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LGBTQ

Die wichtigsten Stellen aus der Bundestags-Debatte zur Ehe für Alle

"Insgesamt ist der heutige Vorgang an Peinlichkeit nicht zu überbieten." – Erika Steinbach

Auf der Besuchertribüne des Deutschen Bundestags saß heute der Mann, der als Allererstes Angela Merkel bei der Ehe für Alle ins Schlingern gebracht hat. Patrick Pronk fragte Merkel im Wahlkampf 2013 vor laufenden Kameras, warum er seinen Partner nicht heiraten dürfe. Die Kanzlerin verwies auf ihr Bauchgefühl, Argumente fielen ihr keine ein – was wenig verwunderlich ist, weil es für Diskriminierung ja auch keine Argumente gibt.

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Am heutigen Freitag, kurz nach 9 Uhr, verkündete der Bundestagspräsident Norbert Lammert die Entscheidung: 393 Ja-Stimmen, 226 Nein-Stimmen. Zwei Männer auf der Besuchertribüne küssten sich mit tränenüberströmten Gesichtern. Und selbst die für ihre Emotionalität nicht gerade bekannten Kommentatoren von Phoenix sagten: "Es ist ein historischer Moment, von dem vor einer Woche noch niemand gedacht hätte, dass er kommen würde."

Wir haben für euch die wichtigsten Stellen der Debatte festgehalten:

Thomas Oppermann (SPD)

"Die Öffnung der Ehe ist ein gesellschaftlicher Fortschritt. Darauf haben viele Menschen in Deutschland gewartet. Wenn die Ehe für Alle kommt, dann wird vielen etwas gegeben, aber niemandem etwas genommen."

Dietmar Bartsch (Die Linke)

"Der Kampf in der Gesellschaft, im Alltag ist lange nicht vorbei. Ich fordere Sie alle auf, für Würde, für Gleichheit und für die Liebe abzustimmen."

Volker Kauder (CDU)

"Es bleibt für mich schon der Plan, dass es nicht dasselbe ist. Und deshalb die Ehe als Beziehung von Mann und Frau als gerechtfertigt ist."

Katrin Göring-Eckardt (Grüne)

"Es gibt Momente, da weiß man: Hier wird Geschichte gemacht. Der Weg war lang: 1992 die Aktion Standesamt. 250 Paare haben damals das Aufgebot bestellt. Die könnten heute schon Silberne Hochzeit feiern."

Eva Högl (SPD)

"Wenn sich die Gesellschaft wandelt, dann müssen wir als Gesetzgeber handeln. Es ist keine Frage des Bauchgefühls, es ist eine Frage um die Würde des Menschen!"

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Harald Petzold (Die Linke)

"Liebe Kollegen von der Union: Fürchten Sie sich nicht. Auch morgen wird sich die Welt weiterdrehen."

Erika Steinbach (früher CDU, heute fraktionslos)

"Beschlüsse der CDU sind offenbar nicht das Papier wert, auf dem sie stehen. Insgesamt ist der heutige Vorgang an Peinlichkeit nicht zu überbieten. […] Nach 27 Jahren im Deutschen Bundestag ist das heute meine letzte Rede."

Die Bundestagsabgeordneten applaudieren – aus Erleichterung, dass die politische Karriere von Erika Steinbach mit dem heutigen Tag vorbei ist. Ihr Leben lang hat sie gegen Gleichstellung von Minderheiten gekämpft. Als Verliererin geht sie vom Platz.

Jan-Marco Luczak (CDU)

"Für mich ist die Ehe der wunderbare Liebesbeweis von zwei Menschen, die füreinander Verantwortung übernehmen. Das ist ein zutiefst konservativer Wert. Gerade weil ich Christdemokrat bin, bin ich für die Öffnung der Ehe."

Volker Beck (Grüne)

"'Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein; sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen', so spricht Goethe. Die Phase der Toleranz ist heute zu Ende, die Epoche der Anerkennung kann heute beginnen."

Sein gesamtes Leben hat Volker Beck für die Gleichberechtigung von Homosexuellen gekämpft. Er wurde deswegen als Pädophiler beschimpft und in Russland verprügelt. Weil heute der letzte Tag vor der Sommerpause ist und Volker Beck nicht wieder antritt (bzw. antreten darf), hielt er heute seine letzte Bundestagsrede. Mit einem größeren politischen Feuerwerk hätte er sich nicht verabschieden können.

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Johannes Kahrs (SPD)

"Frau Merkel, das war keine strategische Glanzleistung. Es war peinlich, es war erbärmlich. Seit 2005 haben Sie nichts getan, dass es zu einer Gleichstellung kommt. Sie haben sich hier verstolpert, das war Ihr Schabowski-Moment. Ehrlicherweise Frau Merkel, vielen Dank für nichts!"

Gerda Hasselfeldt (CSU)

"Ehe und Lebenspartnerschaft sind unterschiedlich. Die Ehe ist und bleibt – ich sage bewusst nach meiner Einschätzung – die Grundlage dafür, dass unsere Gesellschaft weiter besteht. Es ist eine Gemeinschaft von Mann und Frau, aus der die Kinder geboren werden."

Karl-Heinz Brunner (SPD)

"Was für ein schöner Tag! Es ist ein Gesetz, das zu mehr Freudentränen, Rührung, Erleichterung und Glück führen wird als jedes, das ich in den letzten vier Jahren erleben konnte."

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