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Drogen

​Abwasser auf Drogen untersucht: Studie zeigt, in welcher Stadt welche Drogen besonders häufig genommen werden

Berlin, Dortmund, Dresden—jede Stadt hat eine andere Lieblingsdroge.
Wir wissen nicht, ob diese Menschen Drogen genommen haben. Foto: Zena Shahin | VICE Media

Am ehrlichsten ist der Mensch auf dem Klo, da gibt es keinen Zweifel. Egal wie wichtig, egal wie elegant, egal wie genial—das müssen sie alle. Aber nicht nur wie der Mensch auf dem Klo sitzt, verrät viel über ihn. Sondern auch, was er dort produziert. Aus menschlichem Urin kann man nämlich einiges darüber erfahren, welche Substanzen dieser Mensch vorher konsumiert hat.

Das European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) macht sich das schon seit sechs Jahren zunutze, um herauszufinden, was wo in Europa konsumiert wird. Durch eine Analyse des Abwassers Dutzender europäischer Städte sind die Forscher in der Lage, den Konsum verschiedener illegaler Drogen in diesen Städten auf den Wochentag genau zu messen.

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Die Ergebnisse sind durchaus überraschend. "Das Projekt hat uns einen Blick auf die sehr bestimmten geographischen und zeitlichen Muster des Drogenkonsums in europäischen Städten gegeben", schreiben die Macher auf ihrer Webseite. Zum Beispiel konsumieren Westeuropäer das meiste Kokain, während im Osten Crystal Meth deutlich mehr Verbreitung gefunden hat.

In Deutschland wurde das Abwasser von fünf Städten untersucht: Berlin, München, Dresden, Dortmund und Dülmen (wir haben auch keine Ahnung, warum ausgerechnet Dülmen. Vielleicht gibt es da ein besonders schönes Klärwerk). Dabei sind ziemlich interessante Sachen herausgekommen:

Die Dortmunder sind die Könige des Koks

Man hätte ja durchaus München verdächtigen können, aber die deutsche Koks-Hauptstadt ist schon seit Jahren Dortmund—und zwar mit Abstand. Vielleicht liegt es an der Nähe zu Holland (wo viel Koks aus Übersee ankommt), vielleicht brauchen die Dortmunder auch einfach öfter einen kleinen Ego-Booster. Beim Koksen kann ihnen jedenfalls keiner was vormachen.

Den zweiten Platz belegte in den letzten zwei Jahren verlässlich Berlin. Weil es dieses Jahr offenbar keine Daten aus Berlin gibt, steht jetzt München dort, das normalerweise meistens auf dem dritten Platz landet.

Was ist Dülmen, und warum nehmen sie da alle so viel Speed?

Wie gesagt, es findet sich in der ganzen Studie keine Erklärung, warum es ausgerechnet die kleine, nordrhein-westfälische, eine knappe Autostunde von Dortmund gelegene Stadt Dülmen in das Projekt geschafft hat, aber da ist sie nunmal. Und das Faszinierende: Die Dülmener sind nicht nur dabei, sie führen seit diesem Jahr auch deutschlandweit, wenn es um Amphetamine geht! Heißt: Die Dortmunder koksen, aber ihre Nachbarn ziehen viel lieber Speed.

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Berlin ist die Hauptstadt der Liebe

Eigentlich keine große Überraschung: Wenn es um MDMA geht, führen die Berliner schon seit Jahren die Tabelle an. Zwar gibt es auch dazu dieses Jahr keine Daten aus der Hauptstadt, aber weil Berlin die letzten Jahren konsequent und mit großem Abstand geführt hat, können wir ziemlich sicher davon ausgehen, dass die Menschen dort auch dieses Jahr am meisten davon genommen haben. Auf dem zweiten Platz wechseln sich seit drei Jahren Dortmund und München ab.

In Dresden gibt es Crystal Meth

Keine Kompromisse: Seit es die Studie gibt, erreichen die Dresdener Höchstwerte, was den Konsum von Crystal Meth angeht—während es an keinem anderen Standort auch nur annähernd dieselbe Rolle spielt. Das liegt natürlich an der Nähe zur tschechischen Grenze, denn in Osteuropa spielt Crystal eine enorm wichtige Rolle.

Allerdings nimmt der Crystal-Konsum langsam auch in den anderen deutschen Städten zu: Von 2014 zu 2015 hatte sich die Menge für Berlin fast schon verdoppelt, und in München hat sie sich im Vergleich zu letztem Jahr sogar verdreifacht. Meth breitet sich so langsam also auch in Nord- und Süddeutschland aus.