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Fleisch

Island geht das Fleisch aus

Islands Schlachthöfe und Fleischverpackungsbetriebe müssen regelmäßig von Tierärzten inspiziert werden. Wenn diese aber streiken, ist die Fleischapokalypse nicht mehr weit.
Foto von moohaha via Flickr

Als der isländische Akademikerverband vergangenen Monat anfing zu streiken, waren Burger wahrscheinlich nicht ihre größte Sorge. Mitglieder dieses Verbands sind neben Hebammen, Anwälten und Krankenhausmitarbeitern auch Tierärzte. Und ohne Tierärzte, kein Fleisch.

In Island ist die Fleischproduktion streng geregelt. Die Schlachthöfe und Verpackungsbetriebe müssen regelmäßig von Tierärzten kontrolliert werden. Außerdem prüfen Tierärzte auch jegliches importiertes Fleisch.

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Unzählige Tonnen Rind-, Hähnchen- und Schweinefleisch warten auf den isländischen Hafenanlagen auf eine Inspektion und Bauern sagen, dass sie von überzähligem Vieh überrannt werden. Während die Kunden die Regale der Supermärkte leer räumen und ihre Gefrierfächer vollstapeln, beschweren sich die Betreiber über die Probleme.

Guðmundur Marteinsson, Geschäftsführer der Supermarktkette Bónus, sagte dem Iceland Review, dass in seinen Märkten das Hähnchen- und Rindfleisch bereits ausgehe. Manche Ketzer machen sogar schon Burger aus Schaffleisch, Islands häufigstem landwirtschaftlichen Nutztier.

Die Lage ist teilweise der strengen Importpolitik des Landes zuzuschreiben. Inselstaaten müssen besonders vorsichtig sein, dass ihr Nutzvieh nicht mit globalen Krankheitserregern in Kontakt kommt. Island verfolgt dabei einen besonders kompromisslosen Ansatz, da die Fauna durch Jahrhunderte der Isolation recht anfällig geworden ist. Einreisenden Touristen werden beispielsweise regelmäßig ihre fleischigen Snacks abgenommen und verbrannt. Der Großteil des Fleischbedarfs wird immer noch von der inländischen Produktion gedeckt, die jetzt einer Zwangspause unterlegen ist.

Isländische Farmer wehren sich natürlich gegen den Streik. Dabei geht es ihnen nicht nur im ihre eigenen ökonomischen Interessen. Denn in großen Schlachtbetrieben können Unterbrechungen im Schlachtungsplan sehr schnell zur Überfüllung führen. Der isländische Verband der Tierärzte gestattete Ende April eine Ausnahme für Geflügel und erlaubte die Schlachtung von 50.000 Hühnern und 1.000 Truthähnen. Vorletzte Woche wurden Schweine zur Schlachtung freigegeben.

Um dieser Fleischkrise endgültig ein Ende zu setzen, müssen die streikenden Arbeiter mit der Regierung eine langfristige Vereinbarung schließen. Am Montag vergangene Woche präsentierte der isländische Staat dem Verband ein formloses Angebot, das eine Lohnerhöhung von 12 Prozent über drei Jahre vorsieht. Der Vorsitzende des Akademikerverbands nannte das „einen winzigen Schritt in die richtige Richtung", aber deutete an, dass sich der Streik noch weiter ziehen werde.

Wahrscheinlich ist eine Steak-Knappheit nicht die schlimmste Folge dieser Arbeiterkrise. Immer mehr Branchen schließen sich dem Streik an und mittlerweile sind fast 70.000 Arbeiter davon betroffen, was ungefähr 40 Prozent der isländischen erwerbstätigen Bevölkerung entspricht. Zu den Bereichen, in denen die Probleme dringender sind, zählen das Wohnungswesen, das Gesundheitswesen, öffentliche Verkehrsmittel und der Tourismus.

Und ein trauriger Chihuahua leidet ebenfalls darunter.

Und dann können sich die armen Isländer in diesen schwierigen Zeiten nicht einmal mit einem Hotdog trösten. Ist eigentlich gar nichts mehr heilig?