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9 Dinge, die ich gerne gewusst hätte, bevor ich in Aktien investiert habe

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Vergangenen März entschied ich mich, mal etwas Erwachsenes zu tun, und investierte einen bescheidenen Betrag an der Börse. Offensichtlich war ich damit nicht allein.

Quasi nichtexistente Zinsen, eine durch Corona strauchelnde Wirtschaft und ein Lockdown, der für viele, die dadurch nicht existenziell gefährdet waren, die Ausgaben drastisch reduzierte, brachten viele junge Menschen dazu, ihr Geld zum ersten mal in Aktien, Indexfonds und Kryptowährungen zu stecken. Neue, leicht zu bedienende Trading-Apps wie eToro oder Trade Republic beschleunigten die Entwicklung.

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Langsam aber sicher fällt die Vorstellung, dass die Börse ein geheimer Club für Leute ist, die sowieso schon zu viel Geld haben. Als sich dann auch noch Reddit-User mit der Wall Street anlegten, war das nicht nur ein Sieg für die Menschen, die den Preis einer Gamestop-Aktie kurzzeitig auf über 300 Euro steigen ließen, sondern ein Sieg für alle Kleinanleger. Es zeigte auch, wie leicht es sein kann, im Handel mitzumischen – solange du dabei verdammt vorsichtig bist.

Aber war ich so schlau, Wochen oder gar Monate lang zu recherchieren und meine Schritte haargenau zu planen, um große Gewinne einzufahren? Natürlich nicht. Und rückblickend war das ein großer Fehler. Was ich deswegen durchgemacht habe, hat nämlich absolut keinen Spaß gemacht.

Falls du auch mit dem Gedanken spielst, etwas von deinem Ersparten zu investieren, dabei aber nicht die gleichen bescheuerten Fehler wie ich machen möchtest, dann solltest du diesen Text lesen. Die ganzen Sachen hätte ich nämlich gerne gewusst, bevor ich Erwachsener gespielt habe.

Du wirst wahrscheinlich einen Haufen Kohle verlieren und das wird dich sehr, sehr traurig machen

Was ist der größte Betrag, den du mal an einem Tag verloren hast? Fünf Euro für ein Rubbellos? 20 Euro bei einer blöde Wette? 150 Euro, die du einem Kumpel geliehen hast in der festen Annahme, das Geld bald zurückzubekommen? Dazz, wenn du das liest: Bitte gib mir mein Geld zurück. Aber hey, wie wär’s mit rund 6.000 Euro in weniger als 24 Stunden?

Ich erinnere mich noch bestens: Es ist der 9. November 2020 um 13 Uhr. Ich drehe mit schnellen Schritten Runde um Runde im Garten, innerlich ein nervliches Wrack. Pausen lege ich nur ein, um mit zitternden Händen eine neue Zigarette zu drehen. Das geht vielleicht eine Stunde so. Irgendwann bemerke ich, wie mein Nachbar mich durch sein Fenster anstarrt. Er sieht besorgt aus.

Mein wertvolles Portfolio befindet sich im freien Fall und der Sturz will einfach nicht aufhören. Für die meisten Menschen ist der 9. November ein Tag voller Hoffnung. Es ist der Tag, an dem die hohe Wirksamkeit des ersten Corona-Impfstoffs bekanntgegeben wird. Für mich ein Albtraum, denn rate mal, wessen ganzes Portfolio aus Unternehmen bestand, die Corona-Testkits herstellen? Meins!!!!!!!! Und der allgemeine Tenor war, jedenfalls damals: Warum brauchen wir noch Testkits, wenn der Impfstoff kommt?

Und damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt:

Risikostreuung

Das bedeutet, dass du deine Investitionen auf Unternehmen verteilen solltest, die verschiedene Sachen machen. Mein Erlebnis mit den Coronatestkits zeigt hoffentlich, warum das wichtig ist. Eine Nachrichtenmeldung ­­– egal, ob gut oder schlecht – kann sich merkbar auf dein Portfolio auswirken, wenn du dich nicht schlau anstellst. Skandal in der Textilindustrie? Schlechte News für H&M und Tom Tailor. Elon Musk kifft bei Joe Rogan? Der Tesla-Kurs schmiert ab.

Weil man es gar nicht oft genug wiederholen kann, hier noch einmal: Streu deine Anlagen!

Du brauchst nicht viel Geld, um loszulegen

Ernsthaft, das brauchst du wirklich nicht. Und wenn ich das gewusst hätte, hätte ich schon viel früher damit angefangen. Ich bin mit 600 Euro eingestiegen, aber ich habe Freunde, die ihr Geld mit kleinen Investitionen von 20 Euro verdreifacht haben. Manche Handelsplattformen erlauben es, nur Bruchteile von Aktien zu kaufen. So kannst du zum Beispiel in Tesla investieren, ohne mehrere hundert Euro für eine Aktie hinlegen zu müssen. Noch viel üblicher ist das natürlich bei Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum.

Mach deine Hausaufgaben

“I like the stock” lautete die knappe Begründung vieler Reddit-User dafür, ihr ganzes Geld auf Aktien von AMC Entertainment, GameStop, Nokia und BlackBerry zu setzen – Aktien, über die die meisten von ihnen nichts wussten, finanziell zumindest. Wenn du in ein Unternehmen investieren willst, mach dich schlau. Die Börsenseiten der großen Tageszeitungen zum Beispiel liefern wichtige Informationen.

Außerdem solltest du in Firmen investieren, die in Bereichen aktiv sind, die du bereits halbwegs verstehst. Wenn du es besonders schlau angehen willst, denk logisch und verfolge die Nachrichten. Wenn es immer mehr Elektroautos gibt, brauchen wir wahrscheinlich auch mehr Ladestationen: Welche Unternehmen stellen die her? Biden ist der neue US-Präsident. Was bedeutet das wohl für die Cannabis-Industrie und erneuerbare Energien? Bitte nicht falsch verstehen: Das hier sind ausdrücklich keine Anlageempfehlungen, sondern nur anschauliche Beispiele.

Du musst deine Gewinne versteuern

Nicht vergessen: Du musst Steuern auf deine Gewinne aus dem Aktiengeschäft zahlen – auch auf auf Kryptogeschäfte, solange du deine Kryptowährung innerhalb von einem Jahr wieder verkaufst.

Keine Panikverkäufe bei Kursrutschen

Sobald dein Portfolio beginnt, in den Keller zu rutschen, solltest du nicht sofort 40 Zigaretten rauchen und panisch deine Aktien verkaufen. Die Börse ist eine Berg- und Talfahrt und früher oder später werden auch deine Aktien so gar nicht gut stehen – das ist unvermeidlich. Wenn das passiert, verkauf nicht – jedenfalls, falls du kannst. Beispiel: Ich habe in eine Firma mit einem Preis von 1,25 Euro pro Aktie investiert und dann bei 1,01 Euro verkauft, weil ich mir in die Hose gemacht habe. Aktuell steht der Kurs bei 2,40 Euro und ich hasse mich.

Oh ja, du wirst dich die meiste Zeit hassen und ständig deine Entscheidungen bereuen – egal, welche du getroffen hast

Lässt sich überhaupt irgendwas am Finanzmarkt gewinnen, wenn du pausenlos von Selbstzweifeln zerfressen wirst und jede Entscheidung dreimal hinterfragst?

Folgendes wird passieren: Du wirst deine Nachforschungen betreiben, mit Aktien liebäugeln, in die du vielleicht investieren willst, letztendlich aber verbaseln, welche zu kaufen und dann innerlich die Decke hochgehen, wenn du ein paar Monate später feststellst, dass sie einen unfassbaren Kursanstieg zurückgelegt hat. Als mir auffiel, dass der Bitcoin-Kurs stabil nach oben geht, dachte ich mir: Wer profitiert davon? Ah, die Unternehmen, die Bitcoin minen. Eins dieser Unternehmen war Riot Blockchain, dessen Aktien zwischen zwei und drei Euro dümpelten, als ich zum ersten Mal einen Blick drauf geworfen hatte. Seitdem ist der Kurs zwischenzeitlich auf 60 Euro geklettert. Wenn ich meinen Plan durchgezogen hätte, hätte ich jetzt einen Haufen Kohle. Habe ich aber nicht.

Kauf. Nicht. Den. Hype.

Das ist mein wichtigster Rat an dich, weil er mich das meiste Geld gekostet hat. Ich habe definitiv einen leichten Hang zur Spielsucht und entsprechend gerne lasse ich mich von dem Gedanken verführen, innerhalb von 24 Stunden mein Geld verdoppeln zu können. So kämpfst du dagegen an.

Wenn du bemerkst, dass eine Aktie plötzlich unfassbar in die Höhe geschnellt ist – sagen wir 20 oder 30 Prozent innerhalb der letzten 24 Stunden –, dann mach nicht, was ich getan habe, und steig in dem Gedanken ein, dass der Kurs weiter steigen wird. Es besteht eine große Chance, dass die Aktie am nächsten Tag rapide an Wert verlieren wird, weil die anderen Investorinnen ihre Profite einstreichen wollen. Ein schönes Beispiel dafür war Gamestop Anfang des Jahres.

Ein paar letzte und dennoch sehr wichtige Regeln:

Wenn du planst, Geld zu investieren, dann mach das definitiv nur mit Geld, das du auch verlieren kannst. Noch wichtiger: Du solltest die unvermeidbaren Höhen und Tiefen des Aktienmarkts respektieren. Es wird Zeiten geben, in denen du Geld verlierst und andere, in denen du welches verdienst. Der Schlüssel zum Erfolg, wenn es überhaupt so etwas gibt, ist Geduld und die Willenskraft, nicht alle fünf Minuten dein Handy zu checken.

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