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Rassismus

Italienischer Fußballer zeigt Faschisten-Gruß und kommt ungeschoren davon

Ein Serie-B-Spieler streckte nach seinem Treffer den rechten Arm in die Höhe. War doch nur „scherzoso", meint sein Verein. Und die italienischen Gazetten nicken, als sei nichts geschehen.

In der zweiten italienischen Liga, der Serie B, kam es am Wochenende zu einem Skandal. Oder sagen wir besser: Hätte es kommen sollen.

Das ist geschehen: Beim Spiel zwischen Lanciano und Modena gelang Federico Di Francesco der Ausgleich für die Heimmannschaft, worauf er Richtung Fankurve sprintete und den rechten Arm nach oben streckte. Wie das obige Video zeigt, erinnert die Jubelgeste eindeutig an den faschistischen Gruß. Völlig zurecht beschwerte sich die Jüdische Gemeinde Italiens (UCEI) und verglich die Aktion mit den widerlichen Jubelaussetzern der Lazio-Legende Paolo Di Canio, der sich selbst einen Faschisten nannte.

Jetzt würde man eigentlich erwarten, dass der italienische Verband gegen Di Francesco vorgehen und ihn in irgendeiner Form bestrafen würde. Tut er aber nicht. Grund dafür ist eine Stellungnahme des Vereins, die seinen Kicker entlasten soll. Bei der Kritik handle es sich um eine „äußerst ordinäre Instrumentalisierung" der Szene, da es „komplett offensichtlich" sei, dass der Jubel in „freudiger und scherzhafter Natur" geschah.

Und die italienischen Medien schlucken die Erklärungen, ohne auch nur einen Hauch von kritischer Auseinandersetzung zu zeigen. Anstatt zu hinterfragen, wird unreflektiert nachgeplappert: Die Lanciano-Fanszene sei bisher nicht als „rechts" aufgefallen und der Spieler—beteuert seine Familie—ebenso wenig. Also muss es sich wirklich um ein einfaches Missverständnis handeln, Fall abgehakt. Mit dem Wort Missverständnis hatte sich übrigens auch Di Canio gerne rausgeredet. Vielleicht hat ihm aber auch sein Name geholfen. Denn Federico ist der Sohn von Eusebio Di Francesco, dem Trainer der Überraschungsmannschaft der Serie A, Sassuolo.

Selbst die Jüdische Gemeinde Italiens hat nach Lancianos Pseudo-Erklärung den Fall ad acta gelegt. Wahrscheinlich weiß man nur zu gut, dass man sich gegen den italienischen Verband und die zahlreichen rechts gerichteten Fans im Lande (wie dumme Fan-Kommentare auf den Vorfall zeigen) besser nicht anlegen sollte. Was will man auch von einem Verband erwarten, dessen Präsident, Carlo Tavecchio,von der UEFA bereits wegen rassistischer Äußerungen gesperrt wurde?

Darum sprechen wir aus, was in Italien fast niemand sagen will. Federico Di Francesco hat eindeutig den Faschisten-Gruß gezeigt. Der junge Mann ist 21 Jahre alt und sollte wissen, was es mit dieser Geste auf sich hat. Und selbst wenn ihm die Bedeutung dessen nicht bewusst war: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Di Francesco nicht zu bestrafen, sendet eindeutig ein falsches Signal aus und ist das Letzte, was der italienische Fußball aktuell gebrauchen kann.