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Elon Musks neues Unternehmen beantwortet Fragen, die ihr euch nie gestellt habt

Mit diesen Maßnahmen will der Visionär künftig zehnmal günstiger Tunnel graben – und damit Verkehrsnetze weltweit revolutionieren.
Bild: The Boring Company

Dieses Ziel könnte selbst für Elon-Musk-Verhältnisse, dessen Projekte für gewöhnlich irgendwo zwischen überambitioniert und größenwahnsinnig liegen, eine Spur zu groß werden: Nicht weniger als eine Revolution des Straßenverkehrs strebt der 45-Jährige an. Um den überirdischen Verkehr auf den Straßen dieser Welt zu entlasten, will er mit seinem auf den augenzwinkernden Namen "The Boring Company" (das doppeldeutige "boring" bedeutet im Englischen sowohl "bohren" als auch "langweilig") getauften Unternehmen komplexe Tunnelsysteme graben. Schnell wurden allerdings kritische Stimmen laut, die Fragen nach Umsetzbarkeit, Verhältnismäßigkeit und Kosten aufwarfen – auf diese gibt Musk in einem FAQ auf der Website seines Unternehmens nun erstmals Antworten. Ein bisschen, zumindest.

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Warum ausgerechnet Tunnel?

Laut Musk könne man dem modernen Straßenverkehr lediglich in zwei Richtungen ausweichen: nach oben und unten. Weil fliegende Autos allerdings noch eine zeitlang auf sich warten lassen, bleibt nur die Möglichkeit, in den Untergrund auszuweichen. Tunnel hätten dabei zahlreiche Vorteile, als größte nennt der Unternehmer ihre Wetterunabhängigkeit sowie die nahezu endlose Anzahl, in der sie im riesigen Erdreich gebaut werden können – ein Prozess, der zudem soweit unterhalb der Oberfläche stattfindet, dass er dort quasi nicht zu hören sei. Außerdem würden Tunnel keine Schneisen in Städte und Landschaften schlagen, wie es Straßen oder Brücken tun.

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Wie soll das finanziert werden?

Diese Idee ist im Kern nicht neu, galt aus Kostengründen aber bislang als kaum umsetzbar. Ein Tunnel von einer Meile Länge könne schnell bis zu einer Milliarde US-Dollar kosten, so der Unternehmer. Diese Summe um den Faktor zehn zu reduzieren sei das Ziel seiner Boring Company. Ein Drittel davon könnte bereits mit der Reduktion der Tunneldurchmesser erreicht werden. Um diesen von 8,5 auf 4,3 Meter zu verringern, sollen statt normaler Fahrbahnen platzsparende elektrische Schlitten verbaut werden, die Fahrzeuge autonom auf einer festen Bahn befördern.

Die restlichen Einsparungen könnten beim Bau selbst vorgenommen werden. So ließe sich etwa die Leistung der Bohrmaschinen durch verbesserte Kühlsysteme verdreifachen. Üblicherweise würden diese zudem nur rund 50 Prozent der Zeit arbeiten, was ineffizient sei. Bessere Technik ermögliche es inzwischen, die dieselbetriebenen Maschinen dauerhaft in Betrieb zu nehmen. Ein Wechsel auf elektrisch angetriebene Systeme sowie ein automatisierter Ablauf des Bauvorgangs würden weiterhin zur Kostensenkung beitragen. Um die Entwicklung der entsprechenden Technik aber auch künftig stetig voranzutreiben, schlägt Musk die Einrichtung eines staatlich finanzierten Tunnelbau-Forschungsinstituts vor. Dieses sei dringend notwendig: Innerhalb des letzten Jahrhunderts habe sich die Produktivität auf diesem Gebiet kaum verbessert.

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Warum sollen Fahrzeuge auf elektrischen Schlitten bewegt werden?

Neben den erwähnten Kostengründen könnte ein autonomes Schlittensystem laut der Boring Company dazu beitragen, menschliches Versagen wie Sekundenschlaf weitestgehend auszuschließen, was die Sicherheit gerade im Vergleich zum normalen Straßenverkehr deutlich erhöhen würde. Der umweltfreundliche Elektroantrieb könne zudem verschiedenste Waren transportieren und wäre nicht auf Fahrzeuge beschränkt, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 125 Meilen pro Stunde (ca. 200 km/h) befördert würden.

Welche Gefahr geht von Erdbeben aus?

Da sich entsprechend konstruierte Tunnel im Falle eines Bebens parallel zum Erdboden bewegen, stellen sie laut Musk eines der sichersten Umfelder überhaupt dar, in denen man sich zu diesen Zeitpunkten aufhalten könne. Auch das Risiko, durch herabfallendes Geröll verletzt zu werden, ließe sich nahezu völlig eliminieren. Unklar bleibt bislang aber, wie genau dies geschehen soll.

Was passiert mit all der Erde, die aus dem Boden geholt wird?

Der Entsorgungsprozess sei für gewöhnlich außerordentlich teuer, zeitaufwendig, laut und in Teilen sogar umweltschädlich, heißt es im FAQ. Musks Unternehmen untersuche daher ein neues Recycling-Konzept, mit dem Erde und Schutt zu Strukturen umgewandelt werden soll, die für den Tunnelbau nutzbar seien – ähnlich dem Vorgehen beim Bau der Pyramiden. Damit könnten etwa große Mengen Zement ersetzt werden, dessen Herstellung allein für 4,5 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich sei.

Es sind also eher elaborierte Ideen als tatsächlich ausgearbeitete und spruchreife Konzepte, die Musk hier erläutert. Ob wir in wenigen Jahre täglich von elektrischen Schlitten durch das Erdreich katapultiert werden, darf daher zumindest (weiterhin) kritisch hinterfragt werden. Dass es nach wie vor mehr Fragen als Antworten gibt, hält den 45-jährigen Tausendsassa jedoch keinesfalls davon ab, mit seiner Vision ernst zu machen: So hielt seine Boring Company erst vergangenen Freitag einen ersten Testlauf der elektrischen Schlittensysteme ab – und konnte die geplante Geschwindigkeit von 125 Meilen tatsächlich erreichen. Sind seine Pläne also doch nicht fernab jeglicher Realität? Das kann nur die Zukunft zeigen. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass Musk Kritiker und den gesunden Menschenverstand gleichermaßen Lügen straft.