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Gesundheit

Das ist die wohl traurigste Gesundheits-Studie Deutschlands

Ein Neuköllner Krankenhaus bietet schwangeren Frauen 25 Euro die Woche, damit sie mit dem Rauchen aufhören.

Geld kann ein guter Anreiz sein, um Dinge zu tun, für die man sonst keine Notwendigkeit sieht. Im australischen Dschungel Känguru-Hoden essen zum Beispiel, oder sich alle Schamhaare am Schwanz mit Heißwachs ausreißen lassen. Während der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufzuhören, um das eigene Baby nicht zu gefährden, gehört hingegen nicht dazu – trotzdem lassen sich jetzt einige Frauen von einem Berliner Krankenhaus genau dafür bezahlen.

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Das Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln startet passend zum Weltnichtrauchertag seine neue Pilotstudie, um schwangeren Frauen das Rauchen abzugewöhnen – und zwar mit Geld. Alle Frauen werden über den Zeitraum der Studie psychologisch betreut. Eine Hälfte bekommt zusätzlich ab Juni 25 Euro pro rauchfreier Woche ausgezahlt. Die andere Hälfte nicht. So möchten die Forscher herausfinden, ob Geld das Durchhaltevermögen stärkt. Um sicherzustellen, dass die Frauen nicht heimlich rauchen, müssen die Teilnehmerinnen über einen Zeitraum von 20 Wochen zweimal die Woche zu einer Kohlenmonoxid-Messung ihres Atems ins Klinikum kommen.

Laut rauchfrei, dem unabhängigen Informationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, rauchten 2015 knapp 24 Prozent aller Frauen in Deutschland. Der aktuellen Studie zur Gesundheit von Jugendlichen und Kindern in Deutschland vom Robert-Koch-Institut zufolge haben 10,9 Prozent der Mütter der zwischen 2007 und 2016 geborenen Babys auch während der Schwangerschaft geraucht. Rauchfrei geht davon aus, dass nur ein Viertel der Raucherinnen während der Schwangerschaft komplett aufhörte. Ein Drittel soll zwischen sechs und zehn Zigaretten täglich geraucht haben, ein weiteres Drittel sogar elf bis zwanzig Kippen am Tag. Nikotin verengt die Gefäße, die Gebärmutter wird dadurch schlechter durchblutet. Die Folge: Die ungeborenen Babys bekommen weniger Nährstoffe und Sauerstoff.

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2016 wurden über 790.000 Babys in Deutschland geboren. Wenn knapp elf Prozent von ihnen schon im Bauch Tabakkonsum ausgesetzt waren, macht das rund 87.000 Babys. Dabei sind die Folgen laut der Studie des Robert-Koch-Instituts vielseitig. Kinder von Raucherinnen wiegen bei der Geburt durchschnittlich weniger und sind kleiner, als die Kinder von Nichtraucherinnen. Auch das Risiko für Fehlgeburten und Totgeburten steigt, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Kindstods. Kinder von Raucherinnen haben zudem häufiger Entwicklungsstörungen und Krankheiten wie Asthma, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten.

Auch wenn es schwer nachvollziehbar ist, dass 25 Euro pro Woche eine größere Motivation darstellen sollen, als die Gesundheit des eigenen Babys, wirkt Dr. Karin Vitzthum, Leiterin des Vivantes Instituts für Tabakentwöhnung und Raucherprävention, mit Blick auf die Studie zuversichtlich: "Im englischsprachigen Raum gibt es bereits vergleichbare Untersuchungen, bei denen gute Erfolge mit der materiellen Belohnung von Rauchfreiheit bei schwangeren Frauen erzielt wurden."

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