die Plattform aus ganz anderen Gründen: Soldaten, die in Syrien gegen Assad kämpfen, setzen die die App ein, um Waffen und anderes Kriegsgerät wie (unten) zu kaufen und zu verkaufen – oder auch einfach nur, um damit anzugeben.

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Die Snapchat-Nachrichten und Screenshots aus dem Syrienkrieg, die Motherboard vorliegen, zeigen: Die App ist scheinbar der perfekte Umschlagplatz für Soldaten, die Drohnen und Zielfernrohre mit Wärmebildkamera per Smartphone zum Verkauf anbietet.

In den USA und in Europa ist Snapchat bei den 18- bis 24-Jährigen besonders beliebt. Scheinbar bilden auch junge Leute in Syrien da keine Ausnahme. „Im Großen und Ganzen benutzen Soldaten in Syrien Snapchat so wie junge Leute in der westlichen Welt", erklärt Sicherheitsanalyst John Arterbury gegenüber Motherboard in einer E-Mail. „Sie prahlen damit, was sie so machen, sie dokumentieren unbeschwerte Momente und sie inszenieren die perfekte Selbstdarstellung. Als Waffenmarkt benutzen sie Snapchat vor allem, um auf Einzelstücke aufmerksam zu machen, die es auf den echten Märkten in der Stadt Idlib und Umgebung nicht zu kaufen gibt."

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Arterbury zeigte Motherboard zwei Beispiele von Tools, die über Snapchat in den vergangenen Monaten zum Verkauf angeboten wurden. Der erste Artikel ist eine Phantom 4-Drohne, die laut Verkäufer schon eine Kampfszene der Jabhat al-Nusra gefilmt hat. Bei dem anderen Artikel handelt es sich um ein Wärmebild-Zielfernrohr. Der Erlös aus dem Verkauf soll laut Beschreibung dazu dienen, eine Gruppe salafistischer Jihadisten, Haya-at Tahrir al-Sham, zu unterstützen.

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Eine Phantom 4-Drohne. Preis: 1.825 Dollar. Bild: John Arterbury

Doch Kampfzubehör ist nicht das Einzige, was von den jungen Syrern auf Snapchat angepriesen wird: „Ich habe auch schon gesehen, dass lebendige Falken auf Snapchat verkauft werden. Weil Snapchat größtenteils unter Freunden benutzt wird, ist das eine Möglichkeit deinen Freunden zu zeigen, dass du etwas Außergewöhnlichem zum Verkauf anbietest – in der Hoffnung, dass sich das dann rumspricht", erklärt Arterbury gegenüber Motherboard.

Der Experten für Waffenhandel @LostWeapons berichtete Motherboard, dass es relativ leicht ist, die Waffenangebote auf Snapchat zu beobachten: Man muss nur den richtigen Konten von bestimmten Soldaten auf YouTube folgen, die die Snaps dort noch mal hochladen.

Auf einem dieser Konten finden sich Storys, in denen Waffen zum Verkauf angeboten wurden. Außerdem werden dort zahlreiche Bilder von schwereren Geschützen wie Granaten und Granatwerfern gepostet.

Um besser zu verstehen, wie die Geschäfte ablaufen, haben wir uns durch zahlreiche uns vorliegende uns Snaps und Videos geklickt, die den syrischen Waffenhändlern zugerechnet werden können. Wir erstellten unter einem Pseudonym ein Dummy-Konto ohne eigene Bilder und folgten den Konten von Soldaten in Syrien. Einige von ihnen veröffentlichten Snapchat-Storys, in denen um Spenden für Waffenzubehör gebeten wurde, unter anderem für ein Wärmebild-Zielfernrohr.

Bild: Ben Sullivan

„Wärmebild-Kamera für Mudschaheddin, Kontaktaufnahme über @ash551 auf Telegram", heißt es in der oben stehenden Nachricht. Manche Snapchat-Storys rufen auch zu Spenden auf – in diesem Fall für die Anschaffung von Wärmebild-Ferngläsern:

Bild: Ben Sullivan