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Die Opening-Party der Parallel Vienna war ein einziges Chaos

Die DJ Therese Terror wurde von der Bühne geschmissen, weil ihr Set zu hart war und auf anderen Floors streikte die Lichttechnik und die Organisation. Wir haben mit Therese Terror und dem Veranstalter gesprochen.
Foto: Steffi Hübel (links), Pamela Rußmann (rechts)

"Parallel Vienna präsentiert junges und aufstrebendes sowie etabliertes künstlerisches Schaffen und bringt Kunstinitiativen aller Art zusammen." – Mit diesem positiven Statement ist die Alternativmesse Parallel Vienna am 25. September in die sechste Runde gegangen. Und während der Vorsatz sehr lobenswert ist, junge Künstlerinnen und Künstler aus allen Ecken der Welt unter einem Dach mit Musik und Kunst zu vereinen, hat es in der Realität leider etwas anders ausgeschaut.

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Wenige Stunden nach der Opening-Party wurde nämlich von einer der gebuchten Künstlerinnen, Therese Terror aus Wien, ein Facebook-Post veröffentlicht, in dem das Parallel Vienna – mild ausgedrückt – nicht sehr gut wegkommt. "Gestern hat mich das Parallel Vienna einer der erniedrigendsten Erfahrungen meiner DJ-Karriere ausgesetzt", beginnt die Künstlerin ihren Facebook-Eintrag auf Englisch. Nach nur 15 Minuten sei der Veranstalter Therese zufolge persönlich auf die Bühne gekommen – und meinte, sie müsse nun gehen, weil ihre Musik zu hart sei und die Leute das nicht mögen würden. Nach einer kurzen Diskussion hätte Therese schließlich nachgegeben und mitten in ihrem Set abgebrochen, um die Bühne zu verlassen. "Er hörte nicht auf, auf mich einzureden und darauf zu bestehen, dass er spielen will. Schließlich hielt er meinen CDJ an. Ich bin nach Hause gegangen, als er seinen ersten Song aufgelegt hat – wütend, müde und frustriert", schreibt sie weiter.

Als Veranstalterin des Business Riot und Rrriot Festivals ist Therese die Festival-Szene absolut nicht fremd. Immerhin war sie selber Kuratorin des Electric Spring Festivals, das diesen April stattgefunden hat. "Ich mache auch große Festivals und ich weiß, wie es ist, wenn man ein kleines Budget hat und alles alleine organisieren muss. Es ist stressig. Ich würde aber trotzdem niemals Leute so behandeln, wie es mir passiert ist", sagt sie gegenüber Noisey.

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Im Gespräch mit Noisey geht sie genauer auf das Chaos während dem Opening ein. "Auf einem Floor war überhaupt nicht klar, wer wann spielt und auch keine verantwortliche Person auffindbar. Mit dem Licht gab es auch viele Probleme. Man konnte es nicht ausschalten und niemand war dafür zuständig." Nicht nur Therese hat das Opening so chaotisch wahrgenommen, viele ihre Kolleginnen wurden ähnlich schlecht behandelt. Das wird beim Scroll durch die Kommentare unter ihrem Post schnell ersichtlich.

"Ich glaub nicht, dass sich irgendjemand, der an diesem Abend gespielt hat, wohl gefühlt hat", sagt Therese. Sie meint auch, dass man schon im Vorhinein gemerkt hätte, dass das Parallel in seiner Organisation offenbar einige Probleme hatte. Die Timetables seien viel zu spät verschickt worden und waren verwirrend, die Floor-Aufteilung hätte keinen Sinn ergeben und auf die Nachfragen der Künstlerinnen kamen keine Antworten.


Das Aushängeschild der Riot-Grrrl-Bewegung im Interview:


Therese wirkt sehr enttäuscht, als sie den Abend schildert: "Vor Ort gab es auch überhaupt keine Betreuung. Ich hatte keine Gästeliste, keine Getränkebons und es war weit und breit keine Ansprechperson, bei der ich mich hätte erkundigen können."

Nachdem Therese den Organisations-Flop erklärt hat, meint sie auch, dass die Message eines "all-female" Line-ups sie und alle anderen Künstlerinnen erstmal stutzig gemacht hätte. Für das Opening wurden von Parallel ausschließlich Frauen gebucht, was grundsätzlich sehr unterstützenswert wäre. "Wir haben ihnen dann aber gesagt, dass sie das "all-female" bitte rausnehmen sollen. Wir sind keine Zootiere, sondern Künstlerinnen." Dass das Closing dann aber ausschließlich männliche DJs übernehmen, findet Therese äußerst seltsam: "Was ist das für ein Zeichen? Das Opening Event ist eine Charity Veranstaltung für Frauen und das richtige Event übernehmen dann die Männer?"

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Zugegeben, eine Veranstaltung, die Gender Diversity und Vielfalt zu einem ihrer Aushängeschilder macht und für das große Closing keine einzige Frau bucht, muss sich Thereses Kritik wohl oder übel gefallen lassen.

Daniel Haider, der Veranstalter, der Therese an besagtem Abend "wegen ihrer harten Musik" von der Bühne schickte, beteuert im Gespräch mit Noisey, dass die Aktion absolut nicht gegen Frauen oder gegen Therese persönlich ging. "Zu später Stunde sind dann einige Leute hergekommen und haben gemeint, dass die Musik von ihrem Set viel zu hart sei. Ich habe mich leider dadurch aufstacheln lassen und die falsche Entscheidung getroffen. Das ging nicht persönlich gegen Therese oder gegen Frauen in der DJ-Szene."

Für das Chaos und die missglückte Organisation entschuldigt sich Daniel ebenfalls wiederholt. "Ich war einfach schon vom ganzen Abend überlastet und mir haben alle möglichen Leute die Ohren vollgejammert. Ich habe Therese dann auch noch am gleichen Abend eine E-Mail geschrieben und mich dafür entschuldigt, wie respektlos und blöd diese Aktion war. Eine Künstlerin zum Gehen aufzufordern, während sie spielt, geht natürlich gar nicht."

Therese hat für das Argument der "zu harten" Musik nur wenig Verständnis. "Wenn man sich im Vorhinein mit meinem Sound nicht auseinandersetzt, darf man sich nicht wundern, wenn ich dann etwas spiele, was man nicht kennt."

Als Frau in der DJ-Szene sei es nicht das erste Mal, dass Therese sich mit solchen Vorfällen auseinandersetzen müsse. "Normalerweise versuche ich aber, auf Events zu spielen, wo ich die Leute kenne, um solche Vorfälle zu vermeiden. Und so schlimm wie bei diesem Opening war es noch nie." Selbst Daniel sei es nicht fremd, von der Bühne geschmissen zu werden: "Ich bin selbst schon oft bei Auftritten abgedreht worden und es ist echt eine blöde Angelegenheit." Seine Entschuldigung an Therese ist von der Künstlerin trotzdem unbeantwortet geblieben.

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Therese wirkt im Gespräch nicht wütend, das ist sie wohl auch nicht mehr. Auf die Frage, warum sie den Post denn veröffentlicht hätte, meint sie: "Ich habe überlegt, ob ich mit dem posten warten soll, bis die Veranstaltung zu ende ist, weil ich weiß, wie anstrengend so etwas für die Veranstalter sein kann. Aber mir wurde der Abend so versaut, dass ich es dann doch gleich veröffentlicht habe."

Ihrer Meinung nach sei es gerade als Frau in der Club- und DJ-Szene wichtig, Vorfälle wie den beim Parallel Vienna öffentlich anzusprechen. Dabei wolle sie niemanden niedermachen, sondern einfach dazu anregen, sich die Zeit zu nehmen und über diese Sachen nachzudenken. Ihr Wunsch an Parallel Vienna ist auch ganz einfach: "Ich hoffe, dass sie die Opening- und Closing-Partys in Zukunft anders machen."

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VICE Austria war Medienpartner der Parallel Vienna 2018 . Dieser Artikel ist unabhängig davon in der Noisey-Redaktion entstanden.


Die Wiener Clubkultur tut sich immer noch schwer mit Frauen:


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