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Pünktlich zum 1000. Pflichtspiel: Was Gigi Buffon noch immer antreibt

Gianluigi Buffon gab 1995 sein Profi-Debüt. Neben unzähligen Gegenspielern besiegte er auch eine Depression. Wir haben seine legendäre Karriere nacherzählt.

Italiens immer noch aktive Torwart-Legende Gianluigi „Gigi" Buffon feiert heute Abend ein Jubiläum der ganz besonderen Art: Sein Auftritt in der WM-Quali gegen Albanien wird sein 1000. Pflichtspiel als Profi sein. Zudem wird er mit seinem 168. Einsatz für die Squadra Azzurra einen neuen europäischen Rekord aufstellen.

„Das ist eine große Ehre für mich. Was ich definitiv sagen kann: Ich werde nicht noch weitere 1.000 Spiele absolvieren", so Buffon gestern über sein großes Spiel, das um 20:45 im Stadio Renzo Barbera in Palermo angepfiffen wird.

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Neben seinen vielen Länderspielen stand Buffon wettbewerbsübergreifend 612 Mal für Juventus auf dem Platz. Mit der ‚Alten Dame' gewann er sieben Meisterschaften, zwei Mal die Coppa Italia und fünf Mal den italienischen Superpokal. Zuvor lief er 220 Mal für Parma auf. Mit dem mittlerweile bankrott gegangenen Klub wurde er zwei Mal Coppa-Italia-Sieger und gewann 1999 den UEFA-Pokal.

1.000 Pflichtspiele, mit diesem Meilenstein wird der 39-Jährige Teil einer ganz elitären Gruppe: Neben Ryan Giggs, Raúl, Javier Zanetti, Peter Shilton und Ray Clemence hat auch Gigis Landsmann Paolo Maldini eine vierstellige Einsatzzahl auf dem Buckel.

Bleibt die Frage, warum der Weltmeister von 2006 auch mit fast 40 Jahren noch immer Bock auf Profifußball hat. Die Antwort darauf gab er vor Kurzem in einem Interview: „Ich frage mich schon seit Jahren, was mich immer noch antreibt. Hätte ich schon die Champions League gewonnen, dann wäre ich wohl leer und erschöpft. Die Tatsache, dass ich sie immer noch gewinnen will, treibt mich an."

Wir haben Buffon zu Ehren seine außergewöhnliche Karriere nachgezeichnet:


Lasst mich euch ein paar Dinge zum Fußball im Herbst 1997 erzählen: Der 1. FC Kaiserslautern war Tabellenführer der Bundesliga und sollte es bis zum Schluss der Saison bleiben. Manchester City kämpfte gegen den Abstieg aus der zweiten englischen Liga, ein Kampf, den sie schlussendlich verlieren sollten. Der FC Barcelona hatte erst eine CL-Trophäe gewonnen und ein 10-jähriger Lionel Messi noch keinen Fuß in Katalonien gesetzt. Und Sepp Blatter war neun Monate vom FIFA-Präsidentenamt entfernt.

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In den letzten zwei Jahrzehnten ist viel passiert, aber was sich nicht verändert hat, ist Gianluigi Buffons Status als Weltklasse-Torhüter. Vor fast 20 Jahren, am 29. Oktober 1997, gab Gigi sein Debüt für die italienische Nationalmannschaft. 167 Nationalspiele und ein WM-Titel später ist er immer noch dabei.

Buffon war schon Stammspieler in seinem Verein AC Parma, als ihn Cesare Maldini zum ersten Mal in die Squadra Azzurra berief. Ein Produkt der Parma-Jugendschmiede, gab Buffon in der Saison 1995/96 als 17-Jähriger sein Serie-A-Debüt. Und gleich gegen den AC Mailand. Der hatte damals noch Spieler wie Roberto Baggio und George Weah in seinen Reihen. Doch auch von den beiden „Ballon d'Or"-Gewinnern ließ sich der junge Gigi nicht verunsichern und sicherte seiner Mannschaft ein 0:0.

In der darauffolgenden Saison war der mittlerweile 18-Jährige bereits die Nummer 1 beim AC—der später zum FC wurde und mittlerweile als Parma Calcio in der vierten italienischen Liga rumdümpelt—und wurde mit seiner Mannschaft Vizemeister. Schon kurz darauf durfte er dann zum ersten Mal das Nationaltrikot überstreifen. Und das gleich bei einem sauwichtigen Spiel. Italien musste damals in die Playoffs für die WM 1998 in Frankreich, der Gegner hieß Russland. Buffon saß nur auf der Bank, bis sich Gianluca Pagliuca im russischen Schneetreiben verletzte und ausgewechselt wurde. Angesichts der äußeren Verhältnisse, der Wichtigkeit des Spiels und der fehlenden Erfahrung Buffons nicht gerade eine kleine Last, die auf die Schultern eines Teenagers gelegt wurde.

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Doch Buffon spielte wie ein alter Hase, zeigte mehrere Glanzparaden und musste sich nur beim Eigentor eines anderen Neulings geschlagen geben: Fabio Cannavaro. Ironischerweise waren es genau diese beiden Spieler, die viele Jahre später—bei der WM 2006 in Deutschland—Italiens Abwehr fast unbezwingbar machen sollten.

Das WM-Quali-Spiel endete 1:1, und da Italien das Rückspiel mit 1:0 für sich entscheiden konnte, sicherte sich Italien doch noch ein Ticket für die WM in Frankreich. Dort durfte auch Buffon als Nummer zwei hinter Pagliuca mit von der Partie sein, obwohl er gerade mal zwei Länderspiele auf dem Buckel hatte.

Gianluca Pagliuca, Angelo Peruzzi & Gianluigi Buffon, Italy 1998 pic.twitter.com/NbHDDIYxie
— Classic Calcio (@ClassicCalcio) March 17, 2014

Um sich klarzumachen, wie lange Buffon schon am Ruder ist, muss man sich nur die Spieler im italienischen WM-Kader von 1998 anschauen: Costacurta, Maldini und Baggio, etwa. Die sind allesamt schon vor vielen Jahren zurückgetreten. Und Guiseppe Bergomi—im WM-Finale gegen Gastgeber Frankreich in der Startelf—gab sein Nationalmannschaftsdebüt bereits anno 1981 und ist schon seit über 15 Jahren im Fußballer-Ruhestand.

Mittlerweile steht Buffon bei 167 Länderspielen, mehr als jeder andere Spieler seines Landes, mit Cannavaro auf Platz 2 (136 Spiele). Zusammen haben sie 2006 den WM-Pokal in den Abendhimmel von Berlin gestreckt. Am italienischen „Sommermärchen" hatte Buffon mit seinen 453 Minuten ohne Gegentor entscheidenden Anteil. Auch bei der EM 2012 verhalf er Italien dank seiner Paraden zum Finaleinzug, wo es dann aber gegen Spanien eine herbe 0:4-Klatsche setzte.

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Ebenso seine Erfolge im Verein können sich mehr als sehen lassen. Nach seinem Wechsel von Parma zu Juventus im Jahr 2001 für 52 Mio. Euro, eine Rekordsumme für einen Torwart, gewann Buffon mit der alten Dame acht Meisterschaften sowie eine Reihe von persönlichen Auszeichnungen. Die einzige Trophäe, die er bisher noch nie gewinnen konnte, ist der Henkelpott. 2003 und 2014 stand er mit Juve jeweils im Champions-League-Finale, zum Titel sollte es trotzdem nicht reichen. Trotz aller Erfolge hatte Buffon zwischen 2003 und 2004 mit einer Depression zu kämpfen, die er 2008 in einem Interview öffentlich machte—nur ein Jahr vor dem tragischen Tod Robert Enkes.

Übrigens denkt Buffon nicht ans Aufhören und will 2018 unbedingt zur Weltmeisterschaft nach Russland. Sollte Buffon tatsächlich auch noch bei der WM im nächsten Jahr im Tor stehen, wäre das mit seiner sechsten WM-Teilnahme gleichbedeutend (momentan liegt er noch gleichauf mit Lothar Matthäus und dem Mexikaner Antonio Carbajal bei fünf Endrundenteilnahmen).

Natürlich muss auch ein Gianluigi Buffon irgendwann zurücktreten. In diesem Zusammenhang scheint 2018 ein realistisches wie auch attraktives Ziel zu sein: Er würde 20 Jahre nach seiner ersten WM und im Alter von 40 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel hängen—natürlich mit der Hoffnung, sich ein zweites und letztes Mal den Traum vom Weltmeistertitel zu erfüllen.

So haben Fußballfans Gianluigi Buffon sehr, sehr häufig gesehen. | PA Images

Übrigens ist er nicht der erste langjährige Torhüter in der Geschichte der italienischen Nationalmannschaft: Dino Zoff stand zwischen 1968 und 1983 112 Mal zwischen den Pfosten. Wer könnte der Nächste sein? Die meisten Experten sind sich sicher, dass Gianluigi Donnarumma vom AC Mailand – schon wieder so ein Gigi … – Nachfolger von Buffon werden wird, auch wenn sein ebenfalls junger Konkurrent Alex Meret als besserer Techniker gilt. Donnarumma war übrigens noch nicht mal geboren, als Gianluigi Buffon im Schneetreiben Moskaus sein Länderspieldebüt gab.

Grande Gigi!