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Heulsuse der Woche

Heulsuse der Woche: Bushido vs. Karsten Woldeit

Bushido leidet mal wieder unter der deutschen Servicewüste, und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Berliner AfD sieht sich als Opfer von Fake News.

In dieser Woche schicken wir Berlins prominentesten Wutbürger gegen den innenpolitischen Sprecher der besorgten Bürger in den Ring. Mit Battlen kennt Rapper Bushido sich bekanntlich aus – kann AfD-Politiker Karsten Woldeit da mithalten?

Heulsuse #1: Bushido

Der Vorfall: Weil Bushidos Air-Berlin-Flug ausfiel, wurden er und seine Crew auf eine Alitalia-Maschine umgebucht. Das dortige Bordpersonal sprach Englisch und deponierte Bushidos Handgepäck um.

Die angemessene Reaktion: Abwarten und Tomatensaft trinken. Dankbar sein, dass eine Umbuchung überhaupt möglich war. Sich Wutanfälle in Flugzeugen nach den jüngsten Vorfällen, in denen Passagiere gewaltsam aus dem Flieger geführt wurden, zweimal überlegen.

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Die tatsächliche Reaktion: Bushido macht das, was er am besten kann und heult in einem öffentlichen Video rum, das er mit Beleidigungen, ein paar Hashtags und vielen Ausrufezeichen unterlegt ("ein Fuck You an Alitalia!!!"). Es folgt eine pedantische Beschwerde über das unhöfliche und unfreundliche Personal und die Tatsache, dass dieses "einfach so" das Handgepäck neu verstauen wollte. UND DAS IN EINEM FLUGZEUG!!! Außerdem sprechen die Flugbegleiter bei Alitalia wohl Englisch. Das findet Spießer-Bushido allerhand, flog er doch innerdeutsch von München nach Berlin. Als hätte Bushido sein Repertoire an biederen Empörungen noch nicht voll ausgeschöpft, erzürnt er sich, dass er sowas in seiner "langjährigen Flugkarriere" noch nicht erlebt habe. Seine bärtigen Kumpels nicken zustimmend. Dann folgt das ultimative Anzeige-ist-raus-Finale: "Unfassbar! Air Berlin, ihr seid für mich gestorben! Das wird auf jeden Fall noch ein Nachspiel haben!"

Seht es euch einfach selbst an:

Heulsuse #2: Karsten Woldeit

Der Vorfall: Der stellvertretende Vorsitzende der Berliner AfD Karsten Woldeit wurde am Rande einer Bärgida-Demo in Lichtenberg fotografiert. Dort soll er laut Tagesspiegel im auffälligen roten Polohemd Gegendemonstranten fotografiert und Stephan Böhlke, NPD-Mitglied und einer der führenden Köpfe hinter Bärgida, die Hand geschüttelt haben. Woldeit sagt, er sei nur zufällig da gewesen. Die angemessene Reaktion: Fragen, wofür demonstriert wird, bevor man sich in eine Kundgebung stellt. Nicht so tun, als wüsste man als AfDler nicht, was Bärgida ist. Sich das AfD-Parteiprogramm und seine Tweets der letzten Monate durchlesen und erkennen, dass man mit dem Vorwurf "Fake News" sein eigenes Glashaus mit einem Felsen zerschießt. Die tatsächliche Reaktion: Woldeit twittert, er habe mit Bärgida nichts zu tun und werde diskreditiert. Nur weil er in Lichtenberg wohnt, AfD-Politiker ist und öffentlich ständig irgendwelche Leute abschieben will, ist er schließlich noch lange kein Rassist! Alles Zufall, er sei auf dem Heimweg in die Demo gestolpert, und den NPDler Böhlke kenne er auch nicht. Ob Woldeit diesem die Hand geschüttelt hat? Kann sein, daran könne er sich nicht erinnern.

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Weil er findet, dass er sich gegen die "konstruierten Fake News" wehren muss, will Woldeit nun gerichtlich gegen Daniela Ehlers und Kevin Hönicke vorgehen. Sie sind die beiden Urheber der Tweets mit den Fotos von Woldeits ziellosem Spaziergang entlang der Bärgida-Route. Auf weitere Fotos, die ihn auf der Kundgebung zeigen sollen, hat er bisher nicht reagiert.

Es kann nur eine Heulsuse der Woche geben. Also: Abstimmen!*

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