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Schwarz-blaue Geschichten

Ist Gottfried Waldhäusl ein genialer Performance-Künstler oder doch nur ein ganz normaler FPÖler?

Inmitten von internationaler Häme über die Äußerungen des FPÖ-Landesrats zum Thema "Hunde mit Migrationshintergrund" suchen wir nach Erklärungen – und finden nur eine einzige.

"Hunde mit Migrationshintergrund nehmen unseren Tieren leider oftmals den Platz in den örtlichen Tierheimen weg" – so wird der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl in der Melker Ausgabe der NÖN zitiert. Für den Sager erntete Waldhäusl inzwischen sogar Spott von der britischen Daily Mail – das Wörtchen "DOGS" im Titel in Großbuchstaben geschrieben, als wollte man zusätzlich darauf hinweisen, dass der Mann wirklich von Ausländer-HUNDEN spricht.

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Ergänzend zu seiner Aussage veröffentlichte Waldhäusl auf seiner Facebook-Page eine Tortengrafik, die veranschaulicht, wie viele Hunde in österreichischen Tierheimen aus dem Ausland stammen. Bebildert wird das Ganze folgerichtig mit dem traurigsten Wauzi aller Zeiten.

Weitere von Waldhäusl auf Facebook verbreitete Bilder zeigen den Politiker freundlich posierend mit Hundebabys ("Kampf gegen die Welpenmafia!") oder weisen auf die unfaire Behandlung österreichischer Schweinebauern hin, die gebeten werden, bei der Verköstigung von asylberechtigten Erntehelferinnen und Erntehelfern auf Schweinefleisch zu verzichten: "Für mich ist das ein Affront gegen unsere Schweinebauern, die ohnehin schwere Zeiten haben!"

Waldhäusl erklärte später gegenüber der APA, dass es sich bei ausländischen Hunden durchaus um ein ernsthaftes Thema handle und er auch oft auf die Welpenmafia angesprochen wird. Er habe lediglich Worte von Tierheim-Verantwortlichen wiedergegeben.

Für viele von uns fungierten die Aussagen von Gottfried Waldhäusl wahrscheinlich als eine Art Wirklichkeitstest. "Das kann unmöglich echt sein", war wohl einer der ersten Gedanken, der vielen in den Kopf gesprungen ist. Gott weiß, wie viele Menschen die Hunde-Meldung in ihrem Newsfeed gesehen und mit einem realitätsverweigerndem "Ha, die Tagespresse mal wieder!" abgetan haben. Aber nein, liebe Freunde – das hier ist mindestens genauso echt wie Brigitte Nielsens Schwangerschaft.

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Aber was, wenn es das nicht wäre?

Was wäre, wenn Gottfried Waldhäusl in Wahrheit ein begnadeter Performance-Künstler à la Andy Kaufmann wäre, der diese Figur seit Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten bis ins letzte, ausländerhassende Detail geplant hat und nun zum großen Finale bittet, indem er sich die Hundebabys mit Migrationshintergrund vornimmt?

Was wäre, wenn das nachdenkliche Baum-Zitat, das Waldhäusl vor drei Monaten auf Facebook gepostet hat, einfach nur Teil eines ausgeklügelten, immersiven Bühnenstücks ist, dessen Publikum ganz Österreich und die Daily Mail ist? Was wäre, wenn die Masche von "Gottfried Waldhäusl" nichts weiter als eine konzeptuelle Kunstform ist, die sich in Echtzeit – hier und jetzt – vor unseren Augen entfaltet und der Gesellschaft damit einen kritischen Spiegel vorhält?

Was wäre, wenn Waldhäusl bereits 2011, als er die Familienpolitik der ÖVP kritisierte und dabei "Da seid's euch einig, wenn's um die Schwuchteln geht" sagte, einfach nur eine rückschrittliche, homophobe Rolle spielte? Was wäre, wenn sein 2018er-Statement "Dreckskünstler wollen wir nicht fördern!" dazu dienen sollte, uns auf dieses arge Hunde-Momentum vorzubereiten?

Wäre es nicht leichter, in dieser Welt zu leben? Würde das nicht einiges ertäglicher machen? Wäre das nicht die eine gute Nachricht, die wir gerade so dringend hören müssten, um nicht komplett durchzudrehen? Wäre es nicht eine immense Erleichterung für uns, sollte sich herausstellen, dass Gottfried Waldhäusl die österreichische Marina Abramović ist und wir die Angeschmierten?

Wäre es nicht unfassbar lustig, wenn diese abstruse Peformance-Art-Theorie, die sich Kanye-Fans während der vergangenen Monate zusammengsponnen hatten, auf die sie ihre letzten Hoffnungen gesetzt hatten, plötzlich auf den österreichischen Tierschutzlandesrat zutreffen würde? Wäre es nicht sogar pädagogisch wertvoll, wenn das Bild, das Waldhäusl zum Thema "Ramadan in der Schule" gepostet hat, auf dem eine Schülerin mit Kopftuch und der Text "Nichts essen, nichts trinken, nichts lernen" zu sehen sind, als Satire zu verstehen wäre?

Die Antwort auf all diese Fragen lautet "Ja". Solange dieses Kunstprojekt nicht aufgelöst wird, gilt es aber nun mal nicht als solches, sondern als durch und durch real zu verstehen. Und ja – in einer Welt, in der nichts mehr wirklich von Bedeutung zu sein scheint, wird es schwierig, da noch eine Linie zu ziehen. Schlussendlich könnte "Gottfried Waldhäusl" jedenfalls das internationale Image Österreichs verändern – von der Keller-Nation zum Land, in dem sogar ein paar unschuldige Hunde eine "Scheiß Ausländer"-Reaktion auslösen können.

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