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7 Gründe, warum das Fortgehen am Land doch nicht so scheiße ist

Nur in Dorfdiscos findest du DJs mit "lustigen" Namen, wie beispielsweise "DJ Kostnix".
Foto: Imago | Steffen Schellhorn

Das Fortgehen am Land ist eher suboptimal: Nur in Dorfdiscos findest du DJs mit "lustigen" Namen, wie beispielsweise "DJ Kostnix" – ein circa 50-jähriger Typ, der an einem Abend fünf mal "Du kleine Fliege" spielt und dafür eindeutig mehr verlangt, als es sein Name vermuten lässt. Dass es neben Charts und Schlager auch andere Musikrichtungen gibt, halten einige dieser DJs für eine irrwitzige Fantasie. Wenn du dann einmal ein Schnapsale (Verniedlichungsform von "Schnaps", ein besonders bei KärntnerInnen gerne eingesetztes Stilmittel) zu viel trinkst, kannst du dir sicher sein, dass du für zwei Wochen Gesprächsthema Nummer Eins im Dorf bist und jeder davon erfährt – ja, auch deine Oma und deine alte Kindergartentante.

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Nicht ohne Grund bin ich "wegen dem Studium" nach Wien gezogen. Hier könnte man theoretisch jedes Wochenende in einen anderen Club gehen und man wäre nach einem Jahr noch immer nicht mit allen durch. So kommt es mir zumindest vor. Aber auch wenn ich hier ohne große Konsequenzen meine Peinlichkeit ausleben kann, muss ich manchmal ans Landleben zurückdenken und dabei merken, dass es doch ein paar Dinge gibt, die ich am Fortgehen am Land vermisse.

1. Der Autofahrer

Man hat meistens gar keine andere Möglichkeit, als mit dem Auto zum Dorffest zu fahren. Das hört sich schlimmer an, als es eigentlich ist. Wenn du Autofahrer bist, dann hast du nicht nur den Vorteil, von allen Mitfahrenden mit Liebe und alkoholfreien Getränken überschüttet zu werden: Ohne Tunnelblick entgehen deinen Augen auch die kleinsten Peinlichkeiten deiner Freunde nicht. Es gibt kein schöneres Gefühl, als an deinem Mineral-Zitron zu schlürfen und einen Freund dabei zu filmen, wie er inmitten der Menschenmenge seinen Lieblingsdancemove, den "Wurm", zum Besten gibt.



2. Zu Fuß nach Hause gehen

Sich nüchtern schlechte DJs anzuhören, ist dann aber doch nur für eine gewisse Zeit aushaltbar und die Autofahrer verkünden irgendwann, dass sie nun heimfahren werden. Meistens ist dein Energielevel zu diesem Zeitpunkt noch mindestens so hoch wie das von einem hyperaktiven, 3-jährigen Kind. Du willst noch nicht heim und riskierst es zu bleiben und irgendwie eine andere Mitfahrgelegenheit zu finden. Das klappt zwar erstaunlich oft, aber nicht immer. Taxi oder zu Fuß gehen? Wer sich für das Letztere entscheidet, der wird dieses Erlebnis nie vergessen. Eine 10-Kilometer-Fußwanderung ist fast schon eine spirituelle Erfahrung – ein Spaziergang in dein Innerstes, bei dem du dich selbst und die Welt besser kennenlernst.

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3. Du musst dich nicht entscheiden, in welchen Club du gehst

First World Problems sind eine ernste Angelegenheit. Eines dieser ist beispielsweise, dass man sich nicht entscheiden kann, in welchen Club man gehen sollte. Diese Sorgen gibt es am Land nicht, denn es gibt sowieso nur eine Option: Im Winter geht man in den einen "Club", der halbwegs gut ist und im Sommer gibt es jedes Wochenende ein Dorffest. Keine Diskussionen, keine kopfzerbrechende Entscheidungen, keine zerbrochenen Freundschaften. Ich hätte dankbarer sein sollen.

4. Die Preise

Auch in Wien findet man bestimmte Orte, an denen es billigen Alkohol gibt, aber nach meinem ersten und einzigen Besuch im Loco trage ich immer noch Spuren einer Traumatisierung in mir. Ich vermisse die Qualitätsspritzer für 2,50 Euro und den gratis Eintritt. Ganz geschweige von den Happy-Hours mit Jägermeister für 1 Euro.

5. Der DJ spielt alles

DJs am Land können an Macht und Freiheit von nichts und niemanden übertroffen werden. Sie dürfen sich alles erlauben und das ist zugegebenermaßen eher ein Nachteil – zumindest wenn "Du kleine Fliege" nicht unbedingt dein Lieblingslied ist. Allerdings kann man das auch zu seinem Vorteil nutzen: Du hattest eine schlechte Woche und zwingst deinen Körper, solange durch Alkohol Glückshormone auszuschütten, bis dein Gemüt eine bestimmte Schwelle erreicht hat. Alles, was du jetzt noch brauchst, ist dein Lieblingslied von vor 10 Jahren. Der DJ ist meistens offen für alles – sei es "Bailando" von Loona oder der "Superperforator Song" von Der Schuh des Manitu.

Screenshot via YouTube

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6. Gossip

Ja, es ist nicht sehr angenehm, wenn am nächsten Tag das ganze Dorf weiß, mit wem du geschmust hast, aber kann man es den Leuten übel nehmen? Lästern ist eine der schlimmsten menschlichen Eigenschaften, aber – und das muss man zugeben – es ist auch unglaublich unterhaltsam und insgeheim lieben wir Gossip über alles. Jeder, der das Gegenteil behauptet, ist entweder ein Lügner oder eine Reinkarnation von Mahatma Gandhi. Jeder will doch wissen, wie es Robert geschafft hat, sich beim Pissen den Fuß zu brechen oder?

7. Die Leute

Wenn du dich gut anstellst und die richtige Menge Alkohol intus hast, wirst du es innerhalb einer Stunde schaffen, mit der Nachbarin, die du eigentlich gar nicht magst, über den neuen Jennifer Lawrence Film zu reden und gleichzeitig mit deinem Ex-Freund ein Gespräch über Kommunismus führen. Das ist verstörend, aber auch irgendwie schön. Außerdem musst du dir keine Gedanken um Socializing machen, weil es einfach immer jemanden gibt mit dem du reden kannst. Alte Freundschaften werden einen Abend lang wiederbelebt und du singst Trinklieder mit deinem Nachbarn. Wundervoll.

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