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Heulsuse der Woche

Heulsuse der Woche: Karl Lagerfeld vs. gewalttätige Kuchen-Liebhaberinnen

Der Mode-Designer droht, wegen den Folgen von Merkels Flüchtlingspolitik seine deutsche Staatsbürgerschaft aufzugeben, und Geburtstagsgäste prügeln sich wegen Kuchen.
Collage: VICE Media || Karl Lagerfeld: imago |  Starface || Kuchen: Emily Wilkinson | Pexels | CC0

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Karl Lagerfeld

Der Vorfall: Die AfD sitzt im Bundestag. Ein Fakt, der Karl Lagerfeld – wie den Großteil Deutschlands – nicht sonderlich glücklich macht.

Die angemessene Reaktion: Sich offen gegen Rechte positionieren und die eigene Bekanntheit dazu nutzen, diskriminierte Gruppen zu unterstützen.

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Die tatsächliche Reaktion: Angela Merkel für "diesen Neonazi-Club" verantwortlich machen und drohen, die deutsche Staatsbürgerschaft aufzugeben.

Wir schreiben das Jahr 2018. Die Welt ist vernetzt wie nie zuvor, deutsche Ministerinnen träumen von Flugtaxen und Sexroboter sind mittlerweile technisch so weit entwickelt, dass sie sogar Morde begehen könnten. Der Fortschritt ist also da. Trotzdem sitzen im deutschen Bundestag aktuell Politiker, deren Weltbild frappierend an einen Urgroßvater erinnert, der im Zweiten Weltkrieg ein Bein verloren hat, und nach zwei Bier immer anfängt, den Holocaust zu relativieren.

Das sollte uns alle wütend machen und es ist schön zu sehen, dass sich auch Karl Lagerfeld von seiner Wahlheimat Paris aus über die aktuelle politische Lage in Deutschland echauffiert. Etwas verwirrend ist nur, wem der Chanel-Designer in einem Interview mit dem französischen Magazin Le Point die Schuld am erstarkten Rechtspopulismus gab: Angela Merkel.

Die Bundeskanzlerin habe aus Imagegründen zugesagt, "eine Million Migranten" in Deutschland aufzunehmen, und damit überhaupt erst dafür gesorgt, dass die AfD so viel Zulauf bekommen habe, so die Modelegende. Er "verabscheue" Merkel dafür, dass sie nichts aus der deutschen Geschichte gelernt habe, und drohte: "Wenn es so weitergeht, gebe ich die deutsche Staatsbürgerschaft auf, ich möchte nicht Teil dieses Neonazi-Clubs sein."

Inwiefern das der politischen Situation in Deutschland zuträglich sein soll, erklärte er nicht. "Neonazis" verschwinden schließlich nicht dadurch, dass man sich in Paris verbarrikadiert und so tut, als gäbe es sie nicht.

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Heulsuse #2: Gewalttätige Kuchen-Liebhaberinnen

Der Vorfall: Mehrere Frauen sind zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, bekommen allerdings keinen Kuchen mehr ab.

Die angemessene Reaktion: Sich im Stillen ärgern und seine Wut in mittelpreisigem Prosecco ertränken.

Die tatsächliche Reaktion: Auf offener Straße eine Prügelei anzetteln und dadurch einen Polizeieinsatz provozieren.

Um eine Sache direkt eingangs klarzustellen: Wer Menschen zu seinem Geburtstag einlädt, ist gesellschaftlich dazu verpflichtet, für alle genug Kuchen im Haus zu haben. Gegen diese Regel zu verstoßen, mag keinen Strafbestand erfüllen, sorgt aber vollkommen zu Recht für Unmut unter den Gästen. In Duisburg ist eine solche Kuchensituation allerdings richtig eskaliert – und damit strafrechtlich relevant geworden.

Laut der Polizeimeldung "Kuchenschlacht mit Fäusten" mussten am Dienstagabend zahlreiche Streifenwagen in die Weseler Straße gerufen werden. Der Grund: Größtenteils weibliche Geburtstagsgäste waren in eine handfeste Auseinandersetzung verwickelt, weil nicht alle von ihnen ein Stück Kuchen angeboten wurde. Ob es sich dabei um eine besonders schwere Form von kulinarischem Mobbing gehandelt hat oder einfach nicht genug Gebäck vor Ort war, lässt sich der Polizeimeldung nicht entnehmen. Ebenfalls unklar bleibt, um welche Art von Kuchen es sich gehandelt hat. Auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung erklärte ein Polizeisprecher: "Als die Beamten kamen, war schon alles weg."

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Das klingt lustig, könnte für die beteiligten Frauen allerdings ernste Konsequenzen haben. Weil bei dem Streit nicht nur Fäuste, sondern auch "Stangen und Latten" zum Einsatz kamen, ermittelt die Polizei nun wegen gefährlicher Körperverletzung.

Und jetzt dürft ihr abstimmen: Wer soll die Heulsuse der Woche sein?*

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