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Die schönsten Musikmomente, die 2017 gerettet haben

Von Yung Hurn über Bilderbuch bis Raf Camora: 2017 war lit und es wird Zeit, das von der positiven Seite Revue passieren zu lassen.
Fotos: Screenshot via Youtube aus dem Video "Azazel @ Steelfest" von kirrneh | via Instagram von @fleroffiziell | via YouTube aus dem Video "Yung Hurn UNGESCHNITTEN" von SRF Virus

2017 neigt sich dem Ende zu und wie das immer im Dezember so ist: Es wird Zeit, die Menschheit mit überfüllten Einkaufsstraßen, "Last Christmas" und Jahresrückblicken zu therapieren. Denn auch wenn ihr meckert: Tief in eurem Inneren mögt ihr das eifrige Treiben in den festlich erleuchteten Straßen doch, wippt heimlich mit dem Fuß, wenn Wham ertönt und zuckt kurz mit den Mundwinkeln nach oben, wenn eine schöne Erinnerung aus dem vergangenem Jahr via Radio, Internet oder Fernsehen euren Weg kreuzt.

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Letzte Woche begannen wir bereits, das Jahr von seiner belastenden Seite nochmal Revue passieren zu lassen. Nun befinden wir uns jedoch mitten in der Adventszeit, dem Teil des Jahres, der fröhlich ist und jeder jedem vergibt! Denn es sind auch ganz viele wunderbare Dinge im Musikjahr 2017 passiert, die wir hier (in nicht chronologischer Reihenfolge) nochmal mit euch durchleben möchten.

Straßenmusiker covert Gzuz

Wir saßen noch verkatert und freudlos von Silvester in der Redaktion, da setzte Malvin plötzlich wieder Endorphine in unseren Blutbahnen frei. Der coverte zwar schon im Dezember 2016 mit Straßenengel-Stimme einen der Straßenrap-Hits von 2015, aber erst durch den Videoupload im Januar wussten wir plötzlich, was uns zu einem guten Start ins Jahr gefehlt hatte: ein zuckersüß gesungenes "Ich hol mir einen runter, in mei’m CL 500", das durch die weihnachtlich geschmückte Fußgängerzone tönt.

Im Bierkönig werden Neonazis rausgeschmissen

Mallorca, Ballermann, Bierkönig: Wenn es einen Ort gibt, an dem der Deutsche seine hässliche Seite zeigt, dann ist das hier. Normalerweise nur, indem er mit rotem Gesicht, Mottoshirt und Sandaletten saufkotzend Schlager mitgrölt. Doch im Juni beschloss eine Gruppe Neonazis, sich mal so richtig abstoßend zu zeigen. Umso schöner, dass Schlagersängerin Mia Julia davon nichts wissen wollte und die Typen unter lauten "Jeder Nazi ist ein Hurensohn"-Chören aus der Kneipe warf. Wundervoll.

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Noisey-Video: "Kitschkrieg übernimmt"


Der System Of A Down-Sänger singt Game Of Thrones

So enttäuschend die aktuelle Staffel Game Of Thrones auch war, umso ergreifender war das, was System Of A Downs Serj Tankian da im Frühjahr ablieferte. Dank ihm wissen wir: Selbst wenn die Fantasy-Serie ein ähnliches Schicksal wie Lost ereilen sollte und wir nach der finalen Folge apathisch unsere Haare ausreißen, so bleibt uns doch das Schwelgen in den guten, alten Zeiten. Wisst ihr noch, die Red Wedding? Hach, war das schön.

Sierra Kidd gibt in der Hotbox einen Denglisch-Kurs

"Bro", "Safe", "We’re strapped", "Never catched a body" – Fast jeder verdammte Satz, den Sierra Kidd da im Hotbox-Interview mit Marvin Game vor sich hingemurmelt hatte, war pures Meme-Gold. Damit uns nicht irgendwann vor lauter Denglisch der Kopf platzt, gab es glücklicherweise einen Zusammenschnitt, inklusive hilfreicher Untertitel. Immer schön Hampel bleiben.

Altersloser Junge reguliert das Gitarren-YouTuber-Game

"Wenn du dir eine Achtsaiter-Gitarre kaufst, aber nur Green Days 'Basket Case' spielen kannst" – mit diesem Video startete der YouTuber Kmac2021 im Sommer seinen Feldzug, um erfolgreich unsere Herzen zu erobern. Statt langweiligem Musiker-Perfektionismus gibts bei ihm jede Menge Selbsthass, Epilepsie-Cuts und Djent-Wahnsinn. Dank ihm können wir nie wieder jemandem beim Song-Covern zusehen, ohne auf einen plötzlichen Höllen-Breakdown zu hoffen.

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XXXtentacion fickt die XXL-Freshman-Cypher

Wie jedes Jahr stellte das US-Rap-Magazin XXL im Sommer die vielversprechendsten Newcomer vor: die Freshman Class. Um das zu feiern, wurde später ausgelassen gecyphert – bis der umstrittene XXXTentacion seinen Part ablieferte. Der Beat stoppte, X mumbelte düstere Lines ins Mic und zeigte, dass Rap längst alle Konventionen gesprengt hat.

Kollegah & Farid Bang – "Zieh den Rucksack aus"

Eigentlich wollten Kollegah und Farid Bang nur mal zeigen, wie scheiße sie diesen Afrotrap-Hype eigentlich finden und zogen gnadenlos durch. Ein großer Schluck vom Autotune-Syrup, rein in die Fußballtrikots, ein paar zappelnde Dancemoves vorhampeln, viel Olé Olé und fertig war er: der heimliche Hit im Fahrwasser von Jung Brutal Gutaussehend 3, der sich ironischerweise völlig unironisch zwischen Miami Yacine und Nimo in jeder Party-Playlist einreihen kann.

Big Shaq: "Man’s Not Hot"-Meme

"The ting goes skraaa!" – Es begann als ein Adlib-Feuerwerk-Freestyle in einer britischen Radioshow, wurde perfekt auf unzählige Klassiker gelegt, zündelte sich schnell selbst zum Club-Hit und bekam schließlich ein eigenes furioses Musikvideo: Big Shaq hat mit seinem "Man’s Not Hot" in Sachen Rap-Parodie dieses Jahr wirklich alles in Flammen gesteckt.

Yung Hurn-Interview im Schweizer TV

Wenn es um verstrahlte Interviews geht, wird wohl niemand Money Boy vom Thron stoßen können. Sein Auftritt bei Joiz war einfach zu legendär, um nicht auf ewig auf der ersten Seite in jeglichen Geschichtsbüchern zu stehen. Allerdings kommt Yung Hurns Auftritt bei einem Schweizer Jugendsender dem schon ziemlich nahe. Völlig verballert, aber mit einer kindlichen Energie übernimmt Hurn von Anfang an die komplette Kontrolle. Und das, obwohl er an dem Tag wohl sehr verschnupft war und ihm deswegen anscheinend ständig die Nase krabbelte.

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Die komplett besoffene Black-Metal-Band

Manchmal ist es sehr einfach, uns glücklich zu machen. Da reicht beispielsweise eine Black-Metal-Band, die so besoffen ist, dass sie auf der Bühne gar nichts mehr geschissen bekommt – sich aber beharrlich weigert, einfach wieder zu gehen. Fremdscham an der Schreikrampfgrenze, da fängt unser Humor an.

Das Debütalbum von Der Täubling

Auch wenn es einige Highlights in diesem Jahr gab, müssen wir sagen, dass es uns doch schwer fiel, die Frage zu beantworten, was denn unser Lieblingsalbum 2017 gewesen sei. Und das nicht, weil die Auswahl so groß wäre. Eher das Gegenteil ist der Fall, vor allem was deutschsprachige Musik angeht. Zum Glück gibt es aber den Täubling.

Als rätselhaftes Wesen spukte er schon seit 2011 durch das Unterholz des Internets, bis er in diesem Jahr mit seinem gleichnamigen Debütalbum endlich mit großen Sätzen aus dem Unterholz auf eine Lichtung hervorgebrochen kam und wir erstmals einen richtigen Blick auf den Täubling erhaschen konnten. Was wir da erblickten, war gleichermaßen rätselhaft und faszinierend, anziehend und abstoßend zugleich und vor allem eines: mit das Interessanteste, was Deutschrap in diesem Jahr hervorgebracht hat (auch wenn sich die Redaktion in diesem Punkt uneinig ist, da der Täubling eben keine leichte Kost ist). Klug, wütend, arrogant und schmerzhaft komisch: Der Täubling ist eine der großartigsten Entdeckungen 2017.

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21 Savage trägt ein "I'm a hoe, too"-Schild beim Amber Rose SlutWalk

21 Savage gilt in den USA als der authentischsten Straßenrapper der Szene. Der Slaughter King trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Drogenhandel, Schießereien, Gefängnisaufenthalte: pickt euch irgendeine Variable aus einem klassischen Ghetto-Gangster-Film raus, 21 Savage hat das bereits erlebt und zwar doppelt und dreifach so schlimm.

Umso überraschter, verwirrter und schlussendlich auch begeisterter waren die Reaktionen, als man den Rapper beim diesjährigen SlutWalk seiner Freundin Amber Rose mit einem Protestschild marschieren sah, auf dem der Spruch "I'm A Hoe, too" prangte. Während die einen versuchten, dem Rapper seine Authentizität als "Savage" abzusprechen, weil er sich für Frauenrechte und Gleichstellung einsetzte (seine Antwort darauf übrigens: "Runter von meinem Schwanz und runter vom Schwanz meiner Bitch") haben wir nur ein Wort für diese Aktion: Savage.

Der Aufstieg von SXTN

2017 markiert für mehrere Rapper ein riesen Erfolgsjahr. Dass darunter auch eine weibliche Gruppe sich stolz in den Schritt fassen kann, markiert für uns einen weiteren Höhepunkt , denn scheiße nochmal das wurde wirklich Zeit! Ein Debütalbum, das direkt in die Top Ten einstieg, eine mehrfach ausverkaufte und hochverlegte Tour, zahlreiche Festivalauftritte und Features: SXTN haben 2017 ohne Schwanz gefickt. Und es hat ihm gefallen.

MC Bogy hat endlich Instagram

MC Bogys Verpflichtung als TV Strassensound-Interviewer hat das Schreckensjahr 2016 ein weniger erträglicher gemacht – wenn nicht sogar gerettet. Auch 2017 nahm MC Body seine Pflicht, diese Welt zu einem etwas unterhaltsameren Ort zu machen, sehr ernst und legte sich einen Instagram-Account zu [Engelschöre erklingen]! Auch wenn der Content noch ausbaufähig ist, ist allein der Move ein Zeichen dafür, dass alles möglich ist. Danke Bogy!

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Fler und Farid Bang treffen sich "zufällig" am Flughafen

Auch wenn wir dem Frieden immer noch nicht so recht trauen, war Fler und Farid Bangs offizielle Versöhnung nach jahrelanger Feindschaft ein Paukenschlag für Deutschrap in diesem Jahr. Am Ende gewinnt eben doch immer die Liebe.

Und wo wir bei unerwarteten Gruppenbildern sind: Beyoncés Schwangerschaft-Outing

Das mag inzwischen wie eine Plattitüde klingen, aber wir glauben wirklich, dass Beyoncés Jahr 2017 als Beispiel herhalten kann, wie man in das nächste Jahr starten sollte. Auch wenn Scheiße passiert, mach das Beste draus. In Beyoncés Fall ist das ein rekordbrechendes Album herausbringen, deinen Mann dazu zwingen, seinerseits ein ganzes Album über besagte Scheiße, die er verzapft hat, als Entschuldigung zu veröffentlichen und schließlich mit nicht nur einem, sondern zwei Babies wie der Phönix aus der Asche bzw. Lebenskrise aufzusteigen.

Ihr müsst das nicht genauso machen, aber denkt zumindest immer an dieses Bild, wenn das Leben mal wieder droht, euch zu übermannen und fragt euch: Was würde Beyoncé tun?

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