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Großrazzia bei mutmaßlichen Kunden von Migrantenschreck

In einer deutschlandweiten Aktion haben Ermittler 29 mutmaßlichen Kunden eines Waffenshops einen Besuch abgestattet. Bei dem Shop handelt es sich allem Anschein nach um die rechte Hetzseite Migrantenschreck.

Bild: Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ist in einer groß angelegten Aktion gegen deutsche Waffenkäufer vorgegangen. Wie am Dienstag bekannt wurde, gab es in insgesamt elf Bundesländern Razzien bei Online-Käufern von Waffen, die vermutlich aus Ungarn verschickt wurden.

Beamte der Zollfahndung stellten bei den Durchsuchungen neben Waffen und Munition aus dem Sortiment des Internetshops auch Computer und Datenträger sicher. Bei einigen Kunden entdeckten die Fahnder weitere Schusswaffen. Ein Erfolg, den Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk gegenüber Motherboard knapp als „Zufallsfunde" bezeichnete.

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Laut Ungefuk gebe es neben den 29 durchsuchten Wohnungen und Geschäften weitere Adressen, die im Fadenkreuz der Ermittler stünden. In einigen Fällen seien aufgrund des größeren Ermittlungsaufwandes die Adressen weiterer Kunden an örtliche Behörden weitergegeben worden—ein solcher Zusatzaufwand könne etwa dann auftreten, wenn mehrere Personen an derselben Adresse wohnen oder die Adresse als sogenannter „Drop", eine Art toter Briefkasten, benutzt wurde.

In welchem Shop die Kunden ihre Waffen bestellt haben, wollte die Staatsanwaltschaft nicht kommentieren. Ungefuk zufolge gebe es jedoch Hinweise, dass sich die Betreiber der Seite in Ungarn aufhielten und von dort aus die Waffen verschickten. Die Ermittlungen in Frankfurt richten sich jedoch ausschließlich gegen die Kunden des Shops, das Verfahren gegen die Betreiber würde von der Berliner Staatsanwaltschaft geführt, so der Sprecher.

Vieles deutet daraufhin, dass es sich bei der Seite um „Migrantenschreck" handelt. Gegen die Betreiber des Shops, der neben Waffen auch rechte Hetze und Fake News verbreitet, ermittelt seit Sommer 2016 eben jene Berliner Staatsanwaltschaft, auf die nun auch Ungefunk verweist. Im Dezember wurde bekannt, dass die Polizei gegen einen 33-jährigen Rechtsextremisten aus Thüringen fahndet, der hinter der Seite stehen soll. Einen Namen nannte die Berliner Staatsanwaltschaft nicht, auf der Website selbst wird allerdings ein gewisser Mario Rönsch als Geschäftsführer aufgelistet.

Die im Rahmen der jetzigen Fahndung veröffentlichten Fotos zeigen Waffen, die dem Aussehen nach aus dem Sortiment von Migrantenschreck zu stammen scheinen, etwa die „Migrantenschreck HD 130 Superior" und die „Migrantenschreck MS 80 Intense".

Bereits im August 2016 hatte die Konstanzer Polizei einen Kunden von „Migrantenschreck" besucht. Damals kam es jedoch nicht zur Auslieferung der Waffe, da die zuständige Bank die Überweisung als verdächtig einstufte und den Ermittlern meldete.

Laut Ungefuk droht den Kunden nun wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.