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Obst

Pfirsich-Popos made in China oder Foodporn 2.0

Wir haben es schon immer gewusst: Obst und Ärsche gehören zusammen. Darum war es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Pfirsich seinen eigenen Tanga bekommt. Made in China, versteht sich.
Photo courtesy of Fruithunters

Bei uns im Westen sind die kurvigen Pfirsiche reif und können vernascht werden, in China hingegen werden sie erst einmal hüftabwärts sexy verpackt.

Vor drei Tagen haben die Chinesen im ganzen Land den Valentinstag romantisch begangen—ein Feiertag, an dem es einfach nicht ausreicht, wenn du deiner Flamme nur eine billige Rose oder eine Tafel Schokolade aus dem Supermarkt andrehst. In China haben die Leute verstanden, was Männer und Frauen wirklich wollen und sind deswegen ganz verrückt nach kleinen Pfirsich-Kisten, in denen die Früchte mit extra angefertigten Dessous daherkommen. Auf diese Weise wird auch (endlich!) deutlich, dass die Vergleiche zwischen der sinnlich-ästhetischen Frucht und knackigen, runden Ärschen alles andere als unangebracht sind. Eine Kiste mit neun aufreizenden Pfirsichen kostet knackige 398 Yuan (rund 48 Euro) bei Taobao, Chinas Version von eBay.

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Fruithunters, eine Firma mit Sitz in Nanjing im Osten Chinas, hat die Geschenkboxen kurz vor der chinesischen Version des Valentinstags, am 2. August, herausgebracht. Sie haben dort rund um die Uhr gearbeitet, weil Turteltauben im ganzen Land ihren besseren Hälften und Schatzis—und manche auch ihren Eltern (WTF?)—die Pfirsich-Kiste schenken wollten. Ich habe mit Yao Xiao Yang, dem Gründer von Fruithunters, gesprochen, der mir erklärt hat, was ihn zu seinen süßen Produkten inspiriert hat und warum sie bei Fruithunters, trotz des stolzen Preises, Schwierigkeiten haben, mit der Nachfrage Schritt zu halten.

Was hat dich dazu inspiriert, Unterwäsche für Pfirsiche zu kreieren? Yao Xiao Yang: Mich haben literarische Werke inspiriert. Denn unser alltägliches Verständnis von Früchten geht nicht weit genug. Früchte sind ein wundervolles Geschenk der Natur. Und in der Weltliteratur sind sie durchaus sexuell konnotiert. Auch die Namen von einigen Früchten sind recht selbsterklärend, wie etwa der Sodomsapfel und die Nippelpflanze. In einem alten ägyptischen Schriftsystem stand Granatapfel für Brüste, und ein französischer Poet hat Frauen-Popos mit Melonen im Sonnenschein verglichen. Und auch ein gewisser James Joyce hat in Ulysses ähnliche Vergleiche gezogen.

Bei Pfirsichen hilft natürlich, dass sie wirklich wie Hintern aussehen … Birnen, Pfirsiche und Aprikosen sehen allesamt aus wie sexy Popos, aber auch viele weitere Früchte ähneln in ihrer Form aufreizenden Körperteilen. Die Leute in Asien sind bisher nicht so direkt auf die sexy Form von vielen Früchten eingegangen. Im Gegensatz zu den Leuten im Westen, die da schon deutlich offener sind. Indem wir den Pfirsichen Unterwäsche anziehen, zeigen wir die natürliche Schönheit von Früchten auf. Wir verdeutlichen den Leuten, dass Früchte sexy und echte Gottesgeschenke sind. Das war die Inspiration hinter unseren Produkten.

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Wie lief es mit dem Verkauf? Anfang des Monats, also kurz vor dem chinesischen Valentinstag, haben unsere Verkaufszahlen ein neues Allzeithoch erreicht. Mit jedem Tag konnten wir mehr Produkte verkaufen, vor allem weil viele Leute im Internet über unsere Pfirsiche sprachen. Wir mussten deswegen die Preise etwas erhöhen, aber selbst das hat noch nicht ausgereicht, um mit der hohen Nachfrage mithalten zu können. Noch immer kommen wir mit der Unterwäscheproduktion und Pfirsichlieferung nicht nach. In den Tagen vor und nach dem Valentinstag hat niemand von uns ein Auge zugemacht oder sich ausruhen können. Wir haben die ganze Zeit nur Online-Bestellungen bearbeitet.

Wie sieht euer durchschnittlicher Kunde aus? Viele junge Leute und vor allem Mädchen kaufen bei uns. Ebenso verschenken viele Töchter unsere Produkte an ihre Eltern, um ihnen so einen schönen Valentinstag zu wünschen.

Einige Firmen sollen eure Idee schon kopiert haben … Ja, sogar recht viele. Die meisten von ihnen sind aber Online-Shops. Sie haben vielleicht unsere Idee geklaut, doch ihre Verkaufszahlen werden gering bleiben. Schließlich ist die Pfirsich-Saison bald vorbei. Und auch wenn sie kleinere Werkstätten finden, die ihnen mit der Unterwäsche behilflich sind, werden sie nie im Leben eine so ansprechende und aufreizende Kiste wie wir auf den Markt bringen.

Also werdet ihr sie nicht verklagen? Wenn große Unternehmen auf die Idee kommen sollten, unsere Produkte zu kopieren, werden wir uns dagegen juristisch zur Wehr setzen. Bei kleineren Unternehmen finde ich nicht, dass das erforderlich ist—wenn die unsere Ideen kopieren, zeigt das doch nur, dass wir erfolgreich sind. Wir werden weiter innovative und kreative Ideen entwickeln. Wir haben auch schon ein paar neue Pläne für weitere Früchte.

Ihr habt auch Kritik einstecken müssen dafür, dass es unmoralisch sei, Früchte in sexy Unterwäsche zu stecken. Was antwortest du diesen Leuten? Es gibt unterschiedliche Sichtweisen und Interpretationen zu unseren Produkten und die meisten von ihnen sind ziemlich fehl am Platz. Wir haben nie unser ursprüngliches Konzept erklärt oder verraten, was uns dazu inspiriert hat. Viele Leute werfen uns vor, dass wir Sittenstrolche sind. Aber das zeigt doch nur, dass sie nichts über Früchte verstanden haben. Wenn unsere Produkte schon für einen Verfall der Moral stehen, was ist dann erst mit Grid Girls im Motorsport und Showgirls in vielen Fernsehsendungen, um nur ein paar recht harmlose Beispiele zu nennen? Wir waren einfach nur die ersten, die ihre Kreativität auf Früchte anzuwenden wussten. Unser Anspruch ist es, das Konzept von gutem Geschmack in seinen verschiedenen Facetten darzustellen.

Danke für das Gespräch.

Anmerkung des Autors: Leider endet bald die Pfirsich-Saison, weswegen Fruithunters seine Produktion von sexy Pfirsichen einstellen muss. Das ist aber kein Grund, in Panik auszubrechen. Denn Yao zufolge sind sie schon am nächsten Produkt dran. Er wollte nicht mehr ins Detail gehen, aber in einem guten Monat können wir wohl mit dem nächsten sexy (Obst-)Stück rechnen. Auf jeden Fall würden wir uns nicht wundern, wenn dabei auch Bananen eine Rolle spielen.