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Popkultur

Heulsuse der Woche: 'Start up!'-Kandidat vs. Pizzakarton ahndendes Ordnungsamt

Ein Rentner will Carsten Maschmeyer verklagen, weil der nicht in seinen Bierfußball investiert, und ein Zwölfähriger wird verwarnt, weil er einen Pizzakarton in einen Mülleimer geworfen hat.
Carsten Maschmeyer (rechts) und seine Ehefrau Veronica Ferres || Foto: imago | Zeppo

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Ein beleidigter 'Start up!'-Kandidat

Der Vorfall: Volker Roth pitcht bei der Investoren-Show Start up! einen Ball, aus dem man Bier trinken kann. Unternehmer Carsten Maschmeyer ist nicht begeistert und schickt den Rentner nach Hause.

Die angemessene Reaktion: Die Niederlage mit Humor nehmen und versuchen, den Bierfußball einfach ohne Investorengeld über das Internet zu vertreiben.

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Die tatsächliche Reaktion: Ankündigen, Carsten Maschmeyer anzeigen zu wollen.

Dass Casting-Shows hart sind, weiß der Durchschnittsdeutsche spätestens, seitdem DSDS-Juror Dieter Bohlen zum ersten Mal mit quäkender Stimme die Träume eines Nachwuchsmusikers pulverisiert hat. Das Sat.1-Format Start up! ist zwar kein Gesangswettbewerb, vor einer Jury stehen die Kandidaten aber trotzdem. Schließlich wollen sie, dass der Unternehmer Carsten Maschmeyer – unter anderem bekannt aus Die Höhle der Löwen – Geld in ihre Geschäftsidee investiert.

Auch Volker Roth aus Niederbayern war mit einer Idee im Gepäck angereist: einem Plastikfußball, aus dem man Bier trinken kann. Passend zur Fußball-WM im Sommer. So richtig ernst genommen wurde der 67-Jährige damit allerdings nicht. Maschmeyer äußerte die Vermutung, dass Roth bei seiner Ideenfindung vielleicht selbst etwas zu tief ins Glas geguckt hätte. Als der Investor mit seinen Beratern sprach, sagte er außerdem: "Das ist was für den Jahrmarkt. Das kannst du bei der Losbude hinstellen oder mit dem Gewehr abschießen."

Der Rentner fühlte sich vorgeführt. Nicht nur durch die Aussagen in der Sendung, sondern auch durch die Kommentare seiner Nachbarn und Bekannten. Als "Idioten" hätte man ihn dargestellt und ihn wie einen "Depp" behandelt. Wie Focus Online berichtet, habe Roth deswegen Maschmeyer nach der Sendung eine E-Mail geschickt – eine Reaktion bekam er darauf jedoch nicht. Deswegen will er den Investoren nun wegen Beleidigung anzeigen und fordert eine öffentliche Richtigstellung. Maschmeyer scheint sich da allerdings keine Sorgen zu machen:

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Heulsuse #2: Das Ordnungsamt Attendorn

Der Vorfall: Ein Zwölfähriger isst unterwegs eine Pizza und wirft den Karton anschließend in einen öffentlichen Mülleimer.

Die angemessene Reaktion: Sich freuen, dass er überhaupt einen Mülleimer genutzt und den Pizzakarton nicht einfach in eine Ecke gepfeffert hat.

Die tatsächliche Reaktion: Dem Jungen ein Verwarngeld von zehn Euro aufbrummen.

Wer wissen will, welchen fetischisierten Umgang Deutsche beim Thema Müllentsorgung pflegen, muss sich nur mal angucken, wie viele Familienväter samstagmittags mit glänzenden Augen und vollem Kofferraum zum nächstgelegenen Recycling-Hof fahren. Ein Teenager aus dem sauerländischen Attendorn musste jetzt auf die harte Tour lernen: Nur weil man einen Mülleimer benutzt, hat man noch lange nicht alles richtig gemacht.

Der zwölfjährige Levin ist im Ort unterwegs, bekommt offensichtlich Hunger und besorgt sich eine Pizza. Anschließend wirft er den Pizzakarton in einen öffentlichen Mülleimer. Für das örtliche Ordnungsamt ein klarer Regelverstoß. Der Karton sei "Hausmüll" und dürfe somit auch nicht öffentlich entsorgt werden. Die Konsequenz: Levin soll ein Verwarngeld in Höhe von zehn Euro zahlen.

Weil der Vorfall von mehreren Medien aufgegriffen und auch in den sozialen Medien ungläubig diskutiert wurde, ruderte die Stadt schließlich zurück. Nein, Levin müsse für seine Verfehlung nun doch nicht zahlen. "Einen bitteren Beigeschmack behält die ganze Angelegenheit natürlich, denn das Rechtsempfinden vieler wurde hier verletzt", sagte Christian Pospischil, der Bürgermeister von Attendorn, in einer öffentlichen Stellungnahme. Er räumte ein, dass man Leuten nicht vorwerfen könne, "Kleinabfälle von in der Öffentlichkeit verzehrtem Fast Food" in öffentlichen Mülleimern zu entsorgen. Den Vorfall habe er im Gespräch mit der Großmutter des Betroffenen friedlich klären können.

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Und jetzt dürft ihr abstimmen: Wer soll die Heulsuse der Woche sein?*

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