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Interview

Magdeburgs Ex-Kapitän über die Bayern-Stars: „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so geerdet sind"

Peter Hackenberg spielte im katarischen Trainingslager gegen Bayern München. Er erzählt von interessierten Fragen von Joshua Kimmich und in welcher Sprache die Offensiv-Stars miteinander sprachen.
Foto: Imago

Peter Hackenberg erfüllte sich gestern einen kleinen Traum. Der 1,96-Meter-Hüne aus Schleswig-Holstein durfte sich in Zweikämpfen mit Franck Ribéry, Robert Lewandowski und Co messen. Im Trainingslager in Katar traf der Innenverteidiger des belgischen Erstligaaufsteigers KAS Eupen auf die topbesetzte Mannschaft des FC Bayern München. Dass es mal so weit kommen würde, hätte der 27-Jährige wohl so schnell nicht mehr geglaubt. Nach Stationen bei Energie Cottbus, Wacker Burghausen und dem FC Magdeburg landete er vor einem Jahr nach einer Suspendierung bei Viertligist Alemannia Aachen einige Kilometer weiter bei der KAS Eupen. Dort stieg er in nur einem Jahr zum Stammspieler und in die erste belgische Liga auf.

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Der von der katarischen „Aspire Zone Foundation" gekaufte belgische Verein, der zum Großteil mit Talenten aus der gleichnamigen katarischen Fußballakademie aufläuft, verlor in einem „Heimspiel" auf dem Aspire-Gelände in Katar gegen den Trainingslager-Nachbarn aus München am Ende deutlich mit 0:5. Und mittendrin war der deutsche Verteidiger und Immobilienmakler Peter Hackenberg. Aber wie ist das, wenn man auf einmal mit den Stars aus dem Fernsehen auf dem Platz steht? VICE Sports sprach mit ihm über Feldgespräche mit Joshua Kimmich, Bayerns deutschsprachige Offensivreihe und ziemlich geerdete Weltstars.

VICE Sports: Statt Wegberg-Beeck und TuS Erndtebrück standest du nun gegen die Weltmeister und Champions-League-Sieger von Bayern München auf dem Platz. Ist dir erstmals bewusst geworden, wie sich deine Karriere im letzten Jahr gewandelt hat?
Peter Hackenberg: Ich habe in meiner Karriere immer sehr hart gearbeitet, um das Maximum herauszuholen und gegen solche Gegner zu spielen. Nicht nur mein letztes Jahr hat gezeigt, dass es im Fußball immer schnell gehen kann—nach unten und nach oben. Darüber habe ich gestern übrigens auch mit Joshua Kimmich lange auf dem Platz gesprochen, der hat vor einiger Zeit ja ebenfalls noch in Leipzig dritte Liga gespielt.

Über was spricht man da so?
Wir haben auf dem Platz und später noch in der Kabine wirklich über Gott und die Welt gesprochen. Er wollte von mir wissen, wie es mir in Belgien gefällt und wie es bei uns in der Liga läuft. Man denkt immer, das seien so Außerirdische, weil man sie nur aus dem Fernsehen kennt, aber es sind natürlich auch nur Menschen wie du und ich. Das sind einfach ganz normale Gespräche unter Sportlern. Auch mit Mats Hummels und Sven Ulreich habe ich mich länger unterhalten—feine Kerle.

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Woher wussten die Bayern-Spieler, dass du Deutsch sprichst?
Ich habe mit Thomas Müller vor dem Spiel ein oder zwei Worte gewechselt, sodass die meisten wussten, dass ich Deutsch spreche. Und so wechselt man dann auf dem Platz mit vielen Spielern einige Worte.

Uli Hoeneß forderte letzte Woche, dass in der Kabine wieder Deutsch gesprochen werden soll. Sprechen die Spieler auf dem Platz überhaupt Deutsch?
Es hat mich ein bisschen überrascht, aber die Bayern haben nur Deutsch gesprochen. Also ich kann nur für die Offensivreihe mit Robben, Ribéry, Lewandowski und Müller sprechen, aber die haben sehr viel kommuniziert und immer auf Deutsch. Bei uns in der Mannschaft sprechen wir zum Beispiel nur Englisch auf dem Platz.

Kommt in Zweikämpfen oder Gesprächen mit solchen Topstars keine Ehrfurcht auf?
Klar, in den ersten Sekunden realisiert man es noch nicht so richtig, aber im Spiel fokussiert man sich nur auf seine Aufgaben. Der Ball ist für die genau so rund wie für uns. Wie auch in anderen Spielen gehe ich genauso rein—egal ob ich die aus dem Fernsehen kenne oder nicht. Und wir haben besonders in der ersten Halbzeit gezeigt, dass da zwischen uns keine Welten liegen.

فيديو : اهداف بايرن ميونيخ 5 - 0 اوبين #اوبين_بايرن_ميونيخ @FCBayern #EUPFCB pic.twitter.com/eoy95Oo9ql
— قناة الكأس (@alkasschannel) 10. Januar 2017

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Bist du anders in die Zweikämpfe gegangen, weil du die Eigenarten der Bayern-Offensivspieler aus dem Fernsehen kennst?
Man achtet im Spiel jetzt nicht zwingend darauf, wer auf einen zuläuft. Aber natürlich kennt man die Spieler und man weiß, dass Lahm oft überläuft, Lewandowski sich immer im Rücken absetzt oder Hummels gern mit einem Außenristpass für eine neue Situation sorgt—daher hat man ab und zu eine Vermutung, wie sich eine Spielsituation entwickeln könnte. Allerdings sind die einzelnen Spieler so facettenreich, dass sie sich auf die Bewegung von mir einstellen und eine Lösung finden können. Da hat man einfach gemerkt, dass die Mannschaft auf einem fantastischen Niveau Fußball spielt.

Welcher Gegenspieler war da besonders hart zu verteidigen?
Das kann man natürlich selten so pauschal sagen, da wir einiges als Mannschaft auffangen. Und gestern war jetzt kein Spieler dabei, der so exorbitant auftrumpfen konnte, dass er uns in Grund und Boden gespielt hat. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut dagegen gehalten und sogar mitgespielt, aber als wir in der zweiten Hälfte mehr Räume und Optionen zugelassen haben, hat Douglas Costa schon extreme Qualitäten gezeigt, die nur sehr schwer zu verteidigen sind. Sobald er die Räume hatte, hat er seine Spritzigkeit im eins gegen eins ausgespielt. Auch wenn ich ein bisschen voreingenommen bin, weil ich ihn sehr sympathisch fand, muss ich sagen, dass Joshua Kimmich für sein Alter wirklich sehr wenige Fehler macht und einen sehr soliden Part spielt.

Hast du dir nach dem Spiel sein Trikot besorgt?
Ich habe eins von ihm und eins von Mats Hummels bekommen, denn ich schätze beide Spieler sehr—und wie oft spielt man im Leben gegen sie? Nach dem Spiel bin ich dann noch in die Bayern-Kabine und habe weitere Jungs wegen der Trikots angesprochen, weil meine Kollegen ja kein Deutsch sprechen. Da war zum Beispiel auch nicht die Stimmung: ‚Wer kommt denn jetzt da zu uns?' Ich hätte nicht gedacht, dass die Bayern-Stars so geerdet sind.

Arbeitest du auch deswegen noch nebenbei als selbstständiger Immobilienmakler, obwohl du Fußballprofi bist?
Ich mache das nach wie vor sehr gerne, denn ich fand es einfach wichtig für den Kopf, einen Ausgleich zu haben. Ich kann dort mit Menschen außerhalb der Fußballwelt zu tun haben und meinen Horizont erweitern. Zudem weiß man natürlich nie, wie es im schnelllebigen Fußball läuft.

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