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Gesundheit

Jugendliche wollen gesund essen, wenn sie sich dabei als Rebellen fühlen

F*ck authority.
Phoebe Hurst
London, GB

Teenager-Rebellion gehört zum Übergang ins Erwachsenendasein genauso dazu wie plötzlicher Schweißgeruch und unerwartete Körperbehaarung. Selbst deine konservative Mutter wird irgendwann mal blau gefärbte Haare oder einen etwas zwielichtigen Freund mit Moped gehabt haben, um sich gegen ihre liebevollen und unterstützenden Eltern aufzulehnen.

Aber was wäre, wenn wir diesen jugendlichen Trotz mal für eine gute Sache nutzen könnten, anstatt uns deswegen mit bedauerlichen Liebschaften, komischen Frisuren und unnötigem Gezanke herumschlagen zu müssen? Laut einer neuen Studie der University of Texas ist genau das möglich. Darin wird behauptet, dass man Teenager zum Verzehr von gesunden Lebensmitteln motivieren kann, wenn sie das Ganze als einen Akt der Rebellion gegen autoritäre Kräfte ansehen.

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Die Forschungsergebnisse sind vor Kurzem im Proceedings of the National Academy of Sciences-Magazin erschienen und ihnen zufolge vergeht Jugendlichen der Appetit auf ungesunde Snacks, wenn man sie darüber informiert, mit welchen manipulativen Tricks Unternehmen versuchen, ihr Fastfood an den Mann zu bringen.

David Yeager, einer der Verfasser der Studie, meinte gegenüber dem Guardian: „Wenn eine gesunde Ernährung im Allgemeinen als etwas Uncooles angesehen wird, dann will sich natürlich auch niemand gesund ernähren. Wenn wir der gesunden Ernährung allerdings den Stempel der Rebellion aufdrücken und zeigen, dass man so seine eigenen Entscheidungen trifft und gegen Ungerechtigkeit kämpft, dann könnte das Ganze schnell als etwas Gutes und Vernünftiges gelten."

Laut der Studie bringt man mehr Jugendliche dazu, ungesundes Essen zu meiden, wenn man die Wahl der Lebensmittel als einen rebellischen Akt darstellt.

Die Forscher der Universität kamen zu diesem Schluss, nachdem sie zwei Versuche mit 536 Schulkindern zwischen 13 und 15 Jahren durchgeführt hatten. Die Teenager wurden in zwei zufällige Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe musste einen Text über die langfristigen gesundheitlichen Vorteile einer ausgewogenen Ernährung lesen, während die andere sich einen Enthüllungsbericht zu den manipulativen Taktiken der Lebensmittelindustrie für den Verkauf von ungesunden Produkten (zum Beispiel irreführende Kennzeichnungen oder auf ärmere Kinder abzielende Werbung) zu Gemüte führte.

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Die Forscher erklärten dazu: „Wir haben die Verantwortlichen hinter dem Lebensmittel-Marketing als Autoritätspersonen dastehen lassen und den Verzicht auf Fastfood als eine Möglichkeit dargestellt, gegen eine solche Kontrolle zu rebellieren."

Beide Gruppen schrieben dann einen Aufsatz darüber, wie sie aufgrund der gelesenen Dokumente nun vielleicht aktiv werden.

Am darauffolgenden Tag schenkten die Lehrer den Schülern als Belohnung für die harte Arbeit eine Art Snack-Box. Die Teenager durften den Inhalt der Box dabei selbst bestimmen und zur Auswahl standen Sachen wie etwa Oreo-Kekse oder Chips. Aber auch gesündere Optionen wie Karotten oder Studentenfutter waren verfügbar.

Und genau an dieser Stelle erwachte der rebellische Geist der Teenager. Nur 43 Prozent der Schüler, die nun von den fiesen Tricks der Lebensmittelindustrie wussten, entschieden sich für die ungesunden Snacks. Bei den Schülern, die am Tag zuvor den anderen Artikel gelesen hatten, waren es im Vergleich 54 Prozent. Bei der Vorliebe für zuckrig-süße Getränke war zwar kein so großer Rückgang zu verzeichnen, aber insgesamt fiel die Zuckergehalt der nun Bescheid wissenden Teenager um insgesamt neun Prozent.

Yeager erklärte gegenüber dem Guardian: „Sobald man eine gesunde Ernährung als vernünftig ansieht, entscheidet man sich auch eher aus freien Stücken dazu, wenn man von Seinesgleichen umgeben die Wahl hat."

Die Schüler, die den Enthüllungsbericht gelesen hatten, neigten außerdem vermehrt dazu, unterschiedlichen Aussagen zum Thema soziale Gerechtigkeit („Wenn ich mich gesund ernähre, mache ich die Welt zu einem besseren Ort") zuzustimmen. Des Weiteren reagierten sie wütender auf Werbungen für zuckerhaltige Limonaden.