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Politik

2012 ist noch gar nichts; 2020 wird es wirklich schlimm

Peter Turchins Arbeit legt nahe, dass Gewaltausbrüche in den USA alle 50 Jahre ihren Höhepunkt erreichen, und datiert die nächste Phase von Gewalt und Aufruhr auf 2020.
Jamie Clifton
London, GB
Peter Turchin

Illustration von Daniel David Freeman

Peter Turchin ist ein russisch-amerikanischer Wissenschaftler, der sich mit Populationsbiologie beschäftigt und Theorien entwickelt, mit denen er die Zukunft voraussagt, indem er „temporär variierende Prozesse und die Suche nach kausalen Mechanismen“ durch die Geschichte hindurch verfolgt. Er nennt sein Spezialfeld „Kliodynamik“ und nachdem er einen Artikel über seine Forschungen im Wissenschaftsjournal Nature veröffentlicht hat, bekommt er viel öffentliche Aufmerksamkeit..

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Peters Arbeit legt nahe, dass Gewaltausbrüche in den USA alle 50 Jahre ihren Höhepunkt erreichen, und datiert die nächste Phase von Gewalt und Aufruhr auf 2020. Man könnte sich an den Maya-Weltuntergangsunsinn erinnert fühlen, mit dem Unterschied, dass Peters Theorie das Ergebnis harter Arbeit eines anerkannten Wissenschaftlers ist, und nicht das eines Haufens toter Typen aus Mittelamerika. Wir haben mit Peter gesprochen, um herauszufinden, warum die USA in acht Jahren zu einer Hölle der Gewalt wird.

VICE: Können Sie mir Ihre Kliodynamik-Theorie erklären?
Peter Turchin: Sicher. Geschichtliche Studien haben ergeben, dass die Gesellschaft langfristige Gewaltzyklen durchlebt. Diese Zyklen bauen sich etwa 100 Jahre lang auf, und dann bricht die Gewalt aus, oder Umbrüche finden statt, die etwa 15 Jahre lang andauern. Dann sind die Menschen es leid, und die nächste Generation kehrt wieder zum friedlichen Leben zurück. Die Enkel dieser Generation werden dann ihrerseits wieder Probleme machen und eine neue Gewaltwelle ins Rollen bringen. Meine Theorie geht davon aus, dass die USA im Jahre 2020 wieder so weit sein wird.

Wie definieren Sie „Gewalt“ in Ihrer Theorie?
Ich habe mich in meiner Forschung mit drei Arten der Gewalt beschäftigt. Zunächst einmal Gewalt zwischen verschiedenen Gruppen, was im modernen Amerika mit Aufständen und Krawallen gleichzusetzen ist. Dann gibt es die Gewalt von Gruppen gegen Einzelpersonen, z. B. Lynchjustiz. Gewalt von Einzelpersonen gegen Gruppen bezeichnen wir als Amoklauf.

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Wie z. B. die Batman-Schießerei?
Ja, genau. Aber Columbine, Virginia Tech und der Bombenanschlag von Timothy McVeigh sind bessere Beispiele, da sich Amokläufe normalerweise gegen große Institutionen richten, wie das Bildungssystem oder die Regierung. Diese Art von Zwischenfällen ist in der letzten Generation 20 Mal häufiger vorgekommen als zuvor.

Was verursacht deiner Meinung nach diese Unruhen?
Historisch gesehen gehen die Probleme immer von Menschen in Machtpositionen aus, und vor allem von denen, die die höchste Macht für sich beanspruchten. Es gibt zu viele politische Akteure, die alle versuchen, an die Macht zu kommen und frustriert sind, wenn es ihnen nicht gelingt, und so beginnen Revolutionen: Wenn Angehörige der Elite versuchen, die bestehende politische Ordnung umzuwerfen, um ihre eigene Situation zu verbessern.

2020 haben wir nochmal mit Turchin gesprochen und ihn gefragt, was als Nächstes kommt

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