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Twitter-Bug sorgt dafür, dass Nutzer trotz Blockierfunktion belästigt werden können

Der Bug ermöglicht es Stalkern, ihre Opfer auch dann zu kontaktieren, wenn diese sie blockiert haben.
Bilder: Shutterstock. Komposition: Motherboard

"Wir empfehlen dir, alle Spammer zu blockieren", rät Twitter seinen Nutzern für den Fall, dass diese auf der Plattform von anderen Nutzern auf unerwünschte Weise kontaktiert werden. Was genau unter Spam zu verstehen ist, entscheidet dabei wohl jeder Nutzer individuell – und somit auch, welche Accounts er blockieren möchte.

Die Blockierfunktion ist ein wichtiger Schutz für Menschen, die auf Twitter tatsächlich gestalkt und belästigt werden. Wie sich nun herausgestellt hat, muss die Plattform aber anscheinend noch etwas nachbessern, denn über einen simplen Umweg kann man die Blockierfunktion umgehen und auch Nutzern auf ihre Tweets antworten, die einen blockiert haben. Alles, was man dafür braucht, sind ein Smartphone und zwei Twitter-Accounts.

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Der wohl prominenteste Twitter-Nutzer, der regelmäßig andere blockiert, ist US-Präsident Donald Trump. Schon während seiner Kandidatur blockte er gern Twitter-Nutzer, die ihm zuwider waren – da das Blockieren im Falle eines US-Präsidenten, der seine Regierungspolitik auf Twitter zur öffentlichen Diskussion stellt, nicht verfassungskonform sei, haben zahlreiche US-Nutzer im Juli gegen Trump geklagt.

Nun wurde ausgerechnet anhand der Tweets von Donald Trump herausgefunden, wie man die von ihm so gern genutzte Blockierfuktion umgehen kann. Erst letzten Monat hatte Trump den Twitter-Account der Party of Reason and Progress (PORP) geblockt. Die Nonprofit-Organisation, welche sich zum Ziel gesetzt hat, "die amerikanische Öffentlichkeit angemessen über die politischen Themen und Gesetze der Gegenwart zu informieren", fand daraufhin einen Weg, dem Präsidenten trotzdem weiterhin auf seine berüchtigten Tweets zu antworten.

Die mobile Version der App erlaubt es dem Nutzer, zwischen mehreren Accounts hin- und herzuwechseln. Während dieses Manövers beachtet Twitter nicht, ob ein Nutzer einen der anderen Accounts dieser Person geblockt hat. Man kann also auf die Tweets einer Person antworten, die einen geblockt hat, indem man ihren Tweet erst von einem anderen Account aus aufruft.

Ein Sprecher von PORP erklärte gegenüber Motherboard in einer Twitter-Privatnachricht: "Ich antworte Trump einfach mit irgendeinem anderen Account. Wenn ich den Tweet geschrieben habe, nehme ich oben die Umschaltfunktion, um den geblockten Account auszuwählen. Der Tweet ist nach dem Umschalten immer noch da, und ich kann ihn abschicken." Angesichts der Selbstverpflichtung von Twitter, den eigenen Usern zu helfen, nicht mit Übergriffen konfrontiert zu sein, kann dieser allzu simple Mechanismus nur als Bug bezeichnet werden.

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Ich habe den Bug mit Jason Koebler, dem Chefredakteur von Motherboard USA, verifiziert. Erst ließ ich ihn mein normales Twitter-Profi @lmatsakis blocken. Dann erstellte ich einen Test-Account, @LouiseMatsakis, und meldete mich in der mobilen App an. Im Test-Account eingeloggt wählte ich einen von Jasons neuesten Tweets aus. Doch anstatt als @LouiseMatsakis zu antworten, schaltete ich mit dem Button rechts in der Ecke zurück auf @lmatsakis.

Definitiv geblockt. Screenshot: Twitter

Zwischen den einzelnen Profilen kann ich in der mobilen App einfach hin- und herwechseln. Screenshot: Twitter

Ich konnte Jason von dem geblockten Account ohne Probleme antworten. Screenshot: Twitter

Jason erhielt zwar keine Benachrichtigung über meine Antwort, aber als er sich ausloggte, konnte er sie sehen. Der Tweet war auch für andere Profile sichtbar; nur eingeloggt konnte Jason ihn nicht lesen. In anderen Worten: Durch ein schnell erstelltes Zweitprofil können Accounts, die du geblockt hast, weiterhin mit deinen Tweets interagieren, und andere können alles sehen – nur du eben nicht.

Wir konnten nicht feststellen, seit wann es diesen Bug gibt, aber ich musste meine Twitter-App auf die neueste Version (7.6) updaten, damit er funktionierte. Auf unsere Bitte um eine Stellungnahme zu einem möglichen Bugfix hat Twitter bisher nicht reagiert. Wir ergänzen diesen Artikel mit Updates, sobald sich das ändern sollte.

Update 17:30 h: In einer früheren Version des Artikels konnte man die Überschrift so lesen, als ginge es im Text um eine Anleitung, wie die Blockierfunktion umgegangen werden kann. Wir haben die Überschrift geändert, um die eigentliche Intention und den Kontext des Textes widerzuspiegeln, der darauf hinweisen soll, dass es in den Blockiermechanismen von Twitter noch immer eine problematische Lücke gibt. Diese passt nicht zur Selbstverpflichtung des Unternehmens, die eigenen User konsequent vor Stalking zu schützen.