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Vegane Ernährung

Wissenschaftler haben eine natürliche Quelle für veganen Speck entdeckt

Ja, du hast richtig gelesen: Forscher haben nach Schweinefleisch schmeckende Algen gezüchtet.

Wenn man einem gestandenen, testosteron-geschwängerten Mann anstelle seiner täglichen Portion Speck einen Teller Seetang vorsetzen würde, dann fängt man sich wohl ziemlich schnell eine gesalzene Nackenschelle ein.

„Bei meinem geräucherten Schweinebauch verstehe ich keinen Spaß", würde er womöglich mit zorniger Stimme sagen und dann irgendein nichtssagendes Argument im Bezug auf Nick Offerman, Weißkopfseeadler und sein gottgegebenes Recht auf Schweinefleisch raushauen.

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Jetzt können wir jedoch den Göttern danken, die diese alternativen Öko-Hackey-Sack-Veganer anbeten, denn Forscher der Oregon State University haben eine Algenart entdeckt, die genau so schmeckt wie Speck.

Ja, du hast richtig gelesen: nach Schweinefleisch schmeckende Algen, ohne das ganze Gequieke.

Der besagte Seetang ist eine bestimmte Sorte der Rotalge, die schon seit über einem Jahrtausend wegen ihres intensiven und herzhaften Geschmacks beliebt ist. Normalerweise haben Rotalgen dank der darin enthaltenen Glutaminsäure (Mononatriumglutamat ist übrigens auch in Kombu sowie anderen Seetang-Arten zu finden) ein Umami-Geschmacksprofil. Dazu ist die Rotalge auch noch voller Vitamine, Mineralstoffe und Proteine—das macht die Pflanze schon seit Jahrzehnten zu einem beliebten Nahrungsmittel der Hippie-Gemeinschaft.

Aber zurück zum Speck: Laut einem Artikel der Zeitung The Oregonian begann alles vor 15 Jahren, als der OSU-Professor Chris Langdon eine schnell wachsende Rotalgen-Sorte entwickelte, um Seeohren zu füttern. Die Idee dahinter war, eine Pflanze heranzuzüchten, die das von den Meeresschnecken produzierte Ammoniak und CO2 in Protein umwandeln kann, bevor sie selbst zum Schneckenfutter wird.

Zwar beendete Langdon das Projekt nach einer Weile wieder, die Rotalgen-Art pflanzte er jedoch weiter an. Und so fand er dann zu seiner Überraschung auch heraus, dass seine Kreation gebraten oder geräuchert genau so schmeckt wie Speck.

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Neben dem extrem gefragten Geschmack hat der Seetang auch wegen seines schnellen Wachstums großes Potenzial. Michael Morrissey, der Leiter des Food Innovation Centers der Universität, meinte gegenüber dem Oregonian, dass man die Rotalge wohl für ungefähr 60 Dollar pro Pfund verkaufen könnte.

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Jason Ball untersucht die neue Rotalgen-Sorte. (Foto: bereitgestellt von OSU/Stephen Ward)

Dazu kommt noch, dass das Oregon Department of Agriculture den OSU-Forschern finanzielle Unterstützung bei der Untersuchung potenzieller Lebensmittelverwendungen zusicherte. Daraufhin haben sich die Forscher mit Jason Ball in Verbindung gesetzt, einem ehemaligen Praktikanten von René Redzepis Nordic Food Lab. Ball hat nämlich viel Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Algenarten.

Im Gegensatz zum natürlich geernteten Seetang, der im NFL verwendet wird, ist die Speck-Rotalge selbst angebaut. Somit werden nicht nur die höchst empfindlichen Ökosysteme der Meere geschont, sondern auch sichergestellt, dass man eine immer gleich bleibende Zutat zur Verfügung stehen hat. Ball experimentierte dann mit dem Speck-Seetang, indem er damit Ramen-Nudeln, Veggie-Burger, Studentenfutter, Salzersatz und sogar Bier herstellte.

Das erste kommerzielle Produkt, in dem die Rotalge Verwendung finden wird, ist jedoch ein Salatdressing (Wir wissen genau, was du jetzt denkst: Da wurde natürlicher veganer Speck gefunden und das Ganze wird jetzt für ein Salatdressing hergenommen?!). Diversen Berichten zufolge wollen die Forscher den Seetang jedoch auch als Geschmacksverstärker bei Reis-Crackern sowie bei Erdnuss-Popcorn-Krokant einsetzen.

Allerdings kann die Rotalge auch einfach nur als Ersatz für den guten alten Schweinebauchspeck herhalten. „In der Pfanne angebraten", meinte Ball in einem OSU-Statement, „kommt die Rotalge leicht und knusprig daher und erinnert mit ihrem herzhaften, salzigen Geschmack an Speck."

Jetzt müssen die Forscher nur noch herausfinden, wie man die US-Bürger davon überzeugt, anstelle von Schweinefleisch Seetang auf den Läufen ihrer Waffen zu brutzeln.