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Die Kunst der Kryptographie

Verschlüsselung ist nicht nur eine digitale Notwendigkeit sondern auch längst eine künstlerische Praxis. Wir zeigen euch in einem kurzen virtuellen Galerierundgang die Geschichte der Ästhetik kryptografischer Kunst.

0xE818D7C8 von Aram Bartholl (Verwendung vom Künstler genehmigt).

Das unverschlüsselte Internet wird in zwanzig Jahren nichts mehr als ein Witz sein, ein aberwitziges Relikt, glaubt der deutsche Künstler Aram Bartholl. 2013 bezeichnet er als das Jahr der „Kryptokalypse“, da viele der sichergeglaubten Verschlüsselungtechniken sich als sehr lückenhaft erwiesen haben. Seine Obsession mit Verschlüsselung und Daten beeinflusst inzwischen auch seine Kunst.

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Bartholl erregte Aufmerksamkeit durch das Tragen einer Obamamaske mit einer Google Brille und durch die Herausgabe einer Anthologie gehackter Passwörter aus dem Jobnetzwerks LinkedIn. Erst kürzlich hat der Wahlberliner seinen privaten PGP Schlüssel auf eine Leinwand drucken lassen. Das Werk trägt den Titel 0xE818D7C8 und wird bis zum 30. November in der Stadtgalerie, Bern ausgestellt.

Bartholl ist kein Einzelfall. Tatsächlich haben sich die Wege von Kunst und Kryptografie schon in den verschiedensten schweizerischen und französischen Galerien gekreuzt. In diesem Jahr hat eine Unmenge an Veranstaltungen kryptografische Kunst in den verschiedensten Formen ausgestellt. Von PGP Schlüsseln bis hin zu Steganographie konnte man da alles finden. Das ist aber kein neuer Trend, denn Kryptographie war schon seit Langem Bestandteil künstlerischer Praxis. Schon seit Johannes Trithemius 1518 das erste Buch über die Kryptografie verfasste, wurden Künstler dazu inspiriert, Bilder zu verschlüsseln.

Hier sind nun einige der Schlüsselwerke der kryptografischen Kunst, die im Jahre der Kryptokalypse (wieder) aufgetaucht sind. Sie reichen von den berühmtesten Werken aus den 1980ern bis in die Gegenwart. Einige von Ihnen müssen immer noch entschlüsselt werden.

Kryptos von Jim Sanborn via Wikipedia
 
Die 185.000 Euro teure Skulptur Kryptos von dem Washingtoner Künstler Jim Sanborn ist eine mit 865 einzelnen Symbolen (26 Buchstaben des lateinischen Alphabets und das Fragezeichen) überdeckte Nachricht, die öffentlich in der CIA Fine Art Commission Intelligence Art Collection besichtigt werden kann. Das Werk entstand zwar schon 1989, aber noch heute bietet es reichlich Gesprächsstoff und bereitet den Codeknackern ordentlich Kopfzerbrechen.

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Obwohl drei der insgesamt vier verschlüsselten Nachrichten 1998 von einem CIA Analysten entschlüsselt wurden, bleibt der vierte immer noch ein Rätsel. (Es gab auch einige Diskussionen darüber, wer die Codes zuerst gebrochen hat, – Analysten der CIA oder der NSA.)

Shanborn hat die verzweifelten Kryptografen in den Medien aufgezogen und gleichzeitig Hinweise zum mysteriösen vierten Code geliefert. Bestehend aus Granit, Quarz, Magnetstein und Kupfer wurde der Text des Kunstwerks in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen CIA Kryptografen, Edwad Scheidt, entwickelt. Der Kryptos Code ist berüchtigt dafür, unlösbar zu sein. Er hat auch eine eigene Fanseite und hat es sogar in ein Buch von Dan Brown geschafft. Das Mysterium aber bleibt bis zum heutigen Tage ungelöst.

Jennifer-In-Paradise von Constant Dullaart (Verwendung vom Künstler genehmigt).

In diesem Jahr hat der niederländische Künstler Constant Dullaart das erste jemals mit Photoshop bearbeitete Foto, „Jennifer In Paradise", aus dem Jahre 1987 für sich als Vorlage genutzt und stellt nun eine Version des Bildes aus, in der eine steganoghrafisch verschlüsselte Botschaft versteckt ist. Das Bild wurde letzten Monat in der Berliner Future Gallary ausgestellt. Zu diesem Ereignis hat der Künstler auch einen öffentlichen Brief an Jennifer geschrieben. Wenn jemand beschließt, das Bild zu kaufen oder auf Umwegen das dazugehörige Passwort in seine Finger kriegt, wird die versteckte Botschaft enthüllt.

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FUBU Career CAPTCHA (Developmenture Creategies) von Naniel Keller (Verwendung genehmigt von Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin und New Galarie New York).

Der in Berlin lebende amerikanische Künstler Daniel Keller, der durch das Künstlerkollektiv AIDS 3 D mit Nik Kosmas bekannt wurde, hat eine neue Serie von CAPTCHA-Markierungen angefertigt, die äußerlich stark an Graffitis erinnern. CAPTCHA ist, wie ihr Banausen sicherlich wisst, eigentlich eine Abkürzung für „Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart". In diesem Fall aber handelt es sich um 3D gedruckte Farbradierungen von imaginären Bildern. Einige diese Bilder entziehen sich hartnäckig jedem Enschlüsselungsversuch. Diese Ausstellung läuft noch bis zum 31 Dezember in der New Galerie in Paris.

Thee Final Puzzle von Henrik Pask (Verwendung vom Künstler genehmigt).

Henrik Pask ist ein norwegischer Künstler aus Oslo, der es perfektioniert hat, seine ohnehin schon verschlüsselten Kunstwerke in einem Mosaik aus einzelnen textbasierten Bestandteilen zusammenzusetzen. Das Konzept besteht darin, Einflüsse aus Astrologie, Mathematik und Alchemie zu kombinieren, um unseren Verstand urtümlichen Einflüssen auszusetzen, die unser rationales Logikverständnis außer Kraft setzen. In diesem Bild sagt der Künstler die Auswirkungen einer zweiten Sonne, Sirus, voraus.

Teufelsberg QR Code (aufgenommen vom Autor).

Wenn ihr eine Tour durch die ehemalige NSA-Abhörstation in Berlin macht, könntet ihr auf einen QR-Code stoßen, der wie ein Helikopterlandeplatz aussieht. Auf das Dach eines verlassenen Gebäudes gesprüht, verweist der Code auf diese Webseite. Bedenkt man, dass die meisten Rundgänge den geschichtlichen Kontext von Teufelsberg in den Mittelpunkt stellen, erfährt man durch diese QR-Code Verlinkung zumindest das ganze Who´s Who der Künstler, die sich auf dem Teufelsberg verewigt haben. Wie man den QR-Code einscannen soll, ist aber eine komplett andere Frage.