10 Fragen

10 Fragen an eine Astrologin, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Welches Sternzeichen ist das größte Arschloch? Erzählst du Leuten, was sie hören wollen, damit sie wiederkommen? Ziehst du Kundinnen und Kunden das Geld aus der Tasche?
Die Astrologin Ilona Clemens
Foto: Privat

Der Wecker klingelt, dann bekomme ich eine Push-Nachricht. "Feel someone else’s feelings today", steht auf dem Display meines Smartphones. Die Nachricht kommt von der Horoskop-App Co-Star. Sie schickt hyperpersonalisierte Sterndeutung an Smartphones und greift dafür angeblich auf Daten der NASA zurück. Dass das alles nicht wissenschaftlich ist, ist mir ziemlich egal. So oder so ähnlich denken wohl auch viele andere, denn die App wurde mittlerweile schon mehr als sechs Millionen Mal geladen.

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Ilona Clemens, 51, arbeitet seit knapp 17 Jahren als Astrologin in Berlin. Sie sagt, sie habe nach einer tiefen Lebenskrise in der Sterndeutung Antworten auf ihre Fragen gefunden. Für den Beruf Astrologe oder Astrologin gibt es in Deutschland weder eine gesetzliche Definition noch einen festgelegten Ausbildungsweg. Ilona absolvierte trotzdem ein Fernstudium an einem Astro-Kolleg. Wer sie in ihrer Praxis in Berlin-Mitte besucht, dem erklärt sie für 180 Euro das Horoskop. Wer öfter kommt, zahlt weniger.

Wir haben Fragen.

VICE: Was weißt du über Planetenkonstellationen?
Ilona Clemens: Ich würde sagen, dass ich astronomische Kenntnisse habe. Ich weiß, was eine rotationsgebundene Beziehung zwischen Planeten und Monden ist oder welche Monde zu welchen Planeten gehören. Ich weiß auch, wie warm oder kalt oder wie klein oder groß sie sind. Dieses Wissen gehört auch zu Horoskopen dazu, ich kann aber nicht erklären wieso. Es ist für mich unbestritten, dass es einen Zusammenhang zwischen mir und den Planeten gibt. Ich liebe es, in Zusammenhängen zu denken – dabei muss nicht immer alles logisch sein.


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Warum klingen Horoskope oft so, dass sich jeder darin wiederfindet?
Von einem Zeitungshoroskop darf man nicht viel erwarten. Sie unterteilen lediglich in zwölf Menschentypen, also in Geburtshoroskope, und treffen Aussagen für Milliarden von Menschen. Das ist unmöglich. Für richtige Aussagen ist eine individuelle Deutung nötig. Zeitungshoroskope sind zwar sehr oberflächlich und ihre Aussagekraft ist gering, aber sie verbinden die Menschen doch noch immer mit Astrologie. Die Horoskope in der Brigitte finde ich gut!

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Ziehst du Kundinnen und Kunden das Geld aus der Tasche oder sind sie selbst schuld, wenn sie dir glauben?
Ich finde, ich biete eine 1A-Dienstleistung an, die entsprechend bezahlt werden sollte. Es gibt keinen Grund, mich für meinen Beruf zu schämen.

Erzählst du Leuten, was sie hören wollen, damit sie wiederkommen?
Die Gefahr besteht, aber das mache ich nicht. Es ist vielmehr oft so, dass meine Kundinnen und Kunden nur das hören, was sie hören wollen. So funktionieren Gespräche oft. Oft sagen sie mir einige Wochen später, dass bestimmte Dinge genau so eingetroffen sind, wie ich sie vorausgesagt hätte – selbst wenn ich das auf gar keinen Fall getan habe.

Was machst du, wenn die Persönlichkeit eines Menschen so gar nicht zur Vorhersage des Sternbilds passt?
Das kommt vor, ja. Ich muss zugeben: Dann sehe ich ziemlich ratlos aus. Ich denke mir dann aber immer, dass Ausnahmen nunmal die Regel bestätigen. Diese Menschen machen eine Beratung aber wirklich schwierig. Das funktioniert häufig gar nicht.

Würdest du mit jemandem Schluss machen, wenn die Person das falsche Sternzeichen hat?
Nein, definitiv nicht. Ich hatte meine intensivsten Beziehungen aber mit Menschen, deren Horoskope sich im gleichen Punkt überschnitten haben. Der Mars hatte bei der Geburt aller Männer, mit denen ich lange Beziehungen hatte, die gleiche Konstellation zum Saturn. Offenbar hat das etwas mit meiner Art der Partnersuche zu tun. Ich bin gespannt, ob es beim nächsten Mann auch so sein wird. Das Universum scheint irgendetwas zu wissen, was ich noch nicht weiß.

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Klärst du Kunden und Kundinnen darüber auf, dass Astrologie keinerlei wissenschaftliche Basis hat?
Nein, ich bin nämlich der Meinung, dass Astrologie eine wissenschaftliche Basis hat – auch wenn sie nicht anerkannt ist. Wissenschaft ist für mich mehr als die Anhäufung subjektiv gefärbter Menschenerkentnisse. Astrologie hat eine alte, ehrwürdige Geschichte. Große Geister haben sich bereits damit befasst. Und die Erfahrung zeigt: Es ist etwas dran. Ich bin mir sicher, dass die Zeit kommen wird, in der Menschen das anerkennen.

Mittlerweile wurden weitere Planeten entdeckt. Arbeitest du trotzdem noch mit dem alten Sonnensystem?
Astrologie ist eine Erfahrungswissenschaft. Wenn also neue Planeten entdeckt oder anderen der Status aberkannt wird, haben wir Astrologinnen und Astrologen erstmal kein Wissen über diese Planeten und wie sie auf uns wirken. Es interessiert mich aber sehr und ich lasse mich von neuen Entdeckungen inspirieren. Ich vertraue bei meiner Arbeit dann meiner Intuition und schaue, welche Planeten ich in meine Deutung mit aufnehme und welche nicht.

Findest du es gut, wenn Narzissten sagen: "Na und, ich bin halt Löwe!"?
Ich mag es nicht, wenn Menschen alles auf ihr Sternzeichen schieben, und würde ihnen raten, an sich zu arbeiten. Verantwortung im Leben kann man nicht abgeben und gerade Menschen, denen es schwer fällt, an sich zu arbeiten, kann die Astrologie eine Hilfestellung und Unterstützung bieten. Ich könnte diesen Narzissten dann mit Hilfe des Horoskops direkt an der Hauptbaustelle behilflich sein.

Welches Sternzeichen ist das größte Arschloch?
Ich würde im Tierkreis nie werten, aber ich kenne ein Zeichen, das mehr mit sich kämpft als andere: der Skorpion. Diese Menschen haben einfach eine hohe Affinität zur Dunkelheit.

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