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Gesundheit

Eine Fleischsteuer könnte eine halbe Million Leben retten

40 Prozent auf Rindfleisch, 20 Prozent auf Milchprodukte, eine Milliarde Tonnen CO2 eingespart.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Experten eine pflanzliche Ernährung empfehlen: Wir alle wissen, dass Getreide und Gemüse besser für unsere Gesundheit und die Umwelt sind als die fleischlastige Variante. Aber wenn man an einem kalten Herbsttag vor einer dampfenden Schüssel mit Spaghetti Bolognese steht oder an einem verkaterten Sonntag der Geruch knusprig gebratener Würstchen in unsere Nase weht, dann kommt nun mal unweigerlich das Verlangen nach Fleisch hoch. Sorry, liebe Wissenschaft.

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Wenn wir also nicht bereit sind, uns rein pflanzlich zu ernähren, aber unser Planet durch den Klimawandel so ziemlich am Arsch ist, wie löst man dann das globale Fleischproblem? Forscher von der Universität Oxford glauben, die Antwort gefunden zu haben.

In einer Studie, die letzte Woche in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlich wurde, haben Experten des „Oxford Martin Programme on the Future of Food" ausgerechnet, wie hoch eine Steuer auf Fleisch- und Milchprodukte sein muss, damit ihr CO2-Fußabdruck ausgeglichen wird. Die Forscher meinen, dass durch so eine Steuer weniger konsumiert werden würde und damit eine Milliarde Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden könnten.

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Die Wissenschaftler meinen auch, dass durch eine Einführung der Steuer jährlich eine halbe Million Leben gerettet werden könnten, da sich die Menschen dazu veranlasst sehen würden, sich pflanzlicher zu ernähren. (Es hat sich gezeigt, dass rotes Fleisch in großen Mengen die Zahl der Erkrankungen in Zusammenhang mit Übergewicht und die Sterberate erhöht.)

Doch wie viel genau müsste man berappen, wenn man sich doch einen Burger gönnen möchte? Mit der theoretisch erarbeiteten Steuer der Wissenschaftler wären es bis zu 40 Prozent mehr.

Um festzustellen, wie viel Steuern auf verschiedene Fleisch- und Milchprodukte fällig wären, hat das Team aus Oxford die CO2-Emissionen für jedes Produkt berechnet, genauso wie die Auswirkungen auf die Gesundheit und wie sich der Verbrauch einzelner Produkte ändern könnte. Rindfleisch bekam den höchsten Steuersatz von 40 Prozent, Milch und andere Fleischsorten bräuchten eine Steuer von bis zu 20 Prozent.

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Dr. Marco Springmann, leitender Autor der Studie, der in Oxford zur Klimawandelpolitik forscht, meinte in einer Presseerklärung, dass ein solches Steuersystem jedoch auch Maßnahmen beinhalten müsste, damit auch Familien mit niedrigem Einkommen Zugang zu Fleisch und Milchprodukten bekämen.

Er safte: „Lebensmittelpreise sind ein sensibles Thema. Wir sind die Gestaltung von Klimaschutzmaßnahmen für den Lebensmittel- und Agrarbereich von einer gesundheitswissenschaftlichen Perspektive aus angegangen, um herauszufinden, ob man die Emissionen der Nahrungsmittelproduktion mit einem Preis versehen kann, ohne dabei die Gesundheit der Menschen zu riskieren."

Springmann und Co. meinen, dass man das schaffen könnte, indem man die Steuereinnahmen für Ausgleichszahlungen an wirtschaftlich schwächere Verbraucher oder für Subventionen für den Kauf von Obst und Gemüse verwendet.

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Die Forscher sind nicht die Ersten, die eine Fleischsteuer vorschlagen. Anfang des Jahres wurde in Großbritannien eine Untersuchung durchgeführt, um herauszufinden, welchen Einfluss eine CO2-Steuer konkret haben würde. In Dänemark wurde so eine Steuer bereits angedacht, aber von der dänischen Regierung am Ende verworfen. Besonders an der Oxford-Studie ist, dass sie sich eine Fleischsteuer auf globaler Ebene anschaut und Steuersätze regionsabhängig gestaltet, je nachdem, wie viele Tiere in diesem Land gezüchtet und gegessen werden.

Das sind natürlich alles theoretische Überlegungen, aber auf jeden Fall (pflanzliches) Gedankenfutter, unsere Fleischgewohnheiten mal zu überdenken.