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"Jeder Nazi ist ein Hurensohn" –Schlager-Kneipe schmeißt lautstark Neonazis raus

Ausgerechnet auf dem Ballermann wurde die Schlagerehre gerettet.

Foto: Imago | Screenshot von Facebook aus dem Video von René Schröder

Die Schlagerkneipe Bierkönig auf Mallorca ist eine feste Größe der deutschen Ballermann-Kultur. Auf der Boxring-artigen Bühne werden feuchtfröhliche Karrieren begonnen oder enden unter wütenden Rufen des anspruchsvollen Party-Volks – haben wir jedenfalls in den zahllosen Beiträgen von Goodbye Deutschland gelernt. Mia Julia Brückner hat es aber geschafft. Mit Songs wie "Wir sind Mallorca" oder "Wir sind die Geilsten" hat sie die Herzen der Mottoshirt-Meute erobert und durfte auch am Freitag wieder das Mic schwingen – bis plötzlich eine Gruppe Neonazis von der Balustrade eine Reichskriegsflagge entrollten und laut focus.de "Ausländer raus" brüllten.

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Schlagartig war die Schlager-Party vorbei und die Anti-Neonazi-Party begann. "Nimm deine scheiße Fahne da runter", forderte Brückner und überwältigende Sprechchöre wie "Nazis raus!", "Jeder Nazi ist ein Hurensohn" und "Auf Wiederseh'n" folgten. Die Schlagersängerin machte unmissverständlich klar, wie peinlich diese Typen seien und dass die Securitys sie doch bitte entfernen sollten. Auch der DJ wies darauf hin, dass sie besser gehen sollten: "Meine lieben Freunde im Obergeschoss, ihr habt's doch jetzt langsam verstanden, dass euch hier keiner will, oder? Also seid so gut und bewegt eure armseligen kleinen Körper raus aus dem Bierkönig!"


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Die Gruppe der rund 15 Männer, die laut Bild der rechtsradikalen Vereinigung Hammerskins angehörten, versuchten anfangs noch, die Situation durch selbstironisches Mitfeiern zu retten. Irgendwann merkten sie aber, dass sie hier komplett unerwünscht waren und traten zögernd den Rücktritt an. Allerdings war lange Zeit keine Security zur Stelle, die sie hinausführte.

Diese Zwangspause und aufgeheizte Stimmung wurde von Brückner beachtlich professionell beendet: "Damit wir das Ganze bei den Mallorquinern hier unter uns wieder gutmachen, gehen jetzt mal alle Herzen nach oben" und weiter ging er, der feuchtfröhliche Zug in Richtung Ekstase –den sich dort aber jeder auch redlich verdient hatte. Auf Facebook hat die Schlagersängerin jedoch noch ein langes Statement geteilt. Sie spricht sich für entschiedenes Auftreten, aber gegen Gewalt aus: "Ich werde niemals in meiner Gegenwart geschweige während meines Auftrittes diverse Flaggen, Handzeichen oder ähnliches tolerieren noch akzeptieren und schon gar nicht einfach weiter performen, nur weil es der 'einfachere Weg' wäre."

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