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Heulsuse der Woche

Heulsuse der Woche: Beatrix von Storch vs. Til Schweiger

Die AfD-Politikerin jammert, dass niemand zu ihren Veranstaltungen kommt, und der Schauspieler will nicht akzeptieren, dass er für 4,20 Euro das teuerste Leitungswasser Hamburgs verkauft.

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Beatrix von Storch

Foto: imago | Metodi Popow

Der Vorfall: Beatrix von Storch wollte auf einem Marktplatz in Osnabrück besonders früh den Bundestagswahlkampf für die AfD eröffnen – doch nur ein kleines Träubchen aus 40 Parteianhängern erschien. Sie selbst schrieb auf Facebook, auf dem Platz habe eine "gespenstische Stimmung" geherrscht. Hinter den Absperrungen der Polizei sorgten dafür 2.000 Gegendemonstranten für die fehlende Feierlaune. Die angemessene Reaktion: Jeder, der mal als talentloser Bassist in einer drittklassigen Schulband gespielt hat, weiß, wie peinlich es ist, in einer großen Aula vor zehn pickligen Jungs zu spielen. Das einzige, was da hilft: akzeptieren, dass die eigene Musik scheiße ist und sich freuen, dass wenigstens die besten Freunde gekommen sind.

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Die tatsächliche Reaktion: Die EU-Abgeordnete schrieb noch am selben Abend einen pathetischen Facebook-Post, in dem sie die "Antifa" und "ver.di" beschuldigte, ihre potentiellen Zuhörer nicht auf den Marktplatz gelassen zu haben. Sie beginnt mit einem Zitat, das suggeriert, die Gegendemonstranten seien Faschisten, dann beschreibt sie die Situation: "Fast keiner steht vor der aufgebauten Tribüne, um sich unsere Inhalte anzuhören". Spätestens bei dieser von ihr selbst dargestellten Kausalität muss es doch Klick machen. Aber nein, sie will einfach nicht glauben, dass sich in Osnabrück niemand für die Inhalte der AfD begeistert. Immerhin rutschte sie bei ihrem Facebook-Post nicht wieder versehentlich mit der Maus aus und forderte Schießbefehle.

Ihr Kontrahent ist ein alter Bekannter unserer Heulsusen-Reihe.

Heulsuse #2: Til Schweiger

Foto: imago | Future Image

Der Vorfall: Die Hamburger Morgenpost berichtete im Januar, dass Til Schweiger "Hamburgs teuerstes Leitungswasser" verkaufe. In seinem Restaurant barefood deli serviert Til Schweiger den Liter Leitungswasser für sagenhafte 4,20 Euro.

Die angemessene Reaktion: Raffen, dass man mit seinem 0,4 Cent-teurem Leitungswasser für 4,20 Euro vielleicht über die Stränge schlägt, und den Preis ändern. Oder halt akzeptieren, dass man doch nicht so ein guter Mensch ist, wie man sich immer einredet, auf den Bericht scheißen und weiter teures Leitungswasser zapfen.

Die tatsächliche Reaktion: Til Schweiger konnte diese bewusst verletzende Berichterstattung der Hamburger Morgenpost natürlich nicht einfach so hinnehmen. Schließlich gehört er zu den Guten auf einem Planeten voller böser Scheinintellektueller. Deswegen formulierte er eine "Gegendarstellung", die die Morgenpost jetzt abdruckte: "Auf der Titelseite der Hamburger Morgenpost vom 23. Januar 2017 haben Sie geschrieben: 'Til Schweiger… Er verkauft Hamburgs teuerstes Leitungswasser'. Hierzu stelle ich fest: Ich verkaufe nicht das teuerste Leitungswasser. Hamburg, den 7. Februar 2017, Til Schweiger:" Wer noch teureres Leitungswasser verkauft, lässt er leider offen.

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Eines steht allerdings fest: So eine nüchterne Beschwerde ohne Rechtschreibfehler und Ausrufezeichen hat man von Til Schweiger noch nie gelesen.

Das ist aber noch nicht alles. Wie die Hamburger Morgenpost berichtet, hat Til Schweiger den Preis für sein dekadentes Kraneberger natürlich nicht gesenkt. Stattdessen beschreibt er jetzt das "Barewater" auf seiner Speisekarte als "fein gefiltertes Hamburger Trinkwasser". Klar, so kann man Leitungswasser auch nennen.

Die Runde ist eröffnet!*

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