Drogen

Dieser Typ verschenkt in der Corona-Krise Weed und Klopapier

Der Aktivist OUTLAW kurvt mit seinem Van durch die Stadt, um "Basics für die Isolation" zu verteilen: Toilettenpapier, Wasser, Gras. Wir haben ihn gefragt, wieso er das macht.
Simon Doherty
London, GB
Der Aktivist OUTLAW verschenkt während der Corona-Krise Cannabis
Alle Bilder: bereitgestellt von OUTLAW

Wie die Leute mit der Corona-Krise umgehen, ist ganz unterschiedlich. Manche zünden 5G-Masten an, weil ein YouTuber mit 400 Abonnenten und kruden Ansichten zu Bill Gates sie dazu aufgefordert hat. Andere, die vernünftiger reagieren, beschriften die Seite eines Vans mit den Worten "Gratis-Grundlagen für die Isolation: Toilettenpapier, Desinfektionsmittel, Wasser, Grinder, Gras" und fahren zu dem Song "Don't Worry Be Happy" im Schneckentempo durch Manchester, um Weed und andere Vorräte zu verschenken.

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Der Musikproduzent und Aktivist unter dem Alias OUTLAW ist für solche Aktionen bereits bekannt. In Manchester ist er so auch schon zu einer Art Held avanciert, der sich auf seine eigene sonderbare Art für das Gute einsetzt. Letztes Jahr rollte er in den Piccadilly Gardens mitten in der Stadt ein Banner mit der Aufschrift "FREE BUD" aus und verteilte kleine Grastütchen an die Passanten. Alle waren begeistert – bis auf die Polizei von Manchester.

Mit den Beamten ist OUTLAW dann erneut aneinandergeraten, als er im Dezember 2019 Weihnachtskarten mit Geld an Obdachlose verteilte. Jetzt konzentriert sich der Aktivist mit seinen philanthropischen Aktionen auf den Kampf gegen Covid-19. In einem Telefongespräch hat uns OUTLAW erzählt, wie das Ganze abläuft und ankommt.

VICE: Warum machst du das?
OUTLAW: Eigentlich hatten wir eine "4/20 Smoke Tour" geplant, bei der wir Gras verteilen wollten, aber dann kam das Coronavirus. Wir mussten umdenken und ließen den Corona-Sticker drucken, klebten ihn an die Seite unseres Vans und bestellten einen Haufen Dinge, die gerade sehr gefragt sind.

Bei uns geht es schon immer vor allem um Cannabis. Mit der Zeit haben wir uns dann immer mehr darauf fokussiert, bedürftigen Menschen und Obdachlosen zu helfen. Das ist mir sehr wichtig, denn ich hasse es, dass es Leuten so schlecht geht, obwohl eigentlich von allem genug da ist.

Wieso gehört Gras für dich zu den Isolations-Grundlagen?
Ich habe einfach bei Instagram gefragt, ob jemand irgendetwas braucht. In vielen Antworten wurde ich dann auf bedürftige Menschen hingewiesen. Darauf basierend erstellten wir eine Route und fuhren bei allen vorbei. Da hatte ich natürlich auch etwas Weed dabei – für den Fall, dass mich jemand erkennt und gerade etwas zum Rauchen braucht.

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War es schwer, so viel Toilettenpapier zu besorgen?
Wir sind zuerst in alle Supermärkte, aber da wollte niemand so viel rausgeben. Dann habe ich drei Stunden lang das Internet durchsucht, aber da verlangten die Leute entweder horrende Preise oder die Lieferung wäre erst in mehreren Wochen möglich gewesen. Dann stieß ich zum Glück auf ein Lager in Irland, mit dem alles klappte. Insgesamt haben wir schon über 300 Packungen Klopapier verteilt.

Wie reagieren die Leute auf die Aktion?
Egal, wo wir hinfahren, überall stehen die Leute interessiert an der Tür oder lachen uns aus ihren Fenstern entgegen. Wir spielen ja auch Musik ab und so weiter. Wir versuchen einfach, gute Laune zu verbreiten.

Das Ganze ist mit Sicherheit ziemlich kostspielig?
Das kommt ganz darauf an. In den Zeitungen steht oft, dass ich Gras im Wert von 1.000 Pfund verteile. So viel kostet mich das allerdings nicht, wenn ich es selbst anbaue. Aber ja, ich finanziere das Ganze aus eigener Tasche. Auch das Weed. Bevor ich diese Aktion startete, hatte ich rund 280 Gramm zu Hause, die eigentlich für meine Tour im Juli gedacht waren. Aber dann mussten wir durch die Pandemie spontan alles über den Haufen werfen.

Hat dich die Polizei bei deinen Lieferungen angehalten?
Natürlich, sogar mehrmals [lacht]. Ich weiß nicht, wie viel ich hier ohne meinen Anwalt sagen kann, aber es ist schon immer ein Katz-und-Maus-Spiel. Wichtig ist nur: Wir machen nichts, das anderen Leuten schadet – deswegen halten uns die Beamten eigentlich nie länger fest.

Findest du, dass die britische Regierung in der Corona-Krise gut reagiert hat?
Die machen offensichtlich nicht alles, was möglich ist. Boris Johnson tut mir mit seiner Covid-19-Erkrankung und seinem Aufenthalt auf der Intensivstation aber schon leid. [Anm. d. Red.: Johnson ist mittlerweile wieder von der Intensivstation entlassen] Ich hoffe, er wird schnell wieder gesund und weiß jetzt, was die Leute in Zeiten wie diesen wirklich brauchen.

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