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Amische Landwirte melken Kamele, damit du gesund bleibst

Im Allgemeinen ist die Beziehung zu roher Kamelmilch vielleicht etwas angespannt, aber im Nahen Osten ist das Getränk so hoch angesehen, dass es für spezielle Anlässe aufgehoben wird. Wir stellen dir hier den Mann vor, der durch ein Netzwerk von...

Immer wieder erkranken Menschen nach dem Verzehr von Rohmilch. Die Centers for Disease Control der USA haben aktualisierte Infos über die Verbindung von Rohmilch zu Kolibakterien-Ausbrüchen veröffentlicht. Dabei machen sie darauf aufmerksam, dass zwischen 2010 und 2012 die Zahl dieser Ausbrüche auf ein Rekordhoch geklettert ist.

Während in den USA die Beziehung zu Rohmilch doch sehr angespannt ist, gehört anderswo der Konsum des Getränks schon fast zum Alltag. Zum Beispiel wurden überall in Europa (auch in Deutschland) Rohmilch-Automaten aufgestellt, damit die Anhänger von nicht pasteurisierter Milch ohne Probleme ihre tägliche Dosis bekommen. Auch der Nahe Osten ist schon lange daran gewöhnt, rohe Milch zu trinken. Und wir reden hier nicht von Kühen oder Ziegen. Dort ist die Milch des einfachen Dromedars—dem Kamel—so wertvoll, dass Kamelbesitzer darauf verzichten, sie selbst zu trinken, um sie für besondere Anlässe oder Gäste aufzuheben. Beduinen glauben, dass diese Milch heilende Kräfte besitzt und verschiedene Berichte scheinen solche Behauptungen zu stützen: Einige Eltern von autistischen Kindern sagen, dass die Milch die Soziabilität und die Stimmung ihrer Sprösslinge verbessert.

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Walid Abdul-Wahab glaubt, dass rohe Kamelmilch deiner Gesundheit einen gehörigen Schub nach vorne versetzt. Der gebürtige Saudi-Arabier ist der Gründer von Desert Farms, einem Unternehmen mit Sitz in Kalifornien, das rohe Kamelmilch von einem Netzwerk amischer Landwirten des Mittleren Westens der USA bezieht (die Amischen sind keine Unbekannten im Rohmilch-Geschäft—2011 wurde eine Farm in Pennsylvania durchsucht und der Besitzer beschuldigt, das Getränk nach Washington D.C. zu schmuggeln, wo der Verkauf illegal ist). Wir haben mit Walid gesprochen, um herauszufinden, was es mit seinem Produkt auf sich hat.

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Kamelmilch von Desert Farms. Foto: Desert Farms

MUNCHIES: Also, warum gerade Kamelmilch? Warum hast du damit angefangen, sie in den USA zu verkaufen?

Walid Abdul-Wahab: Ich bin in Saudi-Arabien aufgewachsen, wo Kamelmilch fest in unserer Kultur verankert ist. Im Nahen Osten wird sie dazu genutzt, um Gäste besonders ehrenvoll zu empfangen. Dann wurde mir beim Lesen von religiösen Texten klar, dass die Leute glauben, Kamelmilch helfe tatsächlich den Kranken, also Menschen mit Diabetes oder Autismus. Die Krankheiten wurden nicht explizit erwähnt, aber ihre Symptome wurden beschrieben und alle Propheten empfahlen Kamelmilch. Ich wollte etwas Positives aus meinem Heimatland in die USA bringen, denn es gibt oft eine Kommunikationsbarriere zwischen den beiden Ländern und viele falsche Vorstellungen vom Nahen Osten. Aber ich wollte die Kamelmilch auch wegen der Vorteile für die Gesundheit verkaufen—sie hat vielen autistischen Kindern geholfen.

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Ja, davon habe ich gelesen. Wie genau funktioniert das?

Da gibt es noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen, also werden wir da auch keine Behauptungen aufstellen. Ich kann dir aber sagen, was ich von den Leuten gehört habe, die es ausprobierten. Die entzündungshemmenden Eigenschaften sind der Hauptfaktor, der beim Verbessern der Hirnfunktion hilft. Alles Entzündungshemmende, das du konsumierst, reduziert die Menge der Toxine in deinem Inneren. Diese Reduzierung hat eindeutig einen positiven Effekt auf das Gehirn. Die Funktion wird verbessert. Deshalb folgen auch alle autistischen Kinder einem strikten Ernährungsplan, vor allem ohne Gluten. Jegliches Gluten-haltige Essen fördert Entzündungen, und genau das willst du ja vermeiden.

Wie schmeckt die Milch? Kamele sind ja doch ziemlich außergewöhnliche Tiere.

Sie schmeckt süßer als Kuhmilch, manchmal ziemlich erdig, aber überhaupt nicht widerlich. Das Ganze ist ein sehr sauberer Geschmack, näher dran an Kuhmilch als jegliche andere Milch.

Wo leben sich die Kamele, von denen du die Milch beziehst?

Alle unsere Farmen werden von der amischen Gemeinde betrieben, zum Beispiel in Ohio oder Pennsylvania. Die Kamele dieser Farmen stammen eigentlich aus Australien. Dort findest du die Tiere in der Wildnis, die eingeschleppt wurden. Also haben amische Farmer sie vor ein paar Jahren zu Tausenden importiert.

Warum besitzt die amische Gemeinde das Monopol über diese Kamelfarmen?

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Die Amischen haben Kamelmilch schon vor allen anderen gekannt. Der erste mir bekannte Landwirt der USA, der ein Kamel gemolken hat, ist einer unserer Farmer aus Missouri. Er erzählte der amischen Gemeinschaft, dass dies eine richtig gute Geldquelle sein könnte und sie immer noch die Kamele hätten, falls es nicht klappen sollte. Du weißt schon, für die Krippenspiele an Weihnachten. Für sie war es eine Win-Win-Situation.

Warum verkaufst du neben der pasteurisierten Kamelmilch auch rohe? Machst du dir Sorgen wegen den Berichten, die ernsthafte Krankheiten mit dem Konsum von Rohmilch in Verbindung bringen?

Ich glaube, dass Rohmilch nahrhafter ist. Es kommt immer darauf an, wie sehr du der Quelle der Milch vertraust—wenn ich jetzt mitten in der Wüste wäre, mir jemand ein Glas Kamelmilch anbieten würde und ich nicht wüsste, wo sie herkommt, dann würde ich eher die pasteurisierte Milch nehmen. Wenn ich aber der Quelle vertrauen kann, die Herkunft der Milch genau kenne und um die Gesundheit und um das Futter der Tiere Bescheid weiß, dann her mit der Rohmilch. Die Leute scheinen Rohmilch viel besser zu vertragen als pasteurisierte. Wenn du Milch bis zu dem Punkt erhitzt, an dem die Bakterien getötet werden, dann tötest du natürlich auch die nützlichen Bakterien. Die meisten Milchwirtschaften bringen ihre Milch auf lächerlich hohe Temperaturen. Sie erhitzen sie für zwei bis drei Sekunden auf 135 Grad Celsius. Aber du kannst die Milch auch langsam auf eine moderate Temperatur bringen. So machen wir das und erhalten so den Geschmack und die Nährstoffe. Wir sehen das Ganze folgendermaßen: Diese Berichte reden von hunderten Erkrankungen pro Jahr, was meiner Meinung nach sehr wenig ist, wenn man es mit so etwas wie dem Rauchen vergleicht. Es kommt wirklich darauf an, wie eine Farm die Milch behandelt. Viele dieser Bakterienausbrüche kommen davon, dass diese Farmen nicht überprüft werden. Ich glaube, dass wir nicht diese Problem hätten, wenn es bei der Regierung ein System zur Überprüfung von Rohmilchbetrieben gäbe, so wie es eins zur Überprüfung von Betrieben für pasteurisierte Milch gibt.

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In einigen Staaten ist der Verkauf von Rohmilch untersagt. Wie geht ihr damit um?

Wir dürfen unser Produkt nicht in jedem Staat verkaufen, aber dafür bieten wir einen Teil der Kamelherde an. Du kaufst quasi eine Mitgliedschaft in der Farm und wirst so Teilhaber an den Kamelen. Wenn du Besitzer des Viehbestandes bist, dann kannst du die Milch trinken, wo du willst. Das ist eine normale Gepflogenheit in der Rohmilchindustrie. Aber die meisten unserer Kunden leben in Staaten, wo Rohmilch erlaubt ist. Kalifornien ist für uns am wichtigsten. Dort ist Rohmilch legal und wir verkaufen unser Produkt in neun Filialen der Lassen's Market-Kette. Gerade schließen wir auch einen Deal mit Whole Foods ab—sie werden unsere pasteurisierte Kamelmilch in 40 ihrer nordkalifornischen Filialen anbieten.

Was ist denn dieses „Kolostrum", das ich auf deiner Website gesehen habe? Klingt ziemlich heftig.

Kolostrum ist im Grunde die erste Milch, die ein Weibchen produziert, wenn ihr Kind geboren wird. Sie enthält extraviele Nährstoffe, damit das Neugeborene so schnell wie möglich gesund und stark wird. Kolostrum ist uns schon seit Jahrhunderten bekannt, ganz gleich von welchem Säugetier es auch stammt. Es ist das ultimative Super-Nahrungsmittel. Bei uns ist es sehr beliebt: Immer wenn ein neues Kalb geboren wird, geben wir unseren Kunden Bescheid und das Kolostrum ist innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Es ist unser Produkt, das sich am schnellsten verkauft und ist auch nur sehr beschränkt vorhanden—pro Wurf erhalten wir nur vier oder fünf Flaschen. Das schlägt sich auch auf den Preis nieder, eine halbe Flasche kostet 30 Euro. Es ist auch nur Milch, also ist der Geschmack im Grunde der gleiche wie der von der Milch, die die Mutter später produziert, vielleicht etwas intensiver und saurer, aber die Farbe ist viel dunkler, in etwa ein Dunkelgelb.

Wow. Vielen Dank für das Gespräch, Walid.

Oberstes Foto: Walid Abdul-Wahab