FYI.

This story is over 5 years old.

Never Forget

Heute vor zehn Jahren fuhr Piero Esteriore ins 'Blick'-Gebäude

Manche schreiben musikalische Geschichte, andere schreiben Schlagzeilen.

Mit dieser Tat machte sich Piero Esteriore zur Kultfigur der jüngeren Schweizer Mediengeschichte: Heute vor genau zehn Jahren – und ein paar Tage vor der Veröffentlichung seines neuesten Albums – fuhr der "MusicStar"-Drittplatzierte der ersten Staffel in das Bürogebäude der Ringier AG. Das Medienunternehmen gibt unter anderem den Blick heraus, in dem Pieros 30. Geburtstagsfeier kurz vor der "Amok-Fahrt" mit einem Mafia-Treffen verglichen wurde.

Anzeige

"Wo warst du, als Piero Amok fuhr?" könnte ein schöner Titel für einen Roman sein. Wohl oder übel wird dieses Medienereignis des 4. Oktobers 2007 aber nie in die Geschichtsbücher eingehen und eine Generation kurz in Atem halten. Gerne daran erinnern tun wir uns dennoch. Piero Esteriore sind an besagtem Tag die Sicherungen wegen eines Blick-Artikels durchgebrannt, der die Geburtstagsfete des Musikers mit einem Mafia-Treffen verglich. Bei dieser klischeehaften Umschreibung versteht der verletzte Italiener eigentlich zurecht keinen Spass, griff jedoch zu sehr radikalen Mitteln: Der frisch 30-Jährige schnappte sich den Mercedes Benz seiner Mutter und setzte ihn in die Eingangstür des Ringier-Gebäudes. Der Blick sagt mit "voller Wucht", ganz so schlimm sah die demolierte Türe und der ein wenig verkratzte Benz aber nicht aus, Verletzte gab es ebenfalls keine – aber vielleicht schauen wir auch nur zu viele Actionfilme und haben deshalb etwas übersteigerte Erwartungen an eine "Amok-Fahrt".

Piero hat auf alle Fälle auch noch genug Zeit, um auf den Kameramann der Boulevardzeitung zu warten, um vor ihm mit dem wirklichen Drama anzufangen: Er zerknüllt die aktuelle Blick-Ausgabe vor der Linse des Videojournalisten und schmeisst mit Kisten voll mit seiner neuen CD um sich: "Das ist Piero Esteriore und nicht das, was ihr schreibt", schreit er währenddessen. Bis die Polizei aufkreuzt, wartet er dann lässig Zigarette rauchend – der gelernte Coiffeur war eben schon ein Badboy. Ein Tag lang sass Piero in Untersuchungshaft, wurde entlassen und kam ohne Konsequenzen davon: Ringier verzichtete auf eine Anzeige.

Womit wir eigentlich bei der spannendsten aller Fragen zum Fall Pieros Amok-Fahrt wären: War alles nur eine Promo-Aktion? Ein paar Wochen nach dem Ringier-Vorfall erschien nämlich Pieros neue Platte Io vivo und zuletzt befand sich die Karriere des "MusicStar"-Teilnehmers auf dem absteigenden Ast – seine zwei letzten Singles sind gefloppt. So wurde schon bevor Ringier die Anklage fallen liess, viel spekuliert: "Also ich arbeite gleich gegenüber und habe die ganze Sache beobachtet. Das ist alles gespielt", schreibt ein Blick-Kommentator. Bekannt hat sich Piero nie zur Promo-Aktion. Wahrscheinlich, weil sie sich nicht wirklich gelohnt hat: Neben Spott und Häme blieb dem heute 40-Jährigen nur Platz 34 und magere drei Wochen in der Hitparade. Dafür hat sich aber der Blick über den Crash unglaublich gefreut und hastig in die Tasten gehauen: "Das Interesse am Video von Piero Esteriores Rammbock-Angriff auf das Blick-Gebäude ist gefragt. Leider so sehr, dass unsere Video-Server zur Zeit überlastet sind", steht heute noch auf einem Artikel zur Amok-Fahrt.

Heute versteht sich Piero wieder mit dem Blick und gibt der Boulevardzeitung zu seinem 40. Geburtstag ein ausführliches Interview – wie alte Schulfreunde wird über die "Amok-Fahrt" gelacht.


Noisey Schweiz auf Facebook, Instagram & Spotify