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Popkultur

Die Red Hot Chili Peppers wurden zur "schlechtesten Band der Welt" erklärt

"Faith No More für Arme, vergesst das nie.“ – Wir haben das überprüft.
Zwei Mitglieder der Red Hot Chili Peppers

So sehr es mir schmerzt, diese Worte zu schreiben, und ich mich wahrscheinlich gleich dafür mitsamt brennender Fackel in einen Benzintank stürzen werde, ich kann einfach nicht anders. Ich muss es einfach sagen. OK. Es kann sein, dass FOX News etwas Richtiges gesagt hat. Ja, ich weiß, ich weiß … Aber bevor ihr jetzt alle unsere Büro-Adresse googelt, um uns Pakete mit Kot und/oder Tom Odell-CDs (wie gesagt: bitte keinen Kot) zuzuschicken, hört mir bitte kurz zu.

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Fox News-Moderator Greg Gutfeld—ein Mann, der berüchtigt dafür ist, objektiv schlechte Meinungen wie „eine Waffe ermächtigt eine Frau mehr, als es der Feminismus jemals könnte“ und „Fortschrittliche sind, in gewisser Weise, wie Doritos“ zu vertreten—hat soeben einen dicken verbalen Haufen auf das Erbe der Red Hot Chili Peppers gesetzt. Während eines Segments, das den Name „Greg’s Musical News“ trägt (und eigentlich überhaupt nicht existieren sollte, aber OK), berichtete Gutfeld über die Gorilladame Koko, die vor Kurzem von RHCP-Bassist Flea für eine Jam-Session besucht wurde. Für die feinen Ohren von Herrn Gutfeld war Kokos Bassspiel (das—bei allem Respekt für Koko, die schlauer als so ziemlich jeder FOX News-Moderator sein dürfte—einfach furchtbar klang), „eine unglaubliche Verbesserung zu den Red Hot Chili Peppers: der schlechtesten Band der Welt.“ Nachdem er sich noch über das Alter von Anthony Kiedis lustig gemacht hatte, versetzte er den vier Kaliforniern den finalen Todesstoß: „Red Hot Chili Peppers: Faith No More für Arme, vergesst das nie.“

RHCP hatten eine gute Karriere. Ja, eine außerordentliche Karriere sogar. Alles, was sie zwischen den Jahren 1984 und 2002 veröffentlicht haben, gilt gemeinhin als amtlicher und gut gemachter Cossover-Funk-Rock (abgesehen von diesem Moment vielleicht, in dem John Frusciante, der beste Ex-Chili Pepper überhaupt, Fistbumps in der Mülltonne macht). Andererseits ist ihre aktuelle Live-Show ein fremdschaminduzierendes Trauerspiel voller Kickjumps und Selbstgefälligkeiten. Flea hat die amerikanische Nationalhymne gleich zwei Mal bei Sportveranstaltungen als Bass-Solo aufgeführt und beide Male klang seine Performance nach außer Kontrolle geratenen Darmwinden. Dann passierte noch dieses Artwork und—jetzt mal ernsthaft—was zur Hölle soll „Can't stop the spirits when they need you / Mop tops are happy when they feed you / J. Butterfly is in the treetop / Birds that blow the meaning into bebop“ überhaupt bedeuten?!! Vielleicht war es einfach an der Zeit, dass jemand RHCP zur schlechtesten Band der Welt erklärt, oder?

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Aber mal ernsthaft. Sind denn Red Hot Chili Peppers wirklich DIE schlechteste Band der Welt? Klare Sache: Nein, natürlich nicht. Du gewinnst nicht sechs Grammys und verkaufst Abermillionen Platten, wenn du schlimmer klingst als die Garagenband von nebenan. Und überhaupt: Ist nicht eine schlechte Chili Peppers-Coverband noch schlechter als schlecht? Spielt das Original in diesem Falle wirklich eine Liga unter der Kopie? Wir wollten das genau wissen und haben die RHCP-Performance des Songs „By The Way“ mit der einer Coverband verglichen, die laut YouTube-Beschreibung das „worst cover ever“ abliefern. Na dann:

Das Red Hot Chili Peppers-Original

Zehntausende Fans schreien sich die Seele aus dem Leib, sobald das Intro des legendären Songs erklingt. Hier muss keiner mehr überzeugt werden, den Text mitzusingen, hier können sich die Peppers bedingungsloser Liebe sicher sein. Vielleicht klingt Sänger Anthony deshalb so unmotiviert leiernd und trifft den ersten Refrain … fast. Und auch das anschließende „Wowowowow“ tut dem Song weh. Immerhin, seine Bandkollegen nutzen die riesige Bühne, um so begeistert rumzurennen, als ob sie den Track nicht schon mehr als zehn Mal gespielt hätten. Insgesamt doch ganz ordentlich—abgesehen vom Gesang, dem man eigentlich wohlwollend auch nur vorwerfen kann, nicht wie auf Platte zu klingen. Highlight: Bassist Flea, dessen improvisierte Lines wie immer für feuchte Hosen sorgen.

Das RHCP-Cover

Eine Coverband darf nicht auf ungeteilte Gegenliebe hoffen—erst recht nicht als ehrenlose Schülerband. Immer muss sie sich am Original (also der allen bekannten, perfekten Radioversion und eben NICHT der Live-Version) messen. Das versuchen die tapferen Jungs hier mit einer engagierten Live-Performance zu kompensieren—denkt jedenfalls der Sänger. Sein Gesang klingt auch nichtmal schlechter als der seines Vorbilds, nur eben anders leiernd. Dafür sind seine Dance-Moves ein echter Pluspunkt. Leider sind seine Bandkollegen weitaus weniger on fire. Der Drummer verkackt die Übergänge, die Gitarrenspieler imitieren Litfasssäulen, ein trauriges Bild.

Wer ist hier die bessere Band? Dann doch die Red Hot Chili Peppers. Fox News hat also (mal wieder) nur Unsinn erzählt.