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Kaum ein Meeresbewohner schwimmt raffinierter als dieser Lurch-Fisch

Die Schwimmtechnik der Neunaugen ist so effizient, dass Robotikforscher sie sich nun zum Vorbild von Unterwasserfahrzeugen machen.
Bild: Flickr,USFWS - Pacific Region, Dave Herasimtschuk | CC BY 2.0

Sein fleischiger Mund mit den vielen Zähnen und sein langer, aalartiger Körper ließen es keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, doch in Sachen Effizienz kann dem Neunauge wohl niemand etwas vormachen.

Biologen und ein Ingenieur von US-amerikanischen Universitäten haben nun herausgefunden, dass Neunaugen ähnlich wie Quallen beim Schwimmen durch spezielle Bewegungen nah an ihrem Körper einen Unterdruck erzeugen können. So ziehen sie sich mit einem geringen Energieaufwand durch das Wasser nach vorne, statt wie andere Wassertiere Flüssigkeit mit Flossen zurückzustoßen. Das lebende Fossil gehört mit dieser Methode zu den effizientesten Schwimmern der Welt.

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Diese Art der Fortbewegung lässt die Tiere zwar nicht besonders schnell schwimmen, weil sie den Unterdruck an ihrem Körper kaum durch stärkere Bewegungen noch erhöhen können. Doch verbrauchen Neunaugen mit ihrer Fortbewegungstechnik viel weniger Energie als zum Beispiel Karpfen oder Schildkröten.

Neunaugen sind aus biologischer Sicht besonders interessante Lebewesen, da sie sich seit ihrer Evolution vor mehreren hundert Millionen Jahren kaum weiterentwickelt haben. Neunaugen gelten dabei nicht als Fische, sondern werden zu den Wirbeltieren gezählt—pflanzen sich wie Lurche jedoch ausschließlich im Wasser fort.

Das Neunauge ist erstmal seit 1800 wieder in englischen Flüssen unterwegs

Manche europäische Subspezies der Neunaugen erreicht eine Länge von bis zu einem Meter. Ihr Mund weist kreisförmig angeordnete, scharfe Zähne auf, mit denen sie sich in andere Fische verbeißen, um ihnen ihr Blut auszusaugen.

Eine Aufnahme aus dem Forschungstunnel. Blau symbolisiert einen niedrigen Druck und rot einen hohen Druck. Video: YouTube, NPG Press.

Es ist das erste Mal, dass Forscher die Druckverhältnisse um die Neunaugen aufzeichnen konnten. Dazu ließen die Forscher sie durch einen Wassertunnel mit mikroskopisch kleinen Glasperlen schwimmen. Durch die Bewegung der Perlen konnten sie erkennen, wie sich die Flüssigkeit um die Tiere verteilte. Die Neunaugen kreierten dabei durch die Bewegung ihres Rückgrats Wellen, die Wirbel entstehen ließen. Diese Wirbel flossen an ihren Körpern entlang und erzeugten so einen Unterdruck um sie herum. Das nachströmende Wasser von vorne zog die Tiere durch den Tunnel. Eine Vergleichsgruppe, deren Rückgrate die Forscher manipuliert hatten, konnte sich nicht fortbewegen. Die Tiere fielen stattdessen zur Seite.

Die Forscher legen nahe, auch die Entwicklung von Unterwasserrobotern zu überdenken: „Die Erkenntnisse könnten ein Anstoß für neue Designziele für Unterwasserfahrzeuge sein", schreiben sie in ihrem Bericht. Die Roboter werden vor allem zur ozeanografischen Erforschung und Kartografie von unbekannten Tiefseegebieten, zur Inspektion von Unterwasserkabeln und –pipelines oder für die Erkennung und Abwehr von Seeminen verwendet. Bei all diesen Aufgaben kommt es vor allem auf eine effiziente und weniger auf eine besonders schnelle Fortbewegung an.