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Höhlenmenschen

Verzeihung, Vegetarier: Fleisch könnte der Grund sein, warum sich der Affe zum Menschen entwickelte

Steinwerkzeuge und das Essen von rohem Fleisch haben die Entwicklung der Menschheit vorangetrieben, heisst es in einer Studie der Universität Harvard.
Phoebe Hurst
London, GB

Die ganzen Horrorgeschichten aus dem Schlachthaus und beängstigende Gesundheitsrisiken, die unser Gewissen belasten, wenn wir uns dem Fleischgenuss hingeben, für Vegetarismus gibt es viele gute Gründe: ein vermindertes Krebsrisiko und sogar vielleicht auch ein ruhigeres Gewissen. Was ist nicht toll daran, sich vegetarisch zu ernähren?

Laut einer neuen Studie der Harvard University könnte der Verzehr von rohem Fleisch der Grund sein, warum wir uns Menschen von den Affen unterscheiden.

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Im Wissenschaftsjournal Nature erklären die Forscher aus Harvard, dass durch den Gebrauch von steinernen Werkzeugen der urzeitliche aus rohem Fleisch wertvolle Nährstoffe bezogen habe und sich so zu einer höherentwickelten Spezies entwicklen konnte.

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In früheren Studien gingen Forscher bisher davon aus, dass die Erfindung des Kochens dafür gesorgt hat, dass der Mensch die Fähigkeit, die zusätzlichen Nährstoffe zur Hirnentwicklung zu verdauen, entwickelt hat. Jetzt gehen die Forscher aber davon aus, dass das lange passiert ist, bevor unsere Vorfahren Feuer zum Zubereiten von Nahrung genutzt haben.

Nach den Ergebnissen der neuen Studien fingen die Menschen vor drei Millionen Jahren damit an, ihre bis dahin auf Pflanzen basierte Ernährung um Fleisch zu ergänzen. Dafür entwickelten sie Steinwerkzeuge, um das Fleisch in mundgerechte Stücke zu zerlegen. Dadurch hat sich der Urzeitbewohner die Zeit von zweieinhalb Millionen Kauvorgänge pro Jahr gespart, weil zwar rohes Fleisch härter zu zerkauen sei, aber der Vorgang weniger Kaukraft pro Kalorie erfordere als bei den den damaligen Hominini zur Verfügung stehenden Pflanzenarten."

Anstatt den ganzen Tag auf Pflanzen herumzukauen, portionierten die Menschen das Fleisch in essbare Stücke und konnten so schneller Energie aufnehmen.

Der Co-Autor der Studie Daniel Lieberman sagt: „Die meisten anderen Tiere wie Reptilien kauten ihre Beute kaum, sie schluckten sie im Ganzen herunter. Die Evolution der Fähigkeit, Nahrung in kleinere Einheiten zu kauen, hat bei den Säugetieren für einen Extraschub an Energie gesorgt, weil bei kleineren Einheiten das Oberfläche-zu-Volumen-Verhältnis größer ist. Dadurch können Enzyme, die Nahrung noch effizienter verarbeiten."

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Um ihre Theorie zu überprüfen, haben Lieberman und seine Kollegen in einem Versuch Personen die Pflanzen, die auch der frühe Mensch zur Verfügung hatte, und rohes, geteiltes Ziegenfleisch zum Essen gegeben. Ziegenfleisch kommt dem Fleisch unserer Ahnen, Wildvogel, am nächsten. Die Testpersonen sollten kauen und die Nahrung dann wieder ausspucken. Die Forscher haben die zerkauten Überreste dann analysiert und daraufhin untersucht, wie gut die Nahrung zerkleinert wurde, um verdaut zu werden.

Bei einer Ernährung, die zu einem Drittel aus kleineren Fleischstücken und zerstoßenen Pflanzen besteht, musste der frühere Mensch 17 Prozent weniger kauen und 26 Prozent weniger Energie für den Kauvorgang aufwenden.

Das führte die Forscher zu dem Ergebnis: „Wir vermuten, dass der Verzehr von Fleisch zum Großteil von mechanischer Verarbeitung abhängig war, die durch die Erfindung von Zerteilungstechniken möglich wurde."

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Weniger zu kauen, könnte ursächlich dafür sein, dass sich der Kauapparat des Menschen weiter ausgeprägt hat. Außerdem könnte das der Grund dafür sein, wieso wir kleinere Zähne und größere Gehirne als andere Primaten haben.

„Wir hatten erst große Schnauzen, große Zähne und starke Kaumuskeln und haben dann kleinere Zähne, Kaumuskeln und Gesichter ohne Schnauzen entwickelt. Diese evolutionären Änderungen, neben anderen, haben für die Ausbildung von Sprache und anderen Veränderungen des Kopfes wie ein größeres Gehirn gesorgt", so der Harvard-Forscher.

Wie ein Höhlenmensch zu essen, ist für unsere modernen Gehirne nicht wirklich ratsam.

Seitan schmeckt sowieso besser als rohes Fleisch.