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Die längste Wahl der Welt

Gerd Honsik leugnet in einer Rede an Norbert Hofer erneut den Holocaust

„Mit mindestens 11 Millionen Mordopfern die verhungerten, muss also das deutsche Volk als Opfervolk des größten rassistischen Genozids aller Zeiten bezeichnet werden."

Bereits Anfang April veröffentlichte der verurteilte österreichische Neonazi und Holocaustleugner Gerd Honsik einen geschichtsrevisionistischen Radiobeitrag im mutmaßlich von ihm selbst betriebenen Onlineradio „Radio Deutsch-Österreich". In diesem Beitrag, der eine Art Rede an den FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer ist, leugnet Honsik erneut den Holocaust.

So fragt sich Gerd Honsik in dem Beitrag etwa, was passieren würde, wenn die Öffentlichkeit erfahren würde, dass der „Diplomingenieur Wolfgang Fröhlich bald 13 Jahre Kerker abgesessen haben wird", weil sich dieser weigert, an den „nach dem gleichnamigen Film benannten Holocaust" zu glauben. Weiters spricht Honsik vom durch die Nürnberger Prozesse „für alle Zeiten unverrückbar festgestellten Geschichtsbild", welches dem Nationalsozialismus „einen Genozid mit sechs Millionen Opfern zuweist".

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Außerdem sinniert Honsik darüber, dass der Nationalsozialismus, „was dessen Verwerflichkeit betrifft", weit weniger schlimm gewesen wäre als die „Morde" der antifaschistischen Siegermächte nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Gerd Honsik spricht von 11 Millionen Deutschen, die durch systematisches Aushungern durch die Alliierten „allein auf Grund ihrer rassischen Zugehörigkeit" den Tod fanden.

Während Honsik den Siegermächten also ein systematisches Töten in der Nachkriegszeit vorwirft, sieht er im Holocaust keine geplante Vernichtung, sondern lediglich kriminelle Handlungen Einzelner. „Dass einzelne Deutsche, einzelne Nationalsozialisten Verbrechen begangen haben, ist unbestritten", so Honsik. Dass aber Deutsche und Österreicher einem ideologischen Vernichtungsplan Folge leisteten, negiert Honsik. Das Programm der NSDAP habe keine Ideologie außer jener des Bekenntnisses zum positiven Christentum enthalten.

Auf Grund seiner Analysen kommt Gerd Honsik schließlich zu dem Schluss, dass das „deutsche Volk als Opfervolk des größten rassistischen Genozids aller Zeiten bezeichnet werden" müsse.

Während Honsik für Heinz-Christian Strache in seiner Rede kein positives Wort übrig hat und ihn auf Grund der Aussage, der Nationalsozialismus wäre das schlimmste Verbrechen in der Menschheitsgeschichte gewesen, als „Nazijäger" bezeichnet, scheint der Neonazi und Holocaustleugner gewisse Sympathien für Norbert Hofer zu hegen. So kritisiert er Hofer zwar für dessen Zurückrudern bei der Kritik des Verbotsgesetzes, hofft aber gleichzeitig—anders als bei Strache, den er abgeschrieben zu haben scheint—auf eine Rückbesinnung Hofers auf die nationalen Werte der „Gründerväter".

In dem Beitrag fordert Honsik FP-Kandidat Hofer immer wieder auf, sich im Falle seiner Wahl zum Bundespräsidenten für die Abschaffung des „bestialischen" Verbotsgesetzes stark zu machen und verurteilte Holocaustleugner wie Gottfried Küssel und Wolfgang Fröhlich zu begnadigen und aus „dem Kerker" zu entlassen. Zum Schluss wünscht er Hofer alles Gute für dessen Wahlkampf und schließt mit den Worten: „An Feigheit besteht überhaupt kein Bedarf."

Dass dieser Radiobeitrag ein gerichtliches Nachspiel haben wird, ist unwahrscheinlich. Als Kontaktadresse des Senders ist eine Adresse im spanischen Malaga angegeben. Spanien war schon in den 90er Jahren der Zufluchtsort Honsiks, da es dort kein Verbotsgesetzt gibt und er nicht wegen Holocaustleugnung belangt werden konnte. Erst durch einen europäischen Haftbefehl konnte Honsik festgenommen und der österreichischen Justiz überstellt werden. 2009 und 2010 wurde Honsik zu einer Gesamtstrafe von sechs Jahren Haft verurteilt, allerdings am 8. September 2011 aufgrund seines hohen Alters und seiner sozialen Integration in Spanien vorzeitig wieder entlassen. Es ist davon auszugehen, dass sich Honsik derzeit in Spanien aufhält.

Paul auf Twitter: @gewitterland