Mit diesem Weltraumflughafen soll Berlin zur Weltstadt werden
Berlin Space Port. Mit freundlicher Genehmigung von Alina Grobe/ Grobe Architekten

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Mit diesem Weltraumflughafen soll Berlin zur Weltstadt werden

Die Architektin Alina Grobe ist startklar mit ihren Plänen für einen Berliner Raumhafen, der mit einer unterirdischen Rampe suborbitale Shuttleflüge um die Welt schießt. Es fehlt nur noch an der Finanzierung.

Mit Berlin und den Flughäfen läuft es zur Zeit nicht ganz rund. Vielleicht sollte die Stadt ihre weiteren Ambitionen im Linienluftverkehr auch einfach gleich auf einen korrekten Weltraumhafen konzentrieren. Und wenn der Space Port dann fertig ist, dann ist hoffentlich auch  Virgin Galactic mit ihrer Weltraum-Airline bereits am Start.

Die Architektin Alina Grobe hat das Konzept eines Berlin Space Port zusammen mit der Berliner Raumfahrtfirma AI Aerospace Institute entwickelt und schon 2007 damit ihr Studium abgeschlossen. Zwar ist der Allflughafen heute immer noch eine Utopie, doch Alina Grobe, die inzwischen in dem erfolgreichen Architekturbüro ihres Vaters arbeitet, ist auch heute noch begeistert von ihrem Projekt. Sobald eine Finanzierung gesichert wäre, sollte dem Vorhaben nichts mehr im Wege stehen, erzählte sie mir enthusiastisch.

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Grobe fasst mit dem Raumbahnhof weltliche Reisestrecken mit Abkürzung durchs ins Auge, ähnlich den  jüngsten Visionen von Richard Branson. Sobald mit dessen Shuttleservice die Strecke von Berlin nach Australien dank einer außerplanetarischen Kurzstrecke nur noch zwei Stunden dauert, werden lokale Weltraumbahnhöfe, Abflugrampen und Spacehäfen überall auf der Welt dringend benötigt. Schließlich will Berlin nicht schon wieder beim globalen Transport den Anschluss verpassen. Ein Weltraumbahnhof würde nicht nur den Status als Metropole untermauern, sondern auch als Transportdrehscheibe erwiesenermaßen die immer noch darbende Wirtschaft ankurbeln.

Der Berliner Raumhafen. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Alina Grobe/ Grobe Architekten

Die first-class Empfangshalle für Shuttlepassagiere.

„Diese Häfen sind nicht allzu unterschiedlich von normalen Flughäfen", erzählte mir Alina Grobe. „Sie benötigen vor allem eine lange Landebahn und müssen einen besonderen Lärmschutz haben." Dafür ersann sie in Zusammenarbeit mit dem  Aerospace Institute ein unterirdisches System inklusive Ausflugpforte ins All.

Die perfekte Umsetzung wäre, wenn der Raumhafen an einem zentralen Ort stehen würde, zum Beispiel am Hauptbahnhof. Dann könnten die Passagiere mitten in der Stadt ins Shuttle steigen, welches unterirdisch und dadurch schallgedämpft in einem Highspeed-Tunnel unter Brandenburg seinen ersten Raketenantrieb zündet und dann in einer ländlichen Einöde aus der Erde in die Atmosphäre schießt. In zehn Kilometer Höhe, nach Zündung der zweiten Rakete, gleitet das Shuttle dann ohne weitere Beschleunigung seinem entfernten Ziel zu.

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Nicht nur der zentrale Einstieg am Hauptbahnhof und der rapide Abflug in die Luft erinnern auf eigentümliche Weise an  Stoibers Transrapid-Vision. Auch der Mechanismus, durch den die horizontale Vorbeschleunigung am Boden auf einem Starthilfeschlitten erfolgt, nutzt die gleiche Magnetschwebetechnologie.

Das Suborbitale Transport Terminal besteht aus zwei Teilen, welche aus Sicherheitsgründen burggrabenähnlich abgesenkt sind. „Der erste Teil beinhaltet den Paternoster, in dem Betankung, Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten stattfinden. Das zweite Gebäude ist der Main Terminal mit der Boarding Zone.", erläutert Alina Grobe. Um dem suborbitalen Trip auch das wahre utopistische Flair zu geben, soll die Abreise in einem „theaterähnlichen First-Class-Rahmen" erfolgen.

„Super schnell, super effizient, super smooth."

Der Passagier besteigt dann einen geflügelten, horizontal startenden und landenden Raumtransporter namens EVE, eine Abkürzung für „Evolution in Elevation". Das Shuttle kann bis zu 50 Personen transportieren und wird von umweltfreundlichen LOX/ LH2-Raketenantrieben beschleunigt. Ein wichtiger Kompromiss bei der Entwicklung des Fluggerätes besteht darin, eine möglichst kurze Flugdauer bei gleichzeitig geringer thermischer Belastung beim Wiedereintritt in die Atmosphäre zu erreichen. Das Aerospace Institute beschreibt den Transporter folgendermaßen:

„Bei dem ausgewählten Fahrzeug handelt es sich um einen Raumtransporter, der auf einem Konzept basiert, welches unter der Bezeichnung Hopper bzw. Phoenix im Rahmen des nationalen ASTRA-Programms sowohl industrieseitig als auch seitens der Deutschen Raumfahrtagentur bereits intensiv untersucht wurde. Dabei wurden die guten aerodynamischen Eigenschaften der Hopper-Shape mithilfe des automatischen Labndedemonstrators Phoenix bereits mehrfach erfolgreich demonstriert."

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Main Terminal.

Revolverähnlicher Paternoster, in dem die Wartung, Instandsetzung und die Befüllung mit Treibstoff stattfindet.

Main Terminal, Shuttlepaternoster und Startschienensystem.

„Berlin ist keine Metropole, Berlin ist arm, aber sexy", so Alina Grobe. „Wenn Berlin den Raumbahnhof hätte, würden auch die Investoren hier hinziehen. Die könnten dann in Berlin wohnen und nach Hong Kong oder New York pendeln. Damit wären auch die städtischen Geldprobleme gelöst."

Ziel der Unternehmung ist es, wie es sicherlich auch  Virgin Galactic vorschwebt,  längerfristig alle wichtigen Weltmetropolen und Drehscheiben des Luftverkehrs mit entsprechenden Raumhäfen auszustatten und über High-Speed-Flugrouten miteinander zu vernetzen.

„Nach den ersten Fehlstarts der Ariane 5, flossen jedoch alle Gelder in die Raketenforschung des Ariane-Programms, so dass keine weiteren Investitionen für Projekte wie den Berlin Space Port möglich waren", erzählte Alina Grobe. „Wenn die Finanzierung jedoch geklärt wäre, könnte der Raumhafen innerhalb von zehn Jahren gebaut und in Betrieb genommen werden." Vielleicht die perfekte Lösung, um über das BBI-Desaster hinweg zu kommen.